Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
sich wieder seinem Haferbrei. »Was soll das heißen? Erzähl mir bloß nicht, dass du mich gar nicht mehr zurückschicken kannst!«
    »Das habe ich ja auch gar nicht behauptet. Ich wollte dich nur warnen, nicht allzu sehr auf meine Macht zu bauen. Außerdem kommt es doch wohl hauptsächlich darauf an, ob ich dich zurückschicken will.«
    Dylan starrte in seine Schüssel und bemühte sich, seine aufkeimende Panik zu unterdrücken. Sie hatte kein Recht, ihn hier zu behalten, sie musste ihn einfach nach Hause schicken. Wenn er hier bleiben musste, konnte er sich gleich begraben lassen.
    Vom Eingang her drang eine bekannte Stimme an sein Ohr. Dylan drehte sich um und sah, wie Malcolm einen Finger an die Lippen legte, um Ranald zum Schweigen zu bringen, ehe er sich Dylan gegenüber niederließ. Er spähte unter den Tisch und lächelte. »Wie ich sehe, hat Sigurd dich in sein Herz geschlossen.«
    Dylan blickte auf den Hund hinab, der es sich zu seinen Füßen bequem gemacht hatte. »Sigurd heißt er? Ein ungewöhnlicher Name für einen schottischen Hund.«
    Malcolm lachte. »Sigurd der Mächtige, der ehemalige Earl of Orkney, würde das bestimmt nicht gern hören. Und wenn Alasdair dem Hund einen echt schottischen Namen gegeben hätte, hätte er ihn nie rufen können, ohne dass sich ein halbes Dutzend Verwandter angesprochen gefühlt hätte.« Sein Lächeln wurde breiter, als er Dylan ansah. »Hast du gut geschlafen, mein Junge?«
    Dylan nickte.
    »Schmeckt dir der Haferbrei?« Eine der Frauen hatte inzwischen auch vor Malcolm eine Schüssel hingesetzt, über die dieser sich jetzt hermachte.
    »Ganz gut, danke.«
    Malcolm musterte ihn einen Moment forschend, dann sagte er: »Ich habe noch mal über all das nachgedacht, was du uns gestern Abend erzählt hast. Sieht so aus, als wärst du am Ziel deiner Reise angelangt, nicht wahr? Du hast gesagt, du wärst von dem Schiff geflüchtet und hierher gekommen. Warum bist du nicht nach Virginia zurückgegangen?«
    Dylan suchte rasch nach einer glaubhaften Ausrede. Da ihm keine einfiel, rührte er in dem Breirest in seiner Schüssel herum, um Zeit zu gewinnen. Schließlich sagte er: »Wie ich schon sagte - ich bin von dem Schiff geflohen und musste zusehen, dass ich aus der Hafengegend verschwinde. Also kam ich hierher, da ich hier Verwandte habe.«
    Eine lange Pause trat ein. Endlich meinte Malcolm bedächtig: »Sag mir eines - hast du überhaupt damit gerechnet, deine männliche Verwandtschaft hier vorzufinden?«
    Dylan hob die Brauen. War das Geschlecht seiner Namensvettern irgendwie von Bedeutung? »Nein. Ich hatte gar nicht erwartet, überhaupt so weit zu kommen. Und ich habe nur einen einzigen Wunsch - wieder nach Hause zurückkehren zu können. Ich würde am liebsten noch heute aufbrechen.« Er warf Sinann einen viel sagenden Blick zu.
    Malcolm dachte einen Moment darüber nach, dann entspannte er sich ein wenig, ehe er fortfuhr: »Die Überfahrt in die Kolonien ist teuer. Und wenn du nicht durchtrieben genug bist, Ihre Majestät so weit zu verstimmen, dass man dich deportieren lässt, aber nicht arg genug, um dafür gehängt oder ausgepeitscht zu werden, dann wirst du wohl Geld brauchen.«
    Dylan horchte auf. Er würde in der Tat Geld benötigen, egal, wo er hinging, und wenn Sinann sich weigerte, ihn nach Hause zu schicken, hing er im 18. Jahrhundert fest, und dort konnte er ohne Geld in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. »Weißt du denn Arbeit für mich?«
    Malcolm lachte. »Arbeit gibt es hier immer, aber gerade jetzt mehr denn je. Wir bringen dieses Jahr eine späte Ernte ein, und wenn wir nicht vor Einbruch der Kälte damit fertig werden, verlieren wir einen großen Teil davon. Was hältst du davon, uns zu helfen? Unterkunft und Essen sind frei, und wenn du sparsam mit deinem Verdienst umgehst, kannst du genug zurücklegen, um davon die Passage in die Kolonien zu bezahlen. Wir haben zwar einige Gefolgsleute im Tal, die uns bei der Ernte zur Hand gehen, wenn die Umstände es erfordern aber nun, da Alasdair tot ist, fehlt uns ein Mann. Uns steht ein Wettrennen mit dem Wetter bevor. Was sagst du zu meinem Angebot?«
    Dylan warf Sinann einen auffordernden Blick zu. Noch immer hoffte er, sie würde ihn mit einem Fingerschnippen wieder in das Tennessee des 21. Jahrhunderts versetzen, doch die Fee wandte sich von ihm ab und reagierte nicht. Also richtete Dylan seine Aufmerksamkeit wieder auf Malcolm und nickte bedächtig, wenn auch nicht übermäßig begeistert. »Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher