Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
Vom Netzwerk:
Restaurant auf, gerade als ein
Schwarm Wochenendheimkehrer vom College an ihm vorbeistürmte. Einer von ihnen
rempelte Lucas heftig an, entschuldigte sich aber nicht. Ich beobachtete Lucas
sorgfältig, um zu sehen, ob er wütend wurde, doch er wirkte höchstens
resigniert.
    Â»An manchen Tagen frage ich
mich, warum wir unbedingt Teil dieser Gesellschaft sein wollen«, meinte er nur,
als wir zusammen hineingingen.
    Â»Helen hat so etwas erwähnt.
Öffentliche Straßen, Steuern und so weiter …«
    Â»Das ist die Philosophie von
Harscher Schnee. Und einer der Gründe für das Zerwürfnis mit Viktors Rudel.
Winter hatte damit aber nicht unrecht. Wenn man sich von allen abkapselt, weiß
man irgendwann nicht mehr, warum man nicht einfach wahllos töten sollte, wenn
man die Gelegenheit dazu bekommt.«
    Er ließ mir den Vortritt, und
da ich wusste, dass hier drinnen freie Platzwahl herrschte, ging ich nach
hinten durch, zu einer Nische, die sich möglichst weit weg von den anderen Gästen
befand.
    Â»Wissen Sie, eigentlich sind
Sie nicht viel älter als die da«, meinte ich, während ich auf meine Bank
rutschte.
    Â»Tief in meinem Herzen schon.«
    Im vorderen Teil des
Restaurants veranstalteten die Collegekids einen ziemlichen Zirkus; sie rannten
herum, tauschten ständig die Plätze und bewarfen sich mit Gegenständen. Sie
waren bestimmt schon total betrunken und wollten wahrscheinlich noch eine Weile
weitersaufen.
    Aus dem Halbdunkel unserer
Nische heraus beobachtete Lucas sie mit funkelnden Augen. Ich fragte mich, ob
er gerade in seiner Vergangenheit gefangen war, wütend, weil er nie die Chance
bekommen hatte, sich in der Öffentlichkeit so aufzuführen – doch dann wusste
ich, wie dieses Funkeln zu deuten war. Wildheit. So hatte ich ihn bisher nur einmal
erlebt, und das unberechtigterweise: nackt in der Kampfarena. Dieser Blick
flackerte in Minnies Augen, wenn sie das Licht des Laserpointers sah – bereit
zur Jagd.
    Ruckartig richtete er seine
Aufmerksamkeit wieder auf unseren eigenen Tisch. »Wie bitte?«
    Â»Ich habe nichts gesagt.«
Plötzlich kam mir Viktor nur noch halb so verrückt vor.
    Die Kellnerin erschien. Wir
bestellten beide Burger, und als sie ging, wandte sich Lucas wieder mir zu:
»Woher wussten Sie, dass Sie um Zuflucht bitten können?«
    Â»Der Vampir, mit dem ich
befreundet bin, hat es vorgeschlagen.«
    Â»Konnte er Sie denn nicht
selbst beschützen?«
    Â»Sie«, korrigierte ich ihn,
»ist gerade indisponiert. Außerdem müsste sie tagsüber ja schlafen.«
    Â»Ah … wenn sie eine Frau ist,
klingt das schon logischer. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein
männlicher Vampir seinen Stolz so runterschluckt. Und sie ist also Ihre
Freundin?« Bei dem Begriff zog er fragend die Augenbrauen hoch. Die Kellnerin
brachte unsere Getränke.
    Â»Wir haben eine Menge zusammen
durchgemacht, sie und ich.« Ich konnte ihm zwar beteuern, dass wir Freundinnen
waren, aber glauben würde er es trotzdem nicht. »Warum hassen sich Vampire und
Werwölfe eigentlich so?«
    Â»Früher waren wir ihr
Lieblingsfutter. Wir hielten viel länger durch als normale Menschen und waren
mit einem wesentlich geringeren Kostenaufwand verbunden. Damals, in den dunklen
Zeiten, konnten sie ihre Neigungen leichter verbergen, wenn sie uns
missbrauchten. Das war lange vor Winters Strategie, unter den Menschen zu leben.
Wieder ein Aspekt der Zivilisation, von dem der Werwolf profitiert hat.« Er
deutete mit seinem Bier einen Toast an. »Und warum sind Sie die Freundin und
nicht eine Tageslichtagentin oder Spenderin – oder selbst Bewohnerin einer
Holzkiste?«
    Ich zuckte wortlos mit den
Schultern.
    Er schaute sich noch einmal im
Lokal um. »Sie haben übrigens genau die richtige Nische gewählt. Sie steht als
Einzige mit der Rückseite zur Wand und man kann von hier aus sowohl die Küche
als auch den Eingang sehen. Und die Fenster. Gute Wahl. Woher wussten Sie, dass
die hier die Beste ist?«
    Verunsichert runzelte ich die
Stirn; worauf wollte er mit dieser Demonstration hinaus? »Einfach so.« Weil ich
schon in Krankenzimmern gewesen war, in denen man von der Tür aus ein freies
Schussfeld brauchte – und das sogar schon vor meiner Zeit auf Y4 .
    Â»Ich weiß warum, selbst wenn
Sie es nicht wissen.«
    Â»Dann klären Sie mich mal auf.«
    Â»Weil Sie

Weitere Kostenlose Bücher