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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Heimat. »Nee, Herzchen, du wirst dir einen anderen Trottel suchen müssen, der den Tommies was auf die Mütze gibt. Wenn du mich nicht nach Hause schicken willst, dann muss ich eben aus meinem Leben hier das Beste machen, und ich hab da auch schon einige Ideen.« Er schielte zur Tür hinüber, die zur Turmtreppe führte.
    Sinann war seinem Blick gefolgt. »Du kannst sie nicht haben, a Dhilein. Sie ist für einen Mann mit Macht, Geld und Einfluss bestimmt. Sie soll Iain Mathesons Position innerhalb der Clans festigen. Ihr Vater würde nie zulassen, dass sie einen Matheson heiratet - und schon gar keinen, der arm wie eine Kirchenmaus ist.« Sie erhob sich in die Luft und flüsterte ihm ins Ohr: »Und vergiss nicht, dass sie dich gestern Abend vor dem versammelten Clan zurückgewiesen hat.«
    Dylan scheuchte sie weg wie eine lästige Fliege und bedachte sie mit einem bitterbösen Blick. »Hör auf, mir nachzuspionieren, Tinkerbell.« Ärgerlich verstärkte er seine Anstrengungen. Sinann klang fast so wie seine Mutter! Als er sein Programm beendet hatte, lief ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Er schob sein Schwert in die Scheide zurück und verbeugte sich vor seinem unsichtbaren Gegner, dann steuerte er auf die Tür zum Turm zu; Sinann folgte ihm.
    »Du brauchst gar kein so finsteres Gesicht zu ziehen. Ich habe Recht, und das weißt du.« Der Gang gabelte sich: Rechts lag eine Tür, die zum Nordturm führte, wo Malcolm wohnte und Iain sein Arbeitszimmer hatte. Dylan wandte sich nach links und eilte an den Dienstbotenunterkünften vorbei, wo die Küchenhilfen und andere Bedienstete auf engstem Raum zusammengepfercht lebten. Das steinerne Mauerwerk war kalt und feucht, ein modriger Geruch hing in der Luft. Am Ende des Ganges stieß er die Tür zum Westturm auf und stieg die Stufen empor. Sinann hielt sich dicht hinter ihm, immer noch murmelte sie unaufhörlich vor sich hin, dass er sich Caitrionagh aus dem Kopf schlagen müsse, sonst werde noch ein Unglück geschehen. Dylan hörte überhaupt nicht zu, er blendete ihre Stimme einfach aus, wie er es früher schon bei seiner Mutter gemacht hatte, wenn sie ihn mit Ermahnungen überhäufte.
    In seinem Quartier angekommen, verstaute er sein Schwert in der Truhe und holte seine Tasche hervor. »Hey, Tink, ich hätte da mal eine Frage.« Er schob die Truhe an ihren Platz zurück und setzte sich auf die Pritsche.
    Sinann ließ sich auf dem Kopfteil nieder und presste die Fersen gegen das Holz, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Und ich habe vielleicht eine Antwort darauf, nur müsste ich wissen, was du mich fragen willst.«
    »Wie viel ist das hier zusammen wert?« Er knotete das Tuch auf, in dem er seine Silbermünzen aufbewahrte, und schüttete sie auf das Bett.
    »Oje, er meint, er hätte mit der Arbeit auf den Feldern schon ein Vermögen verdient«, spottete Sinann.
    Dylan hob die Augenbrauen und verzog leicht den Mund. »Ich bin zwar verrückt, aber nicht naiv. Wir haben Winter, und ich brauche einen Mantel. Deshalb möchte ich wissen, ob ich genug Geld habe, um mir einen zu kaufen.«
    »Ein Wams würde es doch auch tun.«
    Dylan schnitt eine Grimasse. »Ich hasse diese Dinger. Dort, wo ich herkomme, trägt man so etwas nicht, aber ich habe mal eins angezogen und konnte darin kaum atmen.
    Und ich konnte mich nicht richtig bewegen, das hat mich am meisten gestört.«
    »Dann dürfte dir das Wams entschieden zu eng gewesen sein.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich mag diese Art Kleidung einfach nicht. Ein Mantel reicht mir vollkommen. Habe ich genug Geld dafür?«
    Sinann beugte sich vor, um die Münzen eingehender zu mustern. »Ich würde sagen, das hängt davon ab, was für eine Art Mantel dir vorschwebt. Die Münzen mit dem Kopf der Königin sind drei Pence wert, die mit Williams Haupt einen Penny.« Dylan zuckte erschrocken zusammen. Sie sprach von Pennys? Anscheinend hatte sein Tageslohn nur vier Pence betragen, und so belief sich sein gesamtes Vermögen jetzt auf zweiundfünfzig Pence. Sinann fuhr fort: »Du besitzt also vier Shilling und vier Pence. Dafür kannst du dir entweder einen Mantel aus erstklassigem Tuch kaufen oder einen etwas einfacheren und einen neuen Kilt dazu.«
    »Wirklich?« So gesehen schien ein Penny auf einmal gar nicht mehr so wenig Geld zu sein. Dylan rechnete rasch im Kopf nach und stellte fest: »Dann sind also zwölf Pence ein Shilling?«
    Sinann nickte.
    »Wie viele Shilling ergeben ein Pfund?«
    Sie schnaubte unwillig. »Gibt

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