Volcans Glut (Hüter der Elemente) (German Edition)
Emotionen brachen sich jetzt Bahn. Schock. Angst. Trauer. Wut. Zweifel. Sehnsucht. Sie weinte so lange, bis sie aus purer Erschöpfung wieder einschlief. Sie träumte von dem Überfall. Das Gesicht ihres Peinigers nur ein Schatten, doch dann sah sie die Gestalt mit den roten, langen Haaren und den glühenden Augen. Sie sah wie zuvor, wo es Realität gewesen war, alles nur nebelhaft. Plötzlich veränderte die Gestalt ihr Aussehen und die langen Haare verschwanden. Die Augen sahen nicht länger aus, wie glühende Kohlen, sondern leuchtend grün.
Mit einem Schrei erwachte sie aus ihrem Traum. Schweißgebadet setzte sie sich auf und schaute sich um. Sie lag noch immer auf der Couch. Alles war ruhig. Der Fernseher lief noch immer, jedoch ohne Ton. Von Volcan keine Spur. Richtig! Sie hatte ihn ja gebeten, zu gehen. Sie war allein. Ihre Augen brannten noch immer von den Tränen, die sie geweint hatte. Sicher waren ihre Augen vollkommen verquollen.
Langsam setzte sie sich auf. Der Schwindel war fort, auch spürte sie keine Schmerzen mehr. Nur ihr Herz fühlte sich an wie eine einzige rohe Wunde. Obwohl sie alles getan hatte, um es nicht passieren zu lassen, war es einfach geschehen. Sie hatte sich in ihren Klienten verliebt. Und nun stellte sich heraus, dass er nicht nur kein Mann für eine Beziehung war, er verbarg sogar irgendwelche Geheimnisse vor ihr. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob er wirklich Volcan Custos hieß. Ihr fiel auf, dass sie eigentlich gar nichts über ihn wusste, außer, dass er B&L gekauft hatte. Dies hatte sie nachgeprüft. Doch woher er kam oder woher er so ein Vermögen hatte, dass er das Label überhaupt hatte kaufen können, wusste sie nicht.
Mit einem Seufzer erhob sich Coreena von der Couch und ging ins Bad. Dort stellte sie sich vor den Spiegel und betrachtete prüfend ihr Gesicht. Es war fast nichts zu sehen. Keine Schwellungen, nur eine leichte Blaufärbung ihre Nase und linken Wange. Dafür, dass der Schlag sie ausgeschaltet hatte, schien er wenig Schaden angerichtet zu haben. Sie drehte den Kopf ein wenig und begutachtete die Wunde an ihrem Hals. Es war ein langer Schnitt. Merkwürdigerweise sah er so aus, als wäre er schon Tage alt und nicht erst ein paar Stunden. Sie ließ ihre rechte Hand zu dem Schnitt gleiten und befühlte die Wunde vorsichtig. Sie war kaum fühlbar. Wie war das möglich? Sie wurde einfach das Gefühl nicht los, dass irgendetwas hier ganz und gar nicht in Ordnung war. Sie konnte sich nur keinen Reim darauf machen.
Mit leicht zittrigen Händen zog Coreena sich aus und stieg unter die Dusche. Sie stellte das Wasser an und schloss die Augen. Dampf füllte die Duschkabine. Ohne die Augen zu öffnen, griff sie nach dem Duschgel. Sie seifte sich gründlich ein und wusch ihre Haare, dann stellte sie den Brausekopf höher und ließ das heiße Wasser über ihren Kopf prasseln. Plötzlich kamen die Bilder von dem Überfall wieder zurück. Wie durch einen Schleier sah sie die Kreatur mit den langen, roten Haaren ihren Peiniger greifen und gegen die Wand werfen. Seltsamerweise hatte sie das vage Gefühl, eine Gestalt mit solchen Haaren schon mal irgendwo gesehen zu haben. Sie konnte sich nur nicht richtig erinnern. Es war nur so ein ganz blasser Gedanke tief verborgen in ihrem Kopf. Sie fragte sich, warum sie so eine Gestalt gesehen hatte, wo doch Volcan derjenige gewesen war, der sie gerettet hatte. Demnach musste er es gewesen sein, der den Kerl von ihr gezogen und … ja, was eigentlich? Was hatte er mit dem Mann gemacht? Sie hatte seine Augen gesehen, ehe sie ohnmächtig wurde. Grüne Augen. Wieso aber hatte sie vorher glühende Augen gesehen? Sie konnte es sich einfach nicht erklären. Vielleicht hatte Volcan recht und der Schlag ins Gesicht hatte sie Dinge sehen lassen, die gar nicht da waren. Doch warum hatte sie so geringfügige Verletzungen davongetragen, wenn der Schlag derart hart gewesen war? Je mehr sie grübelte, desto verworrener wurde das Ganze. Ihr Kopf begann zu schmerzen und sie fühlte sich mental elend wie nie zuvor.
Nach dem Duschen zog sie sich einen Bademantel über und ging in die Küche. Sie setzte den Kessel mit Wasser auf und holte eine Tasse aus dem Regal. Vielleicht half ihr ein Becher Kaffee dabei, wieder klarer zu denken. Sie tat einen Löffel Instantkaffee in die Tasse und zwei Löffel Zucker und wartete. Als der Kessel zu pfeifen anfing, zuckte sie erschrocken zusammen.
Coreena versuchte, ihr wild pochendes Herz zu beruhigen. Das
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