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Vogelfaenger

Titel: Vogelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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herübergekommen ist.
    »Am Schlafittchen hatte er ihn«, keift die Frau.
    Ich stoße einen spitzen Schrei aus. »Rocky ist in Gefahr!«
    Ich lasse Ida und die Walrösser stehen und renne zum Waschhaus. Kein Rocky weit und breit. Ich drehe den Kopf hin und her, stürme in den Herrenbereich.
    »Hannes?!«, schreie ich gegen das Wasserrauschen einer Dusche an. »Rocky?!« Nichts zu sehen. Im Vorraum liegen nur Hannes’ Sachen und das große Frotteetuch mit der Aufschrift
Beachhotel
, das ich mir heute Nacht, als mir kalt wurde, über die Beine gelegt habe.
    »Was machst du denn hier?« Hannes guckt mit eingeseiftem Kopf aus einer Kabine, grinst. »Das ist der Männerbereich. Ich hab nichts an.«
    »Das ist mir so was von egal!«, fauche ich, jetzt schon sehr aufgeregt. »Wo ist mein Rocky?«
    Hannes sieht sich um. »Gerade eben war er noch da.«
    »Das gibt’s doch nicht!«, platzt es aus mir heraus. »Du nimmst ihn einfach mit und passt nicht auf ihn auf?«
    »Hey, dein Hund ist bisher immer rumgestromert, wo er wollte, ich hab wohl aufgepasst, aber wenn es nun mal keine Leine gibt …«
    »Selbstverständlich gibt’s ’ne Leine!«, rufe ich zornig und stürze aus dem Waschhaus ins Freie. Es war etwas völlig anderes, Rocky laufen zu lassen, als noch keine Gefahr bestand, als ich noch nichts von einem durchgeknallten Lars wusste, der Ida verfolgt, Wespen auf mich hetzt, Handtücher mit Blut beschmiert und Radfahrer von der Straße drängt. Hinter mir höre ich Ida ein paar beschwichtigende Worte zu Hannes sagen, dann folgt sie mir. Wir laufen, nach Rocky rufend, um das Waschhaus herum, zum Rezeptionshäuschen, dem Parkplatz und von dort zurück zu den Zelten.
    Fabi ist auf einem Bein zum Waldrand gehinkt und versucht gerade, sich einen tief hängenden Ast von einem Baum abzubrechen. »Kannst du mir mal helfen, ich brauch ’ne Krücke.«
    »Geht nicht! Rocky ist weg!«
    »Was?« Er lässt den Ast los, hüpft auf mich zu. »Scheiße!«
    Auch Hannes kommt notdürftig abgetrocknet und nur halbwegs angezogen zu uns geeilt. »Nele, es tut mir leid! Ich konnte ihn doch nicht mit in die Duschkabine nehmen.«
    »Dann hilf mir wenigstens suchen!« Ich beiße mir auf die Unterlippe, fühle, dass ich zittere, dassmein Kopf fahrig hin und her fährt und die Angst um Rocky meine Beine puddingartig werden lässt. Verdammt, ich hatte doch gleich so ein dummes Gefühl. Jetzt ist es vielleicht schon zu spät. Das darf es aber nicht sein, mein kleiner Hund darf diesem Irren nicht zum Opfer fallen. »Wir müssen Rocky suchen«, stammele ich, »aber wo?«
    Fabi legt mir den Arm um die rechte Schulter. Ida, irgendwie scheu, nimmt meine linke Hand und umschließt sie mit ihren beiden. Hannes runzelt die Stirn, sagt: »Dass er eine läufige Hündin gerochen hat, schließt du aus?«
    »Natürlich! Wo soll hier plötzlich ’ne Hündin herkommen? Außerdem haben uns die beiden Vetteln gerade gesagt, dass er ihn hat!«
    Hannes nickt. »Dann sollten wir uns jetzt endlich die Blockhütten vornehmen.«

30
    Von den fünf Blockhütten kommen drei infrage. An keiner lässt sich von außen erkennen, dass sie heimlich bewohnt wird, und alle drei haben stabile, abgeschlossene Türen sowie mit hölzernen Schlagläden versehene Fenster.
    »Mit dem Fahrradwerkzeug komme ich da nicht rein«, sagt Hannes zerknirscht. »Vielleicht mit dem Wagenheber, aber den müsste ich erst aus dem Auto holen.«
    »Rocky! Hörst du mich? Bist du da drin?« Ichtrommele mit den Fäusten gegen die Schlagläden. Kein Bellen, kein Jaulen.
    »Er kann überall sein«, sagt Fabi, dem man ansieht, dass er vor Schmerzen im Knie kaum stehen kann. »Zum Beispiel in Jans Wohnwagen. Den müsste auch jemand kontrollieren. Wir verlieren viel Zeit, wenn wir hier versuchen, wahllos die Bungalows aufzubrechen. Wahrscheinlich ist es das Beste, Herrn Rotter anzurufen und ihn zu bitten aufzuschließen.«
    »Meinst du, der macht das?«, frage ich.
    »Ich hoff’s. Zumindest weiß ich, dass er selbst Hunde hat und ’n Tierfreund ist. Dass wir versuchen, hier einzubrechen, finde ich sowieso nicht optimal.« Fabi zückt sein Handy. »Kennt einer die Nummer vom Rotter?«
    Dreifaches Kopfschütteln.
    »Die hängt an der Rezeption aus«, sagt Ida schüchtern wie ein kleines Mädchen.
    »Dann hink ich da mal hin.«
    »Komm, Ida, wir kontrollieren Jans Wohnwagen«, sage ich und gebe ihr einen raschen Wink, mir zu folgen.
    »Passt auf euch auf!«, ruft Hannes. »Ich bleib hier und versuche weiter,

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