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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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hatte, dass das mehr Aufmerksamkeit als »Hilfe!«
erregte. »Hier brennt’s!« Mühsam richtete ich mich auf und lehnte mich gegen
die Autotür. Der Dienstausweis in meiner Manteltasche leuchtete strahlend hell.
Toller Zeitpunkt für eine Warnung.
    Die beiden Frauen standen über
mir und hatten die Köpfe geneigt, so als würden sie auf etwas lauschen, das ich
nicht hören konnte. »Was wollt ihr?«
    Winters Blut? Scheiße. Wussten
sie davon? Ich tastete nach meiner Handtasche, die ich natürlich fallen
gelassen hatte. »Passt auf, ich gebe es euch zurück …«
    Die Erste, die mit dem Parka,
beugte sich zu mir herunter und schnüffelte. Ohne mich aus den Augen zu lassen,
sog sie die Luft tief ein.
    Â»Es tut mir leid … mein Bruder
… das versteht ihr nicht …«, stammelte ich.
    Die zweite atmete überhaupt
nicht. Ich sah, wie sich ihr Handschuh zu einer Faust ballte und sie damit
ausholte. Kreischend duckte ich mich weg, sodass sie statt mir das Auto traf.
Ich hörte, wie sich das Blech verbeulte.
    Hastig kroch ich zur Front des
Wagens. Eine der beiden packte meine Knöchel und riss mich zurück. Blind griff
ich nach etwas und erwischte Peters Geschenk, dessen pinke Verpackung sich
grell vom Schnee abhob. Die Schnalle des Gürtelungetüms kratzte über den
Asphalt, als die Frau an mir zerrte.
    Ruckartig rollte ich mich herum
– wobei ich spürte, wie alles, was in meinem Bauch gerade erst wieder
zusammengewachsen war, überdehnt wurde – und schlug mit der Gürtelschnalle
voran zu. Ich erwischte die Frau ohne Kapuze am Kiefer und brannte ihr an
dieser Stelle die Haut weg. Sie legte eine Hand auf die Wunde, und zum ersten
Mal machte sie den Mund auf – und bellte.
    Â»O Scheiße, Scheiße, Scheiße …«
Schutzsuchend rollte ich mich zusammen. Nun würde ich auf dem Parkplatz eines
Einkaufszentrums sterben, während in meinem armen, verbeulten Auto das
chinesische Essen kalt wurde – und das alles wegen eines einzigen Tropfens
Blutes.
    Die bellende Frau schaute
plötzlich hoch. Es knallte und mein Auto wippte unter der Erschütterung. Als
ich ebenfalls hochsah, stand ein Mann im Trenchcoat auf meiner Motorhaube.
    Dren.
    Â»Die Sonne ist weg, meine
Kleine. Zeit zum Spielen.« Er ging in die Hocke und musterte die beiden Frauen
verächtlich. »Aber ihr habt ohne mich angefangen, ts, ts, ts.« Heute Morgen
hatte ich noch nach ihm Ausschau gehalten, als wäre er Al Capone
höchstpersönlich – wer hätte da gedacht, dass ich mich jetzt freuen würde, ihn
zu sehen?
    Â»Dren … die …«, keuchte ich.
    Mit zusammengekniffenen Augen
starrte er die beiden an. »Ihr seid nicht gebissen – und auch nicht gebürtig. Das
würde ich riechen. Nennt mir euer Rudel.«
    Während er sprach, wichen die
Frauen plötzlich zurück. Sie wirkten orientierungslos und verwirrt.
    Â»Nein …« Dren sprang von der
Motorhaube, landete neben mir im Schneematsch und legte eine Hand an die
Sichel.
    Â»Wer bist du?«, fragte ihn eine
der Frauen. Dann wandte sie sich an ihre Freundin. »Was ist das für ein Ort? Wo
sind wir?«
    Ich informierte sie lieber
nicht, dass sie gerade noch vorgehabt hatten, mich umzubringen.
    Dren blieb zwischen mir und den
beiden stehen und schwenkte dabei seine Sichel, als würde er unsichtbare
Spinnweben aus der Luft reißen. »Ihr könnt mich sehen. Ihr wisst, was ich bin.
Geht.«
    Die beiden Frauen drehten sich
um und nahmen die Beine in die Hand. Eine rutschte auf dem Eis aus, rappelte sich
aber hastig wieder auf, um von hier wegzukommen.
    Â»Ich … ich dachte, sie wären
Werwölfe«, überlegte ich laut.
    Â»Ich ebenfalls. Rühr dich nicht
vom Fleck«, befahl er mir, dann war plötzlich keine Spur mehr von ihm zu sehen.
    Ich konnte nur hoffen, dass er
Letzteres nicht allzu wörtlich gemeint hatte, denn mein Hintern wurde im Schnee
langsam kalt. Stöhnend stand ich auf, sammelte meine Handtasche und den Gürtel
ein und setzte mich vorsichtig ins Auto. Meine Handschuhe waren ruiniert, und
der Rücken meines neuen Mantels war klatschnass. Ich zog ihn aus, drehte die
Heizung voll auf und kurbelte das Seitenfenster runter. Dadurch wollte ich
verhindern, dass Dren sich unbemerkt anschlich. Einen Moment später war er
wieder da.
    Â»Wer waren die beiden?«
    Â»Was sollte es nützen,

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