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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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siehe von neuem, da wird ihm derselben Seite Fuß so schwer, daß er ihn nicht aus der Stelle zu bewegen vermochte, und wiewohl er umwechselte aus einer Hand in die andere, so wollte es doch nicht anders werden, sondern blieb bei der alten Geige. Drauf nahm er es noch auf eine andere Weise mit seinem Spieße vor, nehmlich er ritt darauf, wie ein Kind auf einem Stecken und auf diesen Schlag ging es von statten, wie wenn es geschmiert wäre, nehmlich er kam eilends fort, fühlete keine Müdigkeit und däuchte ihm nicht anders, als wenn er ein schnelles Roß unter sich hätte. Er ritt aber ohne Aufhören immer also fort, bis er vom Gebirge in ein Städtlein kam und den Bürgern ein sonderliches Gelächter erregte.
    Hatte dieser Bote nun also vorher wacker leiden müssen, so war er dennoch wieder zuletzt erquickt worden und getröstete sich nunmehr eben derselben Erquickung in den andern bevorstehenden Reisen, da er allemal auf seinem Spieß zu reiten gesonnen war. Aber vergeblich; denn der Rübezahl hatte seinen Beruf vollendet und seine Lust mit dem Narren gebüßet, darum er sich aus den Staube machte und den wahrhaften Spieß unvermerkt wieder zu Wege brachte, welcher keine Possen mehr machte, sondern auf die alte Manier, wie ein anderer Spieß, sich mit seinem Herrn verhielt.
     
8. Rübezahl verwandelt Blätter in Dukaten.
     
    Eine arme Kräuterfrau ging einstmals mit ihren zween kleinen Kindern auf das Gebirge, mit sich führend einen Korb, darin sie gedachte Wurzeln zu graben und solche hernach zu verhandeln, oder an die Apotheker zu bringen. Darauf soll sie auch eine große Tracht feiner Wurzeln zu Wege gebracht haben, aber sie war darüber aus dem rechten Wege gerathen, da sie dann nicht gewußt, wo aus oder ein, als ihr gleichsam ein Bauersmann erschienen und ungefähr (es war aber der Rübezahl) zu ihr spricht: »Frau, was suchet ihr so ängstlich und wo wollet ihr hinaus?« Sie antwortete: »ach, ich bin ein armes Weib und habe weder zu beißen noch zu brechen, deretwegen ich bin genöthiget worden heraus zu wandern, um etwas Wurzeln zu graben und mich und meine hungrigen Kinder zu erhalten, und nun bin ich aus dem Wege gerathen und kann mich nicht zurechte finden. Ach, herzer Mann, erbarmet euch doch und führet mich aus dem Gebüsche auf die richtige Straße, daß ich fortkommen kann.«
    Der Rübezahl antwortete: »Frau, seid zufrieden, ich will euch schon den Weg zeigen. Aber was macht ihr mit den Wurzeln? damit werdet ihr wenig verdienen. Schüttet das Zeug aus und pflückt euch von diesem Baume so viel Blätter ab, als ihr wollet, daß der Korb ganz voll werde, das wird euch besser bekommen.« – »Ach, wer wollte mir dafür einen Pfennig geben, es ist ja nur gemeines Laub, das zu nichts tüchtig ist.« – »Ei, Frau, laßt euch sagen und schüttet eure Lumpenwurzeln aus und folget mir.« Allein es hatte der Rübezahl diese Vermahnung so vielmals vergeblich wiederhohlt, daß er selbst fast müde ward darüber, da sich die Frau es nicht hat wollen einreden lassen, bis er selber zugreifen mußte und mit Gewalt die vorigen Wurzeln heraus stürzte, dafür aber einen Haufen Laub von einem nahe dabei stehenden Busche hineinstreifte, der Frau damit davon zu gehen befahl und sie auf den rechten Weg brachte. Darauf die Frau mit ihren Kindern und belaubtem Korbe, zwar wider Willen, eine Weile fortgegangen, bis sie abermals schöne Wurzeln im Gehen ansichtig geworden, da sie dann neue Lust solche zu graben und mit sich zu nehmen bekam, weil ihr nun einmal die Hofnung war, sie würde hiermit etwas mehres erhalten, als mit nichtigem Laube, darauf sie den Korb umstürzte und den vermeinten Schmutz herauswarf und ihn wiederum mit Wurzeln besackte, damit sie nach ihrer Behausung Kirschdorf gewandert ist.
    Allda hat sie die ausgegrabenen Wurzeln von noch anklebender Erde gesäubert, zusammen gebunden und vor allen Dingen aus dem Korbe herausgeschüttet; darüber sie etwas flinkern sah, woher sie Anlaß genommen, fleißiger darnach zu sehen, was es gewesen. Wie solches geschiehet, siehe, da findet sie etliche Dukaten unten im Korbe stecken, welche übrig geblieben waren von dem Laube, so sie auf dem Gebirge so unbedachtsam und nicht rein heraus geschüttet hatte, drüber sie theils über die Maßen erfreut ward, theils auch sich betrübte, daß sie das Laub nicht alles behalten, daher sie auch wieder zurücklief und Nachsuchung that, aber vergebens; denn es war alles verschwunden.
     
11. Der diebische Rathsherr zu

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