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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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einige erzählen, von einem alten, unbekannten, von ohngefähr dazu kommenden Manne gewarnt worden, auf eines seiner Pferde gefallen und mit diesem und den andern übrigen dem großen Unglück entflohen, welchem zwar die Bösewichter nachfolgen wollen, konnten aber nicht von der Stelle kommen, wie denn auch bald hernach der ganze Platz, sobald der Unschuldige davon gewesen, mit großem Krachen untergegangen und hat solche böse Buben sammt ihren Pferden mit sich so tief hinuntergenommen, daß auch nach der Zeit nicht das geringste von ihnen an das Tageslicht kommen ist.
     
69. Der Kyffhäuser.
     
    Von diesem Berge ist die gemeine Sage, daß Kaiser Friedrich darin Hof halten soll und daß er bisweilen den Leuten erschienen und mit ihnen rede. Denn es wird von vielen für gewiß geglaubt, daß Kaiser Friedrich noch lebe und werde auch lebendig bleiben, bis an den jüngsten Tag, und daß kein rechter Kaiser nach ihm werde und ist solche Sekte lange gewesen und auch noch heimlich. Es wird auch dafür gehalten von vielen, daß vor dem jüngsten Tage ein mächtiger Kaiser kommen solle, welcher der Christenheit Friede schaffen werde, über das Meer ziehen und das heilige Grab wiederum gewinnen. Und der werde Friedrich genannt werden, von wegen der Liebe des Friedens, nicht daß er also getauft sei.
     
1. Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser.
    Ein armer, aber guter und immer lustiger Mann aus Tilleda richtete einst eine Kindtaufe aus; es war schon die achte. Den Gevattern mußte er, nach Sitte, einen Schmaus geben. Der Landwein, den er seinen Gästen vorsetzte, war bald ausgetrunken und sie forderten mehr. »Geh' – sagte der lustige Kindtaufsvater zu seiner ältesten Tochter, einem hübschen sechzehenjährigen Mädchen, – geh' und hole uns noch besseren Wein aus dem Keller.« – »Aus welchem Keller denn?« – »Je – sagte im Scherz der Vater – aus dem großen Weinkeller der alten Ritter auf dem Kiefhäuser.«
    Das Mädchen geht, unbefangen in seiner Einfalt, mit einem kleinen Eimer in der Hand, den Berg hinan. In der Mitte des Berges findet sie, am verfallenen Eingange eines großen Kellers, sitzen eine bejahrte Schafnerin, in ganz ungewöhnlicher Tracht, mit einem großen Schlüsselbunde an der Seite. Das Mädchen verstummt vor Erstaunen. Doch freundlich fragte die Alte: »gewiß willst du Wein holen aus dem Ritterkeller?« – »Ja – sagte schüchtern das Mädchen – aber Geld habe ich nicht.« – »Komm mit mir – sprach die Schafnerin – du sollst umsonst Wein haben und besseren Wein, als dein Vater je gekostet hat.«
    Sie gingen nun beide durch einen halbverschütteten Gang und das Mädchen mußte erzählen, wie es jetzt in Tilleda aussähe. »Einst – sagte die Alte darauf – einst war auch ich so jung und schnell, wie du, als mich die Ritter, des Nachts, durch einen Gang unter der Erde, aus dem Hause in Tilleda wegholten, das jetzt deinem Vater gehört. Kurz vorher hatten sie, am hellen Mittage, die vier schönen Jungfrauen, die hier noch zuweilen auf den prächtig geschirrten Pferden herum reiten und dann wieder verschwinden, mit Gewalt aus Kelbra entführt, da sie eben aus der Kirche kamen. Mich machten sie, als ich alt wurde, zur Aufseherin des Weinkellers und das bin ich noch.«
    Jetzt standen sie vor der Kellerthür und die Schafnerin schloß auf. Es war ein großer geräumiger Keller und auf beiden Seiten lagen die Stückfässer. Die Schafnerin klopfte an die Fässer, die meisten waren ganz oder halb voll. Sie nahm den kleinen Eimer, zapfte ihn voll Weines und sagte: »da, das bringe deinem Vater, und so oft ein Fest in eurem Hause ist, kannst du wieder kommen; aber keinem, als deinem Vater, sage, woher du den Wein hast. Auch dürft ihr keinen Wein verkaufen, umsonst bekommt ihr ihn, umsonst sollt ihr ihn geben. Kommt einmal einer her, der Wein holen will, um damit zu wuchern, dessen letztes Brod ist gebacken.«
    Das Mädchen brachte seinem Vater den Wein, der dem Gästen trefflich schmeckte, ohne daß sie errathen konnten, woher er kam. So oft nachmals im Hause ein kleines Fest war, holte Ilsabe Wein vom Kyffhäuser, in dem kleinen Eimer. Aber lange dauerte die Freude nicht. Die Nachbaren wunderten sich, woher der arme Mann den herrlichen Wein bekam, der in dem ganzen Lande so gut nicht war. Der Vater sagte es keinem, Ilsabe auch nicht.
    Aber gegenüber wohnte der Schenkwirth, der mit verfälschtem Weine handelte. Dieser hatte den Ritterwein auch einmal gekostet und dachte: den Wein

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