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Vogelfaenger

Titel: Vogelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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hier reinzukommen. Wenn was ist, schreit, dann komm ich sofort.«
    Wir laufen den Pfad entlang zur Hütte des Anglers.
    »Da«, sagt Ida, bevor wir die Hütte erreichen, und zeigt auf einen frisch ausgetretenen Pfad, der vom Zeltplatz Richtung Straße führt. »Dort muss erlanggekommen sein. Und hier«, sie hebt eine zerdrückte Zigarettenschachtel auf, »das ist seine Marke. Die Firma hat mal ein Preisausschreiben veranstaltet und er hat das Auto gewonnen. Deshalb raucht er die. Bringen ihm angeblich Glück, obwohl er auch so eine Zeit lang ein echter Glückspilz war. Hat die begehrte Lehrstelle gekriegt, super Noten in der Berufsschule, in einem Talentwettbewerb für junge Köche den zweiten Platz gemacht …«
    »Das interessiert mich alles nicht, Ida!«, schimpfe ich. »Ich will nur meinen Hund zurück.«
    »Ich dachte, du wolltest etwas über ihn wissen.«
    »Ja, aber nicht so was«, fauche ich. Ida schweigt beleidigt.
    Wir sind jetzt vor Jans Wohnwagen angekommen. Die Tür ist nicht abgeschlossen, drinnen herrscht abgestandene, schwülwarme Luft und Chaos. Als ich nach Rocky rufe und mich verzweifelt auf dem Vorplatz umschaue, kommt Wilhelmine mit hoch erhobenem Schwanz unter einem Busch hervor, maunzt und will etwas zu fressen.
    »Gut, dass Lars die nicht auch noch in die Finger gekriegt hat. Wenn er Wut hat, ist er unberechenbar«, sagt Ida mit hochgezogenen Schultern, zerbissener Unterlippe und Händen in den Hosentaschen, und wie ich sie so dastehen sehe, völlig tatenlos, werde ich richtig sauer auf sie. Ich meine: Entschuldige mal, natürlich ist das gut. Die Katze hier ist ein liebes Tier und ich mache ihr auch eine Dose ihres Katzenfutters auf, das ich im Wohnwagen finde, aber ein Trost ist diese Bemerkung nicht gerade.
    »Ja, gib ihr frisches Futter! Ich hab schon zu viele vergiftete Tiere gesehen.«
    »Vielen Dank für die aufmunternden Worte!«, keife ich, drehe ihr demonstrativ den Rücken zu und gebe Wilhelmine rasch etwas zu fressen.
    »Mein Vater jagt doch so gerne. Selbst gejagtes Wild schmeckt nämlich am besten, behauptet er. Und weil Raubvögel und Füchse für ihn Jagdkonkurrenten sind, hat er ab und zu mal welche vergiftet. Illegal natürlich.«
    »Was für’n Arschloch«, sage ich, aber Ida scheint es nicht zu hören, sie redet einfach weiter: »Nachher war das Lars’ Job, er hat ein schönes Extrasümmchen eingestrichen, aber vor allem war’s für ihn eine Ehre, es war ihm wichtig, dass mein Vater ihm vertraut hat, er hat sich Vogelfänger genannt, die Mozart-Melodie gepfiffen,
der Vogelfänger bin ich ja
, alles war easy, alles ging gut, bis …«
    »Oh, Ida, erzähl mir so was nicht! Was soll denn daran gut gewesen sein?!« Ich springe auf und eile, ohne ihr einen Blick zuzuwerfen, zu Hannes zurück.
    »Siehst du, das willst du nicht hören!«, ruft sie mir nach. »Das habe ich mir doch gedacht, dass alle immer nur die harmlosen oder schön-schaurigen Geschichten hören wollen, aber wenn’s mal ans Eingemachte geht, wenn’s eklig und gemein wird, dann heißt es sofort: Hör auf!«
    Ich bleibe so abrupt stehen, dass sie gegen mich prallt. »Du hattest genug Zeit, mir deine Storys über deinen perversen Tiermörder zu erzählen. Jetzt habeich keine Zeit mehr zuzuhören. Jetzt geht’s mir nur noch um Rocky. Um
mein
Tier. Und um nichts sonst.«
    »Gut, dass ich das weiß«, sagt Ida mühsam beherrscht und kämpft gegen die Tränen an, die ich in ihren Augen aufblitzen sehe. Es ist nicht so, dass mich das gar nicht berühren würde, aber jetzt muss ich Rocky retten. Ihn werde ich nicht allein lassen, wie ich Tobi allein gelassen habe.
    »Ist mir auch lieber so, dass wir nicht drüber reden. Aber sag nicht, dass ich’s nicht versucht hätte!«
    »Du erzählst immer nur die unwichtigen Sachen, von tollen Törtchen und makabren Nebenjobs.«
    »Das ist doch wichtig!«
    »Nein!«, schimpfe ich im Laufen, »du laberst um den heißen Brei herum!« Mensch, jetzt rede ich auch schon über Essen, ich bin ja genauso bekloppt wie Ida!
    Wütend auf mich selbst komme ich bei Hannes an. Er hat außer einer Quetschung am Finger, die er sich bei den vergeblichen Einbruchsversuchen in die Blockhütten geholt hat, nichts Neues vorzuweisen.
    Bevor noch mehr passiert, beschließen wir nachzusehen, was Fabi macht, setzen uns also alle drei in Bewegung. Eigentlich rennen wir die ganze Zeit nur wie aufgescheuchtes Vieh von einem Ort zum anderen, wobei ich denke, dass dieser verdammte Vogelfänger inzwischen

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