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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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weiterhin der englischen Regierung unterstellt bleiben und erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts ein eigenes Parlament erhalten. Niemand kann den Lauf der Geschichte ändern.«
    »Du kannst es, und du wirst es auch tun. Du bist der Held, der die Gälen von den Sassunaich befreien wird. Nur du kannst uns retten, sonst hätte dich das Schwert niemals hierher gebracht, als du es berührt hast.«
    Dylans Augen wurden schmal. »Du musst ja eine ausgesprochen mächtige Fee sein, wenn du ein Schwert dazu bringen kannst, Menschen aus ihrer Welt zu reißen und in die Vergangenheit zu versetzen.«
    Sinann flatterte von der Decke herab und nickte. »Aye, ich verfüge tatsächlich über eine gewisse Macht.«
    »Und wieso kannst du dann deine Leute nicht selber retten? Lass mich gefälligst aus deinen Zwistigkeiten mit den Engländern heraus!«
    Die Fee landete mit beiden Füßen auf dem Boden und drohte ihm mit dem Finger. »Freundchen, es gab einmal eine Zeit, da hätte ich dich für eine solche Bemerkung augenblicklich mit einem Fluch belegt.«
    Dylan riss allmählich der Geduldsfaden, und seine Blase zwickte erbärmlich, also kehrte er Sinann den Rücken zu und hob seinen Kilt, um durch das Loch in den darunter befindlichen Garten zu pinkeln. »Tu dir keinen Zwang an«, sagte er müde.
    Eine Weile herrschte Schweigen, und Dylan hoffte schon, Sinann wäre verschwunden, doch als er fertig war, seinen Kilt fallen ließ und sich umdrehte, stand sie immer noch an derselben Stelle. Ein verdrossener Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
    »Du kannst deiner Bestimmung nicht entgehen.«
    »Wenn ich dazu auserkoren bin, das Schottland des 18. Jahrhunderts zu retten, warum wurde ich dann 1970 geboren, kannst du mir das mal verraten? Du bist doch nicht der liebe Gott!« Er drängte sich an ihr vorbei zur Tür hinaus. Sie folgte ihm die Brustwehr entlang und dann zu den Steinstufen des Turms.
    Als sie ihn eingeholt hatte, keuchte sie: »Ich war schon da, als man an deinen Jahwe noch gar nicht gedacht hat!«
    »Fang damit erst gar nicht an, hörst du? Lass es sein!« So schnell, wie es in dem dämmrigen Licht gefahrlos möglich war, eilte er die Treppen hinunter.
    »Ich war ...«
    »Kein Wort!« Er blieb stehen und wandte sich zu ihr um. »Ich will nichts über alte Götter, über die Sidhe, über Banshees oder Erdgeister oder sonst was hören, okay?« Ohne auf ihren finsteren Blick zu achten, fuhr er fort: »Weisst du, gestern waren Feen für mich Fantasieprodukte, und heute werde ich von einer gefangen gehalten. Gestern war die Welt für mich noch in Ordnung, und heute finde ich mich in der Hölle wieder. Gestern habe ich mein Leben gelebt«, er musste an Ginny denken und schluckte hart, »und heute bin ich ein mittelloser Fremder in einem Land, dessen Bewohner mich am liebsten tot sähen. Und diese Menschen soll ich retten? Komm auf den Boden der Tatsachen zurück, Sinann. Für mich bist du keine Göttin, beileibe nicht, sondern nur ein lästiges kleines Ding mit Flügeln, das mir nichts als Ärger beschert hat. Also lass mich ein für alle Mal in Ruhe und verschwinde aus meinem Leben, aber bring mich vorher nach Hause zurück.«
    Sinann wandte den Blick von ihm ab und konzentrierte sich auf einen Punkt hinter seiner Schulter. Dylan schwante Ungutes. Er drehte sich um und sah sich Sarah, der Witwe Alasdair Mathesons, gegenüber. Sie stand unten auf dem Treppenabsatz, hielt ein Bündel in den Armen und starrte ihn aus großen Augen an.
    Dylan rang sich ein verlegenes und, wie er wohl wusste, wenig überzeugendes Lächeln ab, dann fragte er Sinann leise: »Sie kann dich nicht sehen, nicht wahr?«
    Die Fee kicherte belustigt. »Nein, das kann sie allerdings nicht.«
    Seufzend wandte Dylan seine Aufmerksamkeit wieder der Frau zu. »Hallo, äh, Ma'am ...«, stammelte er unsicher.
    Die Frau nickte ihm zu. » A Dhilein ... ich habe hier etwas für dich.« Ihre rot geränderten Augen zeugten von einer schlaflosen Nacht, doch sie lächelte schüchtern, als sie ihm das Bündel reichte. »Mein armer Alasdair braucht diese Sachen nicht mehr, und du gehörst zu unserer Sippe, wie ich hörte. Also sollst du sie bekommen.«
    Dylan war völlig aus der Fassung geraten. Er räusperte sich, suchte nach Worten und wehrte schließlich mit heiserer Stimme ab: »Ich kann die Klam... die Kleider deines Mannes nicht annehmen. Sie stehen mir nicht zu.«
    »Bis meine Söhne alt genug sind, diese Sachen zu tragen, werden sie nicht mehr zu gebrauchen sein. Es wäre eine

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