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Vogelfaenger

Titel: Vogelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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denn sie sagen nichts. Nur Herr Rotter greift ein: »Sachte, sachte, immer mit der Ruhe. Jetzt macht mal nicht so ’n Geschrei. Seit ihr zwei Mädels hier seid, gibt’s nur Ärger, Ausfälle und Verletzte. Und wenn ich mir euer Streiten anhören muss, krieg ich auch noch Kopfweh. Also. Los«, er gibt den Jungen einen Wink, »seht ihr zu, dass ihr das Bein versorgt bekommt. Je schneller ihr wieder zurück seid, desto besser. Und wir drei Hübschen schauen jetzt mal in den Bungalow und warten dann, ob der verlorene Rocky nicht von selbst wiederkommt. Vielleicht läuft er einfach nur ohne Leine durch die Landschaft. Erzogen scheint er ja nicht zu sein.« Er legt mir und Ida je eine Hand auf die Schulterblätter – was ich ja gar nicht mag – und schiebt uns von den Jungs weg.
    Hannes stützt Fabi, sagt: »Wir beeilen uns! Macht’s gut!«
    »Viel Glück!« Fabi lächelt uns bedauernd und aufmunternd zugleich zu, dreht sich nach zwei Schritten noch einmal um und fragt: »Herr Rotter, Sie bleiben aber wirklich so lange bei den Mädchen, bis wir oder Idas Vater da sind, versprochen, ja?«
    »Fahrt jetzt«, befiehlt er, blickt auf seine Armbanduhr, verzieht das Gesicht und schiebt uns dann, einer schnaufenden Dampflok gleich, weiter vor sich her den Weg entlang. So bewegen wir uns über die Wiese: der brummelnde Rotter, der mit jedem Schnaufer und jedem Blick deutlich macht, dass er seinen Vormittag besser verbringen könnte, als hier auf zwei Mädchen aufzupassen und einen vermissten Hund zu suchen, und wir, eisig schweigend und, zumindest für meinen Teil, extrem wütend und enttäuscht von der anderen. Innerlich schwöre ich mir, dass Ida sich das von der Backe putzen kann: einfach wegfahren und Rocky seinem Schicksal überlassen – wo sind wir denn? Aber klar, denke ich gehässig, das hat man davon, wenn man sich mit verwöhnten, reichen Luxustussis einlässt. Die verlieren einen Hund und kaufen sich am gleichen Tag ’nen neuen, ist ja nur eine Sache, ob neuer Hund oder neue Schuhe, wo ist da der Unterschied? Ich balle die Fäuste und denke voll Zorn: Ida ist keinen Deut besser als ihr Lover – Freund, pah, war wohl ’n Freud’scher Versprecher! Sie passt perfekt zu ihm, sie könnte auch gerne zu ihm zurückkehren und für immer bei ihm bleiben.
    »Warum habt ihr euch eigentlich getrennt, du und dein Traummann?«, frage ich auch schon, die Worte zischen über meine Zungenspitze und treffen Ida pfeilgenau ins Herz. Eine Antwort kommt nicht, natürlich nicht, wenn Rotter uns zuhört, aber ich weiß, sie würde es auch so nicht bringen, mir jetzt zu antworten, sie heult gleich. Heul doch, heuldoch! Sie wendet den Blick ab und spielt die Leidende, aber auf mein Mitgefühl kann sie lange warten.

33
    Die Blockhütte ist eine Enttäuschung. Zwar habe ich nicht wirklich gedacht, dass Rocky da drinnen ist, aber etwas Hoffnung hatte ich doch.
    »Zumindest ist euer Freund sehr ordentlich mit der Einrichtung umgegangen«, sagt Herr Rotter und zieht sich mit beiden Händen seine etwas zu weite Hose hoch. »Er hat eingekauft und frische Blumen auf den Tisch gestellt – so unsympathisch kann er gar nicht sein.«
    »Die Einschätzung seiner Person könnten Sie echt uns überlassen«, sage ich.
    »Für mich zählt nur, dass er sauber ist und zahlt«, brummt Rotter und hält uns die Tür der Hütte auf, um uns rauszulassen. »So, wenn’s nichts weiter zu sehen gibt, mach ich jetzt hier wieder zu.«
    Zu sehen gibt’s eine Menge, zumindest für Ida. Ich folge ihrem Blick über die Lebensmittel auf der Küchenanrichte, den bereits mit zwei Tellern und Gläsern gedeckten Tisch, die Vase mit den langstieligen roten Rosen, das aufgeschlagene Bett, auf dem ein Nachthemd liegt, als wohne hier auch eine Frau, die nur eben zufällig nicht im Haus ist.
    Ich betrachte sie verstohlen von der Seite. Sie macht ein Gesicht, als müsse sie sich gleich übergeben.
    Rotter klappert mit dem Schlüssel. »Können wir?!«
    »Ist hier irgendwas, das auf Rockys Aufenthaltsort hindeutet? Bitte, sag’s mir, wenn du ein Zeichen siehst, das ich nicht verstehe.« Ich ergreife ihr Handgelenk.
    »Hier versteht man doch wohl alles, oder?«, entgegnet sie bitter und ich nicke traurig. Sie tut mir jetzt doch wieder leid. Ich kann schon irgendwie nachvollziehen, warum sie so wenig erzählt. Dann aber höre ich sie leise wie zu sich selbst sagen: »Selbst an die Weingummis hat er gedacht.«
    »Hm?«, frage ich. Die Schale mit den roten Weingummis sieht

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