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Vogelfaenger

Titel: Vogelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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uns noch näher aneinander. Das ist nicht geplant und nicht durchdacht, aber es tut gut, es wärmt und verkürzt die Zeit. Sehr lange sind wir so zusammen, reden leise und horchen auf das Quaken der Frösche, das ich letzte Nacht gar nicht wahrgenommen habe, wahrscheinlich, weil ich meine Ohren nicht so gespitzthabe. Rocky an meinen Füßen schnarcht leise vor sich hin. Ob Ida und Hannes ebenfalls schlafen oder wach liegen und grübeln, wissen wir nicht. Beiden kann ich nicht in die Köpfe gucken. Fabi erfährt von mir heute Nacht, wie es sich anfühlt, von einer dämlichen Zeitung vor aller Welt niedergemacht zu werden. Ich erfahre von ihm, dass seine Mutter vor ein paar Wochen an Krebs gestorben ist und Hannes soeben durchs Abitur gefallen ist.
    Ich lege meinen Kopf an seinen. »Ihr seid aber auch nicht ohne«, sage ich müde. »Ihr seid auch von zu Hause abgehauen, genau wie wir.«
    Er gähnt. »Ja. Das liegt am Campingplatz. Der zieht nur Leute an, die unbedingt wegwollen, egal wohin. Hier ist ja auch nichts. Ein Fluss, eine Wiese …«
    »… und ein Irrer.«
    »Genau. Aber der muss auch irgendwann schlafen.« Ein wohliges Seufzen, Fabi schließt die Augen und ich meine auch.
    Ich schrecke hoch, weil Rocky bellt. Da ich nicht genau weiß, wo ich bin, falle ich fast von der Liege, und Fabi, auf dessen verletztes Knie ich mich versehentlich dabei stütze, schreit ebenfalls auf.
    »Was ist los?« Hannes hechtet aus dem Zelt.
    »Ich weiß nicht, da war was. Rocky, bleib hier! Rocky!«
    Der Strahl der Taschenlampe zuckt über die Wiese.
    »Da! Da hat sich was bewegt!«, ruft Fabi.
    Fabi mit abstehenden Haaren, schmerzhaft verzogenem Gesicht.
    Hannes schießt ein paar schnelle Schritte vor, stößt Rufe aus wie ein asiatischer Kampfsportler. Dann erfasst der Kegel seiner Lampe den Flüchtenden. Es ist eine silbrige, fauchende Katze.
    »Wilhelmine! Die wird Hunger gehabt haben.«
    »Scheiße, und deswegen mache ich hier so ’n Aufstand.« Hannes fasst sich an die Stirn, als habe er Kopfschmerzen. »Mann, wie peinlich.«
    »Tut mir leid, dass ich falschen Alarm gegeben habe«, stammele ich, »ich hab nur gemerkt, dass da was war, dann hat Rocky angeschlagen …« Rocky kehrt vor sich hin knurrend zurück. »Er mag eigentlich Katzen, aber …«
    »Besser einmal zu viel aufgepasst als einmal zu wenig«, sagt Fabi weise.
    Hannes stellt die Lampe ab, reibt sich das Gesicht. »Wie spät?«
    Ida kommt mit strähnigen Haaren, Ringen unter den Augen und zerknitterten Klamotten aus dem Zelt. Sie hat wohl aus purer Furcht darauf verzichtet, ihren Schlafanzug anzuziehen. »Viertel vor drei«, antwortet sie. »Leute, es ist alles meine Schuld. Ohne mich könntet ihr ruhig schlafen und schöne Ferien machen.«
    »Ist gut.« Hannes legt ihr die Hand auf die Schulter. »Keine Selbstbezichtigungen und keine Diskussionen um diese Zeit. Geht ihr jetzt ins Bett. Los, Fabi, du hast ’nen harten Sturz gehabt. Und Nele, deine Stiche tun bestimmt auch noch weh, oder?«
    Ich nicke. Hannes nimmt unseren Platz ein. Ida will sich auf den Campingstuhl setzen.
    »Du kannst pennen. Bis zum Morgengrauen. Dann löst du mich ab.«
    »Hannes, das ist nett, aber …«, stammelt Ida.
    »Aber das wäre doch nicht nötig gewesen, weiß ich.« Er umarmt Ida kurz und sagt: »Dafür krieg ich aber deine Zigaretten.«
    Kurze Zeit später liege ich in meinem Schlafsack und rieche den Rauch, der durch die nicht ganz geschlossene Zelttür hineinzieht. Da Rocky bei Hannes draußen geblieben ist – schließlich ist er der Wachhund –, musste der Reißverschluss unten auf bleiben. Ob Ida gleich wieder einschläft, weiß ich nicht. Ich kann aber auch nicht mit ihr flüstern. Dazu bin ich trotz aller Aufregung zu müde. Gern würde ich noch ein bisschen länger wach bleiben und Hannes zumindest etwas Unterstützung geben, aber die Augen fallen mir zu und gegen den übermächtigen Schlaf kann ich nichts tun.
    Das nächste und letzte Mal in dieser Nacht erwache ich, als bereits die Vögel singen. Ida liegt nicht mehr neben mir, aber ich höre sie mit Hannes leise reden. »Für Kaffee haben wir nicht mehr genug Wasser«, sagt sie gerade.
    »Dann geh ich jetzt zum Waschhaus und hole welches.«
    »Hannes!«
    Heiseres, gedämpftes, übermüdetes Lachen. »Ich nehme Rocky mit.«
    Wieder Zigarettenrauch.
    »Ida?«
    Ihr Kopf vor dem Eingang. »Schlaf noch, Neelchen!«
    »Passt auf Rocky auf!«
    »Ja, sicher. Es wird auch langsam hell. Gott sei Dank. Schlaf du noch.«
    Das

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