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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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haben, daß er eher sterben, als seine Liebste einem andern vergönnen wollen. Dem Vater war aber mehr an den geistlichen Gütern, welche der Sohn durch solche Heirath erlangen und besitzen würde, als an der schönen Gestalt der Jungfrau gelegen, darum brauchte er allen erdenklichen Fleiß, wie durch liebkosende Wohlredenheit die geistliche Jungfrau auf die Meinung seines Sohnes geleitet werden möchte. Aber die reine und Gott geheiligte Jungfrau blieb beständig und wollte nicht ihr jungfräuliches Kleinod der Keuschheit, welches sie ihrem himmlischen Bräutigam gewidmet und aufgeopfert, mit menschlicher Liebe beflecken und vermischen.
    Da nun weder der irdische Bräutigam, noch dessen Vater das keusche Herz mit glimpflichen und süßen Worten überwältigen konnten, brauchten sie, anstatt der lieblichen Unterredung, erschreckliche Drauworte und brachten die geistliche Jungfrau so weit, daß sie zwar mit dem Munde, aber nicht mit dem reinen Herzen, ja gesprochen. Wer war freudiger, als der mit Liebe angeflammte Jüngling, und wer geschäftiger, als dessen Vater, welcher meinete, er hätte allbereit den Hirschen in dem Garn und den Hasen mit den Hunden erjaget. Darum machte er auf allen Seiten Anstalt zu einer stattlichen Freudenhochzeit, so nachmals in ein unverhoftes Trauerspiel verändert wurde.
    Inmittelst lag die keusche Jungfrau Tag und Nacht in eifrigem, inbrünstigem Gebete und seufzete inniglich zu ihrem himmlischen Bräutigam, daß er das Kleinod ihrer Jungfrauschaft vor den Klauen des wüthenden Löwen in Löwenberg bewahren wolle.
    Der Tag der angestellten Hochzeit kam herbei: der Bräutigam und die keusche Braut wurden durch vornehme Gäste in die Kirche der Franziskaner, (welche unterdessen im Elende das Brod bettelten) mit Freuden begleitet. Beide verlobete Personen stelleten sich, nach dem alten Gebrauch, vor den Altar. Als nun die Trauung fast ihre Endschaft gewonnen und die Braut ihre Hand in des Bräutigams Hand schließen sollte, sprach die geistliche Jungfrau mit hellen Worten:
»in te, domine, speravi, non confundar in aeternum,«
worauf Braut und Bräutigam vor dem Altare, in Gegenwart der eingeladenen Hochzeitgäste, erblaßt und entseelt darnieder gefallen sind.
     
14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau.
     
    In dem bei dem Dorfe Warthau, zwischen Bunzlau und dem Gröditzberg gelegen, befindlichen Steinbruche, steht, in waldigter, tiefer Gegend, eine mächtige Braupfanne, aus einem großen Granit gehauen. Das Volk erzählt: einst war zu Warthau ein Steinmetz, der durch liederliche Streiche sich die Strafe zuzog, daß ihm anbefohlen ward, aus einem mächtig großen Felsstück, in einer ihm vorgeschriebenen Frist, einen viereckigten Trog zu hauen.
    Liederlich, wie er war, verging ihm ein Tag nach dem andern im Jubel und Freude, aber der Arbeit gedachte er nicht. Endlich nahte der bestimmte Tag, nur eine Nacht noch war dazwischen, und eine bedeutende Strafe muß auf der Nichtvollendung gestanden haben, denn eine mächtige Angst ergriff ihn. In dieser Noth rief er den Teufel zu seinem Beistande an, und dieser, der schon lange seiner Seele nachgetrachtet hatte, versäumte nicht, dem Rufenden zu erscheinen. Gern war er hülfreich und am andern Morgen stand die Braupfanne nicht allein viereckigt, nein, auch mit einem weit ausgeschweiften Kropfe da und noch zwölf kleinere Kübel waren umher gestellt. Die Herbeieilenden fanden aber den Werkmeister nicht; denn der Teufel hatte seine Seele sogleich mit hinweggeführt, aber im Forste umher fand man die zerstückten Gliedmaßen des Zerrissenen.
     
15. Rechenberg's Knecht.
     
    Der fromme, freundliche Kinderglaube unserer Vorfahren stattete das Haus des Frommen gar zu gern mit guten Engeln aus, so wie er zur Pein und Strafe des Bösen immer eine Schaar Teufel und Unholde bei der Hand hatte. Wir haben auf beides Verzicht gethan und müssen uns mit gewöhnlichen Menschen behelfen, die freilich manchmal Engels oder Teufels Natur erreichen können.
    Hans von Rechenberg von Windisch-Bohra, Freiherr zu Schlana und Wartenberg, und Herr zu Freistadt, wo er auch begraben liegt, war ein großer Kriegesheld und dabei ein eben so gelehrter, als ächt frommer Mann, welches letztere auch sein Briefwechsel mit Doctor Luther beweis't. Um die Zeit, als Matthias in Ungarn wider die Türken stritt, fand sich bei ihm ein gemein gekleideter Mensch ein, der sich erboth, ihm als Knecht zu dienen. Rechenberg nahm ihn an und behandelte ihn mild und freundlich, dagegen

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