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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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lautstark in irgendeiner Balkansprache und fuchtelten sich gegenseitig sichtlich erregt mit den Händen vor den Gesichtern herum. Auf einer Bank ein Stück entfernt saßen zwei Buben. Einer bohrte in der Nase. Eigentlich, dachte der Suchanek, war das wenigstens eine kleine Rache für die Mantlerin. Nicht, dass sie die jetzt noch groß genießen konnte. Wobei, was wusste man. So brav, wie sie dem Herrn gedient hatte, saß sie jetzt ja vielleicht wirklich gemeinsam mit ein paar anderen katholischen Taliban auf der Wolke und freute sich darüber, dass sie der Feuerwehr, die sie verbrennen hatte lassen, wenigstens ordentlich das Geschäft versaute.
    Am Hauptplatz parkte sich Suchanek gegenüber der Kirche und dem früheren Gasthaus Ziehrer ein. Die Post daneben hatten sie auch vor ein paar Jahren zugesperrt. Nur das Geschäft gab es noch, das ganz früher einmal, in Suchaneks Kindheit, als Handwerk noch goldenen Boden und der Kleinhandel nicht nur eine Vergangenheit gehabt hatte, eine Bäckerei gewesen war. Jetzt war es halt so ein Mini-Supermarkt.
    Kaum dass der Suchanek ausgestiegen war, passierte es: Zum einen fuhr, vom Oberort kommend, wo Mantlers Hof lag, langsam der Wulzendorfer Feuerwehrwagen vorbei, in Richtung Bernhardsau. Offenbar war der Einsatz, der nie so richtig begonnen hatte, jetzt endgültig aus. Das allein wäre ja noch nicht so schlimm gewesen, aber gleichzeitig kamen der Heimeder Kurtl und der Einundzwanziger-Wantuschka aus dem Geschäft. Sie schauten dem Feuerwehrwagen missbilligend nach. Suchanek überlegte kurz, ob er auf dem Absatz kehrtmachen und so tun sollte, als suchte er ganz dringend etwas im Handschuhfach.
    «Wo fahren die denn hin, die Nieten?», rief Heimeder laut.
    Der Wagen war jetzt schließlich schon zu weit weg, als dass die Nieten ihn selbst bei offenem Fenster hätten hören und sein nächstjähriges Engagement überdenken können. Dennoch war das ganz schön mutig für einen Künstler, der außer am Wulzendorfer Volksfest nur noch beim Langegger Kinderfasching auftreten durfte. Und im nächsten Jahr wahrscheinlich nicht einmal mehr dort, seit ein paar empörte Achtjährige nach seinem letzten Gig die Facebook-Gruppe «Kurt stinkt» ins Leben gerufen hatten.
    «Vielleicht fahren sie ja auf Bernhardsau», höhnte jetzt auch der Einundzwanziger. «Nachhilfe nehmen.»
    Dann fiel ihnen der Suchanek auf, der immer noch unschlüssig neben seinem Auto herumstand.
    «’n Tag», sagte Suchanek artig.
    «Oha», sagte Wantuschka. «Der Zeuge!»
    Heimeder war aber zum Glück noch lange nicht fertig mit der Feuerwehr. «Ich mein, dass sie mit den Bernhardsäuen bei der Unfallbergung nicht mithalten können, das wissen wir ja eh. Schließlich haben die die Bundesstraße vor der Tür, und da sind halt die viel gschmackigeren Unfälle. Aber dass sie jetzt auch nicht mehr löschen können …»
    Suchanek gab sich einen Ruck und ging auf die beiden zu, die den Eingang zum Geschäft immer noch versperrten.
    «Aber es sind ja alle Feuerwehren rundherum besser als unsere!», meckerte der Kurtl weiter. «Die Haindorfer bitte? So klein sie sind, die haben halt wiederum die Donau. Die haben einmal beim Landesfeuerwehrwettkampf den dritten Platz gemacht mit ihren Tauchern. Und kannst du dich erinnern, wie sie voriges Jahr die Selbstmörderin aus der Au geholt haben?»
    «Ja, sicher», antwortete der Einundzwanziger. «Das arme Mädel, das ins Wasser gegangen ist, weil sie ihr im Fernsehen bei diesem Model-Wettbewerb gesagt haben, sie ist zu fett. Wobei, ich mein, sie hat mir ja auch leidgetan und alles. Aber ich hab das zufällig einmal gesehen: Die war wirklich zu fett.»
    Suchanek versuchte jetzt, sich an den beiden vorbeizudrücken.
    «Und die haben die Haindorfer gefunden, weißt noch?», fuhr Heimeder mit seiner Suada fort. «Der Mantler wollte ja daraufhin sogar, dass einer von seinen Burschen den Feuerwehrtaucher macht. Aber dann hat der Trottel allein in der Lacke geübt, und der Mantler hat einen Anfall gekriegt, weil der ihm ja ersaufen hätte können. Aber wozu bitte brauchen wir überhaupt einen Taucher? Liegen wir seit neuestem an der Donau? Dafür haben wir ein Geld? Und für eine gescheite Pumpe haben wir dann keines? Was sagst du, Suchanek? Ist das nicht ein Wahnsinn?»
    Suchanek nickte erschrocken. Dann sagte Wantuschka zu ihm: «Die Nidetzky sagt, du hast den Feuerteufel gesehen.»
    «Ich … Na ja, ja. Von der Weite. Und nur ganz kurz.»
    «Und?»
    «Was und?»
    «Kann man wenigstens

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