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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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brächte solches alles durch Zauberei zuwege. Wie denn im Heldenbuche durch die Nebelkappe, die er zum öftern angezogen haben soll, daß man ihn nicht sehen und er also alle seine Fürhaben ausrichten können, anders nichts gemeinet wird, denn daß er seine Anschläge heimlich gehalten und davon nicht viel Geschrei's gemacht, also, daß man nicht bald merken können, was er zu seinem Vortheil vorgehabt. Darüber er denn manchmal eine Sache allbereits vollzogen hatte, ehe es die andern recht inne geworden, daß er dergleichen vorzunehmen in Willens gewesen, wie es den hohen Häuptern und weisen Regenten nicht allein wohlgeziemt, sondern auch hohe Noth ist, ihre Sachen, daran ihnen viel gelegen, nicht männiglich zu offenbaren, denn man wohl weiß, wie aus Unvorsichtigkeit, da man heimliche Sachen gar zu vielen vertraut, oftmals großer Unrath entstanden und viele Dinge, so zu gutem Ende sonst hätten laufen mögen, verhindert worden.
    Daß dieser Laurin aber also beschrieben wird, als wäre er ein kleiner Zwerg gewesen und doch so stark, daß er wohl hundert Mann allein bestehen können, dadurch wird angezeigt, daß man einen nicht nach dem äußerlichen Ansehen beurtheilen solle, und kann wohl sein, daß König Laurin nach der Person nicht dafür anzusehen gewesen, wie das Werk und die That hernach ausgewiesen.
    Er hat etliche und dreißig Jahr in großer Herrlichkeit und Pracht seine Regierung geführt, die Tyrannen und ungeheuern Leute vertilgt, so durch die Riesen und wilden Männer vorgebildet werden, gedemüthigt und ihm unterthänig gemacht, ist aber auch dabei eben stolz und übermüthig geworden, wie es bei dem Glücke pflegt zu gehen.
    Der Gürtel, davon er zwölf Männer Stärke gehabt, bedeutet Einträchtigkeit seines Reiches, dadurch er allen seinen Feinden stark genug gewesen und ihnen wohl vorsitzen können. Wie denn alle seine Kleidung und Rüstung nach sonderlicher Art beschrieben und doch dadurch andere Dinge, nehmlich alle Tugenden, die einem Regenten wohl anstehen, bedeutet werden, welches ein fleißiger Leser, der ihm ein wenig nachdenken will, fein merken kann. Er hat einen goldfarbenen Schild und darinnen einen schwarzen Leoparden, gleich als im Sprunge stehend, geführt.
    Da ihm seine Widersacher den Gürtel zerbrochen, das ist, da sie ihm Zwietracht und Spaltung in seinem Reiche angerichtet hatten, da wäre es bald um ihn gethan gewesen, wiewohl er mit seiner geschwinden Beständigkeit sich dennoch eben lange wider seine Feinde aufgehalten, oftmals ihre Anschläge zu nichte gemacht und sich noch mit denen, so treulich an ihm gehalten, der Feinde Gewalt erwehret, wie durch den Fingerring, den ihm sein Gemal gegeben und zwölf Mannes Kräfte mit sich brachte, vorgebildet wird; denn, obgleich eine Trennung unter vielen im Reiche angerichtet würde, so kann doch durch Einmüthigkeit und treue Zusammensetzung der Uebrigen viel Bösem vorgekommen werden.
    Daß er seine Widersacher, die es nicht gut mit ihm gemeinet, verzaubert hat, daß sie einander nicht sehen können, ihnen auch einen Schlaftrunk zugebracht, bedeutet die heimlichen Praktiken, damit er sie hinterkommen, welche aber zuletzt ihm selbst nicht alle zum besten gerathen; denn er dadurch in Noth und Beschwerung und, als er den Ring der Einigkeit auch verloren, in seiner Feinde Hände und Gefängniß kommen; denn er mochte auch zu unnöthigen Kriegen Ursache gegeben haben, wie denn die hochsinnigen Köpfe gemeiniglich nicht wohl Ruhe haben können, und wenn es ihnen denn einmal oder zwier geräth, sich darauf verlassen und sich oftmal selbst darüber in Gefahr und Verderb führen.
    So viel können wir ohngefähr aus dem Heldenbuche nachrathen, hätten wir aber die ältesten und ersten Lieder der Deutschen, daraus ein alter Deutscher Meistersinger Heinrich von Ofterdingen das Heldenbuch gezogen, wollten wir wohl etwas mehr und Gewisseres von diesen Deutschen Helden haben.
     
63. Vom Ilsung.
     
    Ilsung oder Ilsing, so auch in Meisterliedern Ilsan und vom Tacitus Ulysses genannt wird, ist König Laurins Sohn gewesen und hat das Regiment über die Deutschen, zur Zeit Gedernis, des Herzogs in Israel, geführt, wie beide, Aventinus und Stumpf, überein zeugen. Soll am Rhein und am Harz gewaltet haben. Tacitus gedenkt einer Feste Asciburgium, die er am Rhein soll gebaut haben und meinet, es sei dieser Ilsing der Griechische Ulysses gewesen.
    Es kann wohl sein, daß er auch eine Zeit lang vor dem Harze bei Wernigerode, zu Ilsenburg seine

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