Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
haben sie gerochen. Zweitens: Aus dem Krankenhaus wirst du morgen und ich heute entlassen und drittens: Ja, Krischan ist wirklich tot. Allerdings haben wir den Orden ganz schön ins Schwitzen gebracht. Die Videos der Überwachungskameras sind natürlich auf mysteriöse Weise verschwunden.« Elias zwinkerte mir zu. »Um den Rest kümmert sich Papa. Der Schaden, den wir da angerichtet haben, ist wohl ziemlich groß.«
»Na ja, ich habe nichts kaputt gemacht«, sagte ich und senkte meinen Kopf. Ich hatte wirklich nicht viel dazu beigetragen. Elias strich mir durchs Haar.
»Die Ärzte sagen, dass du dich wegen dem Stoß auf den Rücken und einer Panikattacke nicht richtig bewegen konntest.«
»Hm.«
»Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht. Ich hätte mir das sonst nie verzeihen können.«
»Hast du mich weggestoßen?«
Er nickte. »Tut mir leid, ich dachte er würde dir mit einem Ruck das Genick brechen. Ich habe meine Kräfte in dem Moment falsch eingeschätzt.« Elias klang immer noch ein wenig heiser.
Ich strich ihm über die Brust.
Er räusperte sich. »Ich habe schon lange nicht mehr so viel geknurrt. Meine Stimmbänder leiden.«
»Man hört es noch ein bisschen.«
»Du, das waren aber jetzt schon viel mehr als bloß ein bis zwei Dinge!«, quengelte Elias und drückte sich näher an mich heran.
»Wie hast du es geschafft, im Blutrausch mit mir zu reden?«, überging ich seinen Kommentar und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. In meinem Kopf raste noch viel zu viel umher. Liebevoll lächelte er mich an. Seine Lippen waren ganz blass und seine Augen fiebrig vor Hunger. Der Blutrausch war nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Zumal diese Sucht auch noch unbefriedigt geblieben war. Nur der liebe Gott wusste, wie er da, ohne ein Blutbad anzurichten, wieder herausgekommen war.
»Ich habe ehrlich gesagt, keine Ahnung«, stammelte Elias. »In jedem Vampir gibt es eine Seite, die sich ganz tief in der hintersten Ecke der Seele versteckt. Dort verharrt sie im Dunkeln und ihr einziger Gedanke ist Blut. Sie kennt nur die Zerstörung von Leben und hegt niemals irgendwelche Sympathien oder Gefühle für irgendwen. Das ist das erste Mal, dass dieses Tier dies doch tut.« Er nahm meine Hände in seine. »Miriam, ich weiß nicht wie du es geschafft hast, aber das Raubtier in mir liebt dich und will dich beschützen. So etwas gab es noch nie in der Geschichte der Vampire.«
Ich errötete und wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ich weiß, wie ich das geschafft habe.«
Elias runzelte fragend die Stirn.
»Ich habe nie Angst gezeigt, wenn du im Blutrausch warst. Im Gegenteil. Ich habe dem Tier in dir ganz freiwillig das angeboten, was es brauchte. Habe es gestreichelt und geküsst, ihm all die Liebe entgegen gebracht, die ich dir auch im normalen Zustand schenke.« Ich strich Elias durchs Haar. »Vielleicht war ich die erste und einzige, die es nicht festhalten und von dem abhalten wollte, was es am meisten braucht. Vor mir kannte es nur Schmerz, Wut und Gewalt.« Stille breitete zwischen uns aus, in der Elias meinen Rücken streichelte und einfach nur lächelte.
»Irgendwann würde ich es gerne mal ausprobieren, dass du einfach so in den Blutrausch gehst. Ich möchte wissen, was dann passiert.«
»Miriam!«, mahnte mich Elias entsetzt.
»Ich vertraue dir mit meinem Leben.« Wieder Stille.
»Du hast doch noch mehr Fragen, oder?«, flüsterte Elias nach einiger Zeit.
Ja, die hatte ich wirklich. »Wo ist Merkutio?«
»Er hat das Krankenhaus gestern mit Melissa verlassen. Ich vermute er ist bei uns zu Hause.« Elias rollte sich auf mich herauf und rieb sich leidenschaftlich an mir. »Das war es jetzt an Fragen, oder?«
»Hmm?«, grübelte ich.
»Miri! Bleib bei der Sache, bitte!« Seine Augen flehten mich verzweifelt an. Ich lachte und griff nach seinem Kopf.
»Küss mich, Lumpi.«
Lächelnd näherten sich seine Lippen meinem Mund. Genau in dem Moment, als sie sich berührten, ging die Tür auf.
»WOAH!«, hörte ich meinen Bruder erstaunt ausrufen, darauf folgte das kratzende Geräusch eines Stuhls, der zurechtgeschoben wurde. Ich öffnete meine Augen und sah zur Tür herüber. David hatte sich den nächsten Stuhl gegriffen und gaffte uns mit großen Augen an. Hallow stand neben ihm und sah peinlich berührt aus.
»Liebchen, hol mir ma‘ was Popcorn und ne Cola«, sagte David und zupfte am schwarzen Samtkleid seiner Freundin.
»Wir sollten wieder gehen«, flüsterte Hallow, als ob wir sie so nicht hören
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