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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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einfach nur warm – zehrte an mir. Jeder Wintertag
war genauso eiskalt, nass und deprimierend wie der zuvor. Kein Wunder, dass
sich die Vampire hier so wohlfühlten. Ich stellte meinen Wagen auf einem fast
leeren Parkplatz ab. Jetzt nach Weihnachten wirkten die vom Wetter
ausgebleichten Festdekorationen wie trostlose kleine Flaggen, die
schicksalsergeben im Wind flatterten.
    Zuerst ging ich zu dem
chinesischen Imbiss. Ich stellte mich in die Schlange und hatte gerade
bestellt, als mein Handy klingelte. Jake. Bei jedem anderen wäre ich nicht
rangegangen, da ich nicht gerne in der Öffentlichkeit telefonierte, aber bei
Jake hatte sich in mir irgendwann das Gefühl festgesetzt, dass jeder verpasste
Anruf eine Katastrophe auslösen konnte.
    Â»Hi, Sissi.«
    Â»Selber hi.« Mit einem
verlegenen Blick gab ich der Chinesin meine Kreditkarte. Sie würde ein
großzügiges Trinkgeld von mir bekommen, da ich mich schließlich sehr unhöflich
benahm. »Was ist los?« Ich griff nach der Tüte vom Tresen und ging Richtung
Tür.
    Â»Ich wollte nur wissen, ob ich
dich morgen zum Essen ausführen darf.«
    Â»Echt jetzt?« Und schon war ich
wieder draußen in der Kälte.
    Â»Du brauchst gar nicht so
überrascht zu klingen.« Ich war drauf und dran, ihm all die Gründe aufzuzählen,
warum das sehr wohl angebracht war, aber ich ließ es bleiben. »Und totale
Erschütterung ist auch etwas übertrieben«, fügte er hinzu, als ich nichts
sagte.
    Â»Tut mir leid, Jakey. Ich bin
gerade draußen unterwegs und versuche, nicht auf dem Eis auszurutschen.«
    Â»Aha. Also, bist du dabei?«
    Â»Bin dabei. Um welche Uhrzeit?«
    Â»Sechs?«
    Â»Alles klar. Soll ich dich
abholen?«
    Â»Klingt gut.«
    Â»Hab dich lieb, Jake.«
    Â»Hab dich auch lieb.«
    Ich stellte unser Essen auf den
Beifahrersitz, ging dann vorsichtig um den Wagen herum zur Fahrertür und fuhr
zum Einkaufszentrum. Heute wollten bestimmt jede Menge Kunden dort etwas
umtauschen – ich war sicherlich nicht die Einzige, die den hässlichsten Gürtel
der Welt bekommen hatte.
    Das Shoppingcenter war u-förmig
um den Kundenparkplatz herumgebaut. Ich fand eine zentral gelegene Lücke, die
vom Schneepflug frisch freigeschaufelt worden war, und stieg aus, um den Rest
des Weges zu Fuß zu gehen. Vorher schaute ich aber noch einmal in die
Schachtel, um sicher zu gehen, dass die Quittung immer noch da war. Ein Hoch
auf den vernünftigen Peter.
    Direkt vor mir fuhr ein Auto in
eine Parklücke. Ich klappte die Schachtel wieder zu und machte mich auf den Weg
zu den Läden. Die Fahrerin des anderen Autos stieg aus und ging ebenfalls
schnellen Schrittes Richtung Einkaufszentrum – nicht weiter verwunderlich, da
es hier draußen ziemlich kalt war. Sie hatte sich mit einem modischen Parka mit
Fellkapuze gegen das Wetter gerüstet und drückte etwas gegen ihre Wange, als
würde sie telefonieren.
    Während ich sie beobachtete,
wurde mir bewusst, dass auch sie mich beobachtete. Kluge Mädchen achten auf so
etwas. Na ja, vielleicht nicht alle klugen Mädchen, aber in meinem Fall war es
noch keine zehn Stunden her, dass ich meinen Kofferraum auf vampirische
Mitfahrer überprüft hatte. Mein Paranoiameter schlug Alarm. Sie hatte die Hand
ans Ohr gehoben, als hielte sie ein Telefon, aber ich konnte keines sehen.
Außerdem kam sie näher, als mir lieb war, aber Handystrahlung macht ja
bekanntlich blöde. Ist wissenschaftlich erwiesen.
    Wir gingen an einer Reihe
geparkter Autos vorbei und umrundeten anschließend einen kleinen, vom
Schneepflug geschaffenen Hügel. In diesem Moment bemerkte ich, wie eine zweite
Person aus dem Auto der Frau stieg. Ich blieb stehen, und als die Erste sich zu
der anderen umdrehte, sah ich, dass sie tatsächlich nichts in der Hand hielt.
    Ich wirbelte herum und rannte
zurück zu meinem Wagen.

Kapitel 24
    Â 
    Während
ich vor meinem Auto hektisch nach meinen Schüsseln suchte, hörte ich hinter mir
Absätze klappern. Ein kleiner Teil von mir hoffte immer noch, dass ich
überreagierte, aber als ich die Fahrertür aufschloss und am Griff zog, packte
mich jemand an der Schulter und riss mich zurück. Einer meiner Fingernägel
wurde nach außen umgebogen und brach im Handschuh ab, sodass ich schmerzerfüllt
zischte, als die Frau mich zu Boden warf.
    Â»Feuer!«, schrie ich, da ich
irgendwann einmal gehört

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