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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Sie brannte in meiner Brust wie der Biss einer Viper.
    Ich beschloss, dass ich mich
wegen des Schein-Dates heute nicht schlecht fühlen würde. Wenn ich mit Asher
zusammen war, stand immer diese komplizierte Erwartungshaltung im Raum, das
Was-wäre-wenn. Bei Lucas gab es keine emotionalen Komplikationen, keine
Verstrickungen, da war alles unter Kontrolle.
    Mein Handy klingelte, Anrufer
unbekannt. In meinem Bauch flatterte es kurz, doch der Rest von mir stopfte die
Aufregung zurück in die Kiste mit dem stabilen Deckel, wo sie auch hingehörte.
    Â»Hallo?«
    Â»Edie Spence?«
    Eine fremde Stimme. In diesem
Fall war mir der Anrufer tatsächlich unbekannt. »Ja?« Ich schluckte den Kloß
der Enttäuschung runter und versuchte so zu tun, als wäre er nie da gewesen.
    Â»Sind Sie allein?«
    Â»Ist das ein Telefonstreich?«
    Â»Hier spricht Viktor. Legen Sie
nicht auf.« Ich wartete. »Sie müssen mich anhören – ich bin nicht derjenige,
der Sie umbringen will. Die wollen mir das in die Schuhe schieben und suchen
nur nach einem Vorwand, damit sie mich töten können, genau wie meinen Vater
damals. Alles, was die Wölfe von Harscher Schnee Ihnen erzählen, ist gelogen.«
    Leise setzte ich mich im Bett
auf. »Warum sollte ich Ihnen das glauben?«
    Â»Ich würde es Ihnen beweisen,
wenn ich könnte.« Viktor lachte bitter. »Aber die haben mich in eine Falle
gelockt. Und jetzt wurde der Befehl ausgegeben, mich bei Sichtkontakt
umzubringen. Ich habe weder die Zeit noch die Möglichkeit, den Beweis zu
erbringen. Ich weiß nur, wie die sind und wie die schon immer waren. Sie haben
meinen Vater umgebracht, und sein halbes Rudel noch dazu. Und Sie werden sie
ebenfalls umbringen.«
    Â»Es besteht kein Grund, mich zu
töten, um an Sie heranzukommen.«
    Â»Die könnten mir die Schuld
daran in die Schuhe schieben – oder Sie haben etwas, das die wollen.«
    Â»Sie sind Werwölfe. Wir
verkehren nicht in denselben Kreisen.«
    Â»Und in welchen Kreisen
verkehren Sie dann?«
    Ich nahm das Handy vom Ohr und
schaute es stirnrunzelnd an. Im Dienst der Vampire, genau. »Ich dachte, Vampire
hassen Werwölfe, und umgekehrt.«
    Â»Oh, das tun wir. Aber vor
sieben Jahren traf sich ein Vampir aus dem Kabinett Grey mit meinem Vater, der
anschließend zu Winter ging, um über einen Waffenstillstand zu verhandeln. An
diesem Tag wurde er zum letzten Mal lebend gesehen. Winter hat ihn umgebracht,
und seinen eigenen Sohn auch, nur um zu vertuschen, was mein Vater in Erfahrung
gebracht hatte. Anschließend hat Winter behauptet, mein Vater habe Fenris
getötet, und sich dann unser Rudel einverleibt – man hat mir mein Geburtsrecht
gestohlen!«
    Ich versuchte, das alles zu
verstehen. Gleich darauf fragte ich mich, ob es sich überhaupt lohnte, denn
Viktor klang zunehmend unbeherrschter.
    Â»Was hatten Sie eigentlich
gestern in der Innenstadt zu suchen?«
    Â»Ich bin Jorgen gefolgt. Am
liebsten würde ich ihm die Kehle aufschlitzen.«
    Und er sollte der Gute sein?
Höchstens in seiner verdrehten Vorstellung. »Viktor, ich muss jetzt …«
    Â»Legen Sie nicht auf! Sie haben
Glück, dass ich Sie warne! Meinen Vater hat niemand gewarnt. Er wusste nicht,
wie skrupellos die sein können.« Viktor knurrte wie ein wildes Tier. »Schon
bald kommt der Tag, an dem Harscher Schnee bezahlen wird, das verspreche ich
Ihnen. Richten Sie ihnen das aus, wenn Sie das nächste Mal einen von ihnen
sehen.«
    Dann legte er auf, und mein
Handydisplay sprang um auf die Uhr. Es war Viertel nach sechs, und ich musste
mich für ein Date fertig machen.

Kapitel 34
    Â 
    Als
Allererstes schrieb ich Sike eine SMS : »Kennst du Kabinett Grey?« Während ich mir die
Zähne putzte, wartete ich noch auf eine Antwort, dann gab ich es auf.
    Lucas klopfte um Punkt
sieben Uhr an meine Wohnungstür. Ich machte sie nur einen Spalt weit auf und
schob mich hindurch, damit er nicht an mir vorbeisehen konnte.
    Â»Sehen Sie? Frisch geduscht.«
Offensichtlich hatte er sich noch wesentlich mehr Mühe gegeben, mit einem
weißen Hemd, einem schwarzen Jackett und einer schmalen Krawatte. Neben ihm war
ich eindeutig underdressed. Ich trug Jeans und einen weiten Pulli, der den
Gürtel mit der Silberschnalle verbergen sollte.
    Ich musterte ihn kritisch. »Die
Einladung zum Abschlussball muss ich dann wohl verpasst haben. Oder wollten

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