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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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für mich – und
vielleicht auch für andere, obwohl der Fall hoffentlich nie eintritt – Beute
sind. Sie wissen, was ich meine: ein plötzlicher Anflug von Paranoia, gemischt
mit jener ständigen Beunruhigung und vielleicht sogar Neid auf Leute, die mehr
Freiheiten und weniger Probleme haben als Sie. Doch genau dieses Gefühl, das
Sie schon Zeit Ihres Lebens in sich tragen, ist überlebenswichtig.« Lucas ließ
sich langsam gegen die Lehne sinken und durchleuchtete mich mit seinen
rötlich-braunen Augen. Ich fragte mich, ob er durch den Einfluss des nahenden
Vollmonds so entspannt und selbstsicher wirkte. Wie jedes Raubtier wusste er,
wann seine Zeit kam. »Und dieses tiefgründige Gespür für die Welt und Ihren
Platz darin hält Sie über Wasser.« Er stützte die Unterarme auf den Tisch. Es
war unheimlich, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben. Die Kellnerin rettete
mich, indem sie unser Essen brachte.
    Â»Wie ist es, ein Werwolf zu
sein?« Ich versuchte auf leichte Konversation auszuweichen.
    Lucas lehnte sich wieder
zurück. »Das hängt stark davon ab, was für ein Werwolf man ist. Führende
Werwölfe wie meine Familie, die sich jederzeit verwandeln können, sind sehr
selten. Untergeordnete, deren Blut verwässert ist und die dem Ruf des Mondes
folgen müssen, sind wesentlich stärker verbreitet. Gebissene sehen aus wie die
Werwölfe im Film: halb Mensch, halb Wolf oder etwas in der Art. Jede dieser
Spielarten hat ihre Vor- und Nachteile. Steht kein Mond am Himmel, sind wir
alle sterblich. Wenn doch, hängt alles davon ab, wie hoch der Formwandleranteil
im Blut ist.«
    Â»Aber ihr lebt nicht ewig.«
    Â»Wie mein Onkel gerade
beweist.« Lucas musterte mich prüfend. »Welche Verbindung besteht zwischen
Ihren Leuten und ihm?«
    Â»Weiß ich nicht. Und meine
Freundin auch nicht. Aber … genau wie bei den Werwölfen gehören auch bei den
Vampiren nicht alle zusammen. Ich habe eigentlich nur Kontakt zu dieser einen.«
    Â»Ist sie eine wichtige
Persönlichkeit?«
    Ich suchte in seinem Gesicht
nach einem Hinweis darauf, ob er mir etwas vormachte. Wusste er wirklich nicht,
wer Anna war? Er kam schließlich nicht von hier. »Für mich ist sie wichtig«,
antwortete ich ausweichend.
    Â»Haben Sie Angst, ihr könnte
etwas zustoßen, wenn Sie offen sprechen?«, fragte er. Ich nickte. Er entspannte
sich sichtlich. »Das lässt mich aufatmen. Familienbande kann ich verstehen, das
ist wie Rudel.«
    Ich schob die Pommes auf meinem
Teller herum und fühlte mich schlecht, weil ich etwas verschwieg. Aber es war
mir noch nie gut bekommen, wenn ich zu viel ausgeplaudert hatte. Zum Glück
klingelte in diesem Moment mein Handy, und unhöflich wie ich bin, nahm ich den
Anruf entgegen. Wahrscheinlich war es Sike. »Hallo?«
    Ein Stöhnen drang durch die
Leitung. »Wer ist da?«, fragte ich. Lucas horchte auf. »Gideon?«
    Die Verbindung wurde
unterbrochen. »Ein Freund?«, riet Lucas.
    Â»Auch eher so etwas wie
Familie. Wir müssen los.«

Kapitel 35
    Â 
    Ich
trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, während Lucas nach einer
Kellnerin suchte und ihr zwei Zwanziger in die Hand drückte, damit wir gehen
konnten. Mir war es völlig egal, dass er bezahlte, ich wollte einfach nur
wissen, was los war. Vielleicht war Viktor endgültig durchgedreht, vielleicht
war dieses Essen ja nur ein Trick gewesen, um mich von zu Hause wegzulocken –
oder vielleicht hatte Großvater herausgefunden, wie man sich in das Telefonnetz
einschaltete, und dafür gesorgt, dass Gideon mir einen Telefonstreich spielte.
Es konnte falscher Alarm sein, aber das bezweifelte ich stark.
    Lucas holte mich erst ein, als
ich schon halb bei seinem Wagen war. Schnell stiegen wir ein. »Wer ist Gideon?«
    Â»Er ist verletzt.«
    Â»Es klang aber nicht so, als
hätte er Ihnen das eben gesagt. Ich habe nur ein Stöhnen gehört.«
    Verdammte Werwölfe mit ihren
Megalauschern. Ich versuchte mir etwas auszudenken, was Gideons Verletzungen
erklären würde. »Er ist behindert.«
    Â»Oh. Scheiße.« Wir erreichten
den Freeway und Lucas trat aufs Gas.
    Obwohl die Räder zweimal
durchdrehten, war Lucas’ schwereres Gefährt schneller wieder in der Spur, als
es bei meinem Chevy möglich gewesen wäre. Wir parkten möglichst nah bei meiner
Wohnung und liefen zusammen

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