Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
hieß Lilian?«, fragte ich ganz erstaunt.
»Ja«, flüsterte er so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte. »Wieso fragt Ihr?«
»Elias und ich sollen noch mit einer Tochter beschenkt werden und mein Wunsch war es, sie Lilian zu nennen.«
Er drehte mir seinen Kopf zu, seine Augen waren blutunterlaufen. »Das ist eine gute Wahl.«
»Danke«, sagte ich und senkte betroffen meinen Kopf. Wir schwiegen eine Weile, in der der Vampir um Fassung rang.
»Ich bin hier, um Euch zu warnen.«
Mein Blick schoss hoch.
»Ihr wart recht in der Annahme, dass der Attentäter aus den Reihen der Ältesten stammt.«
»Wer?«, flutschte es mir aus dem Kopf. Nervös rutschte ich an die vorderste Kante des Stuhls und hängte mich beinahe komplett über den Tisch.
»Krischan.«
»Der Vermisste?«, hakte ich nach.
»Ja.« Merkutio räusperte sich. »Einige Ratsmitglieder mögen Euch vielleicht nicht ganz trauen oder sonstige Bedenken haben, aber niemand würde es wagen, Emilians Enkel oder Euch auch nur ein Haar zu krümmen, geschweige denn das, was unser Oberster gesehen hat, in Frage zu stellen.«
»Moment mal«, sagte ich und fuchtelte mit den Händen herum. »Es war Emilian, der Elias‘ und meine Zukunft als Könige der Vampire gesehen hat?«
Merkutio nickte. Wieso erfahre ich so etwas eigentlich als Letzte? »Krischan hat sich sicherlich aus diesem Grund abgesetzt. Er hat Angst, den Zorn seiner Brüder und Schwestern auf sich zu ziehen.«
»Könnte er nicht auch entführt worden sein oder so etwas?«
»Nein, unvorstellbar«, sagte Merkutio mit einer Sicherheit in der Stimme, dass ich nicht anders konnte, als ihm zu glauben. »Außerdem gibt es da einen Punkt, der Krischan eindeutig belastet.«
»Der wäre?«
»Ich bin der einzige, der sein Geheimnis kennt. Er liebt einen Sukkubus und hat Kontakt zu mehreren dieser Art.«
Ich fühlte mich, als hätte man mir eine Bratpfanne vor den Schädel gehauen. »Danke, Merkutio. Vielen Dank, dass Ihr hierhergekommen seid und mit mir gesprochen habt.«
»Ihr seid Lilian so ähnlich«, flüsterte er ganz verträumt. »Ich hatte das Gefühl, dass ich es schaffen würde, mit Euch zu sprechen. Ich hoffe, Ihr könnt mir die Unannehmlichkeiten verzeihen, die ich Euch dadurch verursacht habe.«
»Natürlich«, sagte ich.
»Ich wollte meinen Diener nicht in Gefahr bringen, indem ich ihn in mein Wissen einweihe und ihn zu Eurem zukünftigen Gemahl schicke.«
»Das ehrt Euch«, gab ich ehrlich zu.
Der Älteste atmete tief durch. »Nun«, schaffte er so gerade noch zu sagen, als die Tür aufflog und Elias knurrend und mit eifersüchtigen Augen hereinschoss. Mein Vampir war wie im Wahn, für mich unaufhaltbar. Er zog den kranken, geschwächten Ältesten aus dem Stuhl und schmiss ihn gegen ein Wandregal. Es krachte zusammen und die Bücher fielen herunter.
»Elias!«, schrie ich und rannte um den Tisch herum. »Lass ihn los.«
Mein Vampir würgte den Ältesten und gab grauenhafte Drohgeräusche von sich. Er war so in blinden Hass verfallen, dass er gar nicht mitbekam, dass ich hinter ihm stand. Ich glaube, er wollte ausholen, um dem Ältesten zu schlagen, aber dazu kam es nicht, denn er traf mich. Ich flog gegen den Schreibtisch und verlor das Gleichgewicht, so dass ich zu Boden ging. Irgendwie hatte ich immer gedacht, dass die Sternchen, die Zeichentrickfiguren um ihren Kopf schwirren sehen, nur erfunden sind, aber auch bei mir flimmerte es wie verrückt. Elias hatte mich am Kinn getroffen und ich rieb mir vorsichtig darüber. Blut. Blut? Aus meinem Mund tropfte Blut!
»Miriam«, hörte ich Elias entsetzte Stimme.
Ich sah zu ihm hoch. Er starrte mich mit großen Augen an, hielt den Ältesten aber immer noch mit einer Hand fest. Mit einem Mal wurde ich ganz ruhig - auch ohne Calimeros Hilfe. Ich stand schwankend auf und stützte mich am Schreibtisch ab.
»Lass ihn los und entschuldige dich«, sagte ich vollkommen tonlos. »Er hat mir gesagt, wer hinter dir her ist und hat so eine Behandlung nicht verdient.« Ich biss mir probehalber auf die Zähne. Sie saßen noch fest in meinem Kiefer, also konnte ich nicht die volle Wucht des Schlages abbekommen haben.
Elias ließ sein Opfer los und half ihm auf. »Miriam?«, jammerte er und kam auf mich zu. Ich sah, wie Merkutio mit einem Kopfnicken den Raum verließ.
»FASS mich nicht an«, warnte ich meinen Vampir. Ich legte eine Hand vor meinen Mund und wankte aus dem Zimmer. Meine Mutter und Emilia standen noch in der Eingangshalle und
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