Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
mir genauso, Süße!“
„ Euer Strahlen lässt selbst die Sonne vor Neid erblassen!“
„ Ich bin grad so glücklich, Kay.“
„ Und ich bin glücklich, wenn du glücklich bist.“
„ Ich könnte die ganze Welt umarmen ...“
„ Ich würde mich freuen, wenn du fürs Erste mit mir vorlieb nehmen könntest!“
Eine leichte Röte, die mir fühlbar in die Wangen steigt, ist der einzige Hinweis darauf, dass ich mich nicht ausschließlich auf Rheena konzentriere.
Von Kays und meiner kleinen, gedanklichen Kommunikation bekommt niemand etwas mit.
Ich bin noch damit beschäftigt, mich wie ein kleines Kind aufzuführen und gemeinsam mit Rheena Händchen haltend auf und ab zu hopsen wie zwei Gummibälle, als ich aus dem Augenwinkel heraus eine geballte Ladung Östrogen wahrnehme … gemixt mit einer Anstaltspackung Botox!
Miriam!
Und an ihrer Seite … nein, nicht etwa Nelly-Melly-Silvia.
Die sitzt nämlich ganz hinten in der Ecke des Speisesaals und wurde, so vermute ich mal, von Miriam einfach ausrangiert wie ein paar unmodern gewordener Schuhe.
Beinahe könnte sie mir leid tun … aber eben nur beinahe.
So großzügig bin ich dann doch wieder nicht.
Auch wenn Nelly-Melly-Silvia dumm ist wie Brot und sich vermutlich gar nicht darüber im Klaren war, dass sie von Miriam für ihre Hinterfotzigkeiten schamlos ausgenutzt wurde.
Doch einem anderen Menschen, respektive mir, Schaden zuzufügen, nur weil man irgendwie dazu gehören will, das kann und will ich nicht akzeptieren.
So viel Dummheit gestehe ich selbst Nelly-Melly-Silvia nicht zu.
„Hiiiiiiiiii!“
Die quietschend hohe Stimme fährt mir durch Mark und Bein und beschert mir eine dicke Gänsehaut.
Grundgütiger!
Mit weit aufgerissenen Augen starre ich auf den Doppelpack Sexbomben, der soeben mit wiegenden Hüften die letzten Schritte in unsere Richtung zurücklegt.
Gerade bin ich dabei, die beiden (wenn auch ungern) zu begrüßen, als ich – zum Glück noch rechtzeitig – erkenne, dass das freundliche Hiiiiiiiiii gar nicht uns allen gilt, sondern ausschließlich Kay.
Der steht da, als habe ihn der Pfefferminz-Schlag getroffen.
„ Du lieber Himmel!“
Kays Stimme in meinem Kopf ist so voller Entsetzen, dass ich ihn für seinen unbeteiligten Gesichtsausdruck gnadenlos bewundere.
The Voice streckt Kay eine klobige Hand mit schreiend violett lackierten Fingernägeln – ach was, das sind Krallen - hin und säuselt: „Ich bin Mosley-Kira Tolley … und wer bist du?“
„ Moskito!“
Kay, wohlerzogen und höflich, will gerade Miriams neuer bester Freundin die Hand geben, als er kaum merklich zögert.
„ Was?“
Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht laut loszuprusten.
„ Na, Moskito … Mos -ley Ki -ra To -lley … Mos-Ki-To!“
Wobei, wie eine Stechmücke sieht sie ja nun wirklich nicht aus … eher wie eine Hummel, die sich vergeblich bemüht, wie eine Wespe auszusehen.
„ Großer Gott, Baby. Willst du, dass ich mir vor Lachen in die Hose mache?“
Nur in Kays kobaltblauen Augen funkelt es verräterisch, als er sich Moskito vorstellt.
„Nett, dich kennen zu lernen, Mos …“, er räuspert sich, „Mosley. Mein Name ist Kay.“
Und dann, mit einem kleinen Seitenhieb auf Miriam, fährt er trocken fort: „Aber das wusstest du sicher schon.“
Das gezierte Gekichere ist zu viel für meine Nerven.
Da sich die Aufmerksamkeit der Stechmücke konzentriert auf Kay richtet, schalte ich meine Ohren auf Durchzug und erlaube mir, völlig ohne schlechtes Gewissen, eine kurze Bestandsaufnahme durchzuführen.
Rheena und Lily haben sich bei mir eingehakt und tun es mir gleich.
Während Miriam in ihren knallengen Jeans und dem bauchfreien Rollkragenpullover geradezu züchtig gekleidet ist, passt Moskito in ihrer Aufmachung wohl eher ins Rotlichtmilieu.
Ein knall-pinkes Stretchkleid, das den Namen Kleid nicht wirklich verdient, endet kurz unter einem so ausgeprägten Hintern, dass Jennifer Lopez ihren Titel „The Butt“ getrost abhaken kann, sollte sie jemals gemeinsam mit Moskito in der Öffentlichkeit gesichtet werden.
Das Kleid ist so verdammt eng, dass sie vermutlich dazu gezwungen ist, mit ihren Ohren zu atmen … groß genug dafür sind sie jedenfalls! Sie lugen beidseits aus den wasserstoffblonden Fusseln hervor und verleihen dem ohnehin absurd geschminkten Gesicht ein groteskes Aussehen.
Und gerade diese Absurdität ist es, die es nahezu unmöglich macht, die darunter liegende Schönheit zu erkennen.
Der anständige Teil
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