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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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als Holzhacker an, indem er für seine Bemühung nicht mehr als eine Hucke Holz forderte. Dies verhieß ihm der Bürger, ging den Vorschlag ein und zeigte ihm etliche Fuder, dabei gedenkend, er wolle ihm noch etliche Mitgehülfen zugesellen. Aber hierzu spricht der Rübezahl: »nein, es ist unnöthig, ich will es alles selber wohl allein bezwingen.« Darauf redet ihn der Herr noch ferner an, fragend: wo er denn die Axt habe? da er keine bei dem gedungenen Knechte bemerkte. Darauf antwortete der Rübezahl: »ich will bald eine kriegen.« Und erwischte hiermit sein linkes Bein, zog solches mit dem Fuße aus den Lenden heraus und hieb, als wenn er toll und rasend wäre, damit alles Holz in einer Viertelstunde gar kurz und in kleine Scheite, dazu sich ein ausgerissener Fuß viel tausendmal hurtiger, als die schärfste Axt, erzeigte.
    Inmittelst rief der Hauswirth aber immer, was er rufen konnte (weil er flugs Unrath merkte), daß der abentheuerliche Hacker einhalten und sich aus dem Hofe packen sollte. Der Rübezahl sagte aber immer: »nein, ich will nicht aus der Stelle weichen, ehe ich mein Holz klein gemacht habe und meinen Lohn davon trage.« Und unter solchem Gezänke ward der Rübezahl gleich fertig, steckte sein Bein wieder hinein, indem er vorher nur auf dem einen, nach Storchs Manier, gestanden und sackte alles geschlagene Holz auf einem Haufen auf seinen Buckel, es waren aber bei vier Klafter, und spazierte für allen Henker zur selb beliebten Wohnung hiermit davon; ließ den Wirth schreien und wehklagen, so viel er immer wollte.
    Diesmal war aber Rübezahl kein schelmischer Geist, sondern nur ein Rächer der Unbill. Der gedachte Bürger nehmlich hatte das Holz durch etliche arme Bauern zu sich fahren lassen, um einen gewissen Lohn, den der wortbrüchige Mensch den armen, darauf wartenden Bauern nicht gezahlt hatte. Rübezahl soll einem jeden Bauer das von ihm angefahrne Holz vor die Thüre geworfen und dabei den Verlauf der Sache erzählt haben.
     
7. Rübezahl verwandelt sich in einen Botenspieß.
     
    Es soll einmal ein Bote den Rübezahl geschabernackt haben, welcher sich auf folgende Art gerächt und seine Scharte ausgewetzt hat. Wie dieser Bote auf dem Gebirge in eine Herberge eingekehrt gewesen und seinen Spieß hinter die Thür gesetzt gehabt, siehe, da soll der schnakische Geist denselben Spieß weggebracht und sich in einen gleichen verwandelt haben. Wie nun der Bote, nach geschehener Ausruhung, abgereiset und seinen Spieß hervorgesucht hat, auch damit auf dem Wege gewesen ist, gleitet er etlichemale aus, so daß er oftmals vorwärts in den schlimmsten Schmutz fällt und sich gar arg besudelt. Ja, also oft war es geschehen, daß der Kerl seinem Leibe keinen Rath wußte, wie er mit seinem Spieße daran wäre, warum er so ausgleitete oder in der Erde nicht haften wollte. Er besieht ihn in die Quere und Länge, bald unten, bald oben, und findet keine gesuchte Veränderung. Er geht darüber mittlerweile ein wenig weiter fort, berdautz liegt er abermals im Moraste und schreit ach und weh über seinen Spieß, daß er ihn so verließe und keine Hülfe gäbe. Doch richtet er sich aufs neue empor und kehrt den Spieß um, auf die andere Spitze. Wie dies geschehen, da fällt er allemal rücklings in den tiefsten Schmutz und hatte er sich vorher vorne beschmutzt, so beschmutzt er sich noch ärger nunmehr hinterwärts und sieht aus wie ein leibhaftiger Misthammel, der dem Henker aus der Bleiche entlaufen.
    Darauf nimmt der alberne Schöps seinen Spieß auf den Nacken, wie ein Pikenier, weil er so auf der Erden kein Gutes thun wollen und geht also wie ein rechter Finkenritter daher. Doch läßt der spießbare Rübezahl dennoch seine Hudelei nicht, sondern drücket den Boten, als wenn er etliche doppelte Haken trüge und dannenhero von einer Schulter zur andern die verspürte Last hebt, bis er endlich, aus Unleidigkeit, den ungearteten Spieß in des bösen Feindes Namen wegwirft und bloß davon geht. Aber, wie er etwa eine Viertelmeile also unbespies't gereiset und sich ungefähr einmal umschaut, siehe, da liegt sein Spieß bei ihm, darüber er sehr erschrickt und nicht weiß, wie er daran ist. Er faßt dennoch endlich getrost zu, hebet den Spieß auf und weiß nicht, wie er sich ferner damit geberden soll. Daß er ihn an die Erde setzet, dazu hat er keine Lust mehr, daß er ihn auf den Buckel fassete, trug er einen Abscheu, drum nahm er ihn in die Hand, also, daß er ihn mit der Erde gleichlaufend trug.
    Aber,

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