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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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könntest du mit zehnfachem Wasser verdünnen und doch theurer verkaufen. Er schlich dem Mädchen nach, als es zum viertenmale mit dem kleinen Eimer nach dem Kyffhäuser ging, versteckte sich unter dem Gebüsch, als es stehen blieb, und sah es nach einiger Zeit aus dem Gange, der zu dem Keller führte, mit dem gefüllten Eimer herauskommen.
    Den nächsten Abend ging er selbst den Berg hinauf und schob auf eine Karre die größte leere Tonne, die er hatte auffinden können, vor sich her. Diese dachte er mit dem trefflichen Ritterweine zu füllen, sie des Nachts den Berg hinunter zu rollen und dann alle Tage wieder zu kommen, solange noch Wein im Keller war.
    Als er an den Ort kam, wo er den Tag zuvor den Eingang zum Keller gesehen hatte, wurde mit einemmale alles dunkel um ihn her. Der Wind fing an fürchterlich zu heulen und das Ungethüm warf ihn und seine Karre und seine leere Tonne von einer Felsenmauer zur andern. Er fiel immer tiefer und tiefer und kam endlich in eine Todtengruft.
    Da sieht er vor sich hertragen einen schwarz behangenen Sarg und seine Frau und vier Nachbarinnen, die er an ihrer Kleidung und ihrem Wuchse deutlich erkannte, folgten der Bahre nach. Vor Schrecken fällt er in Ohnmacht.
    Nach einigen Stunden erwacht er wieder, sieht sich, zu seinem Entsetzen, noch in der schwach beleuchteten Todtengruft und hört, gerade über seinem Kopfe, die ihm wohlbekannte Thurmglocke von Tilleda zwölfe schlafen. Nun wußte er, daß es Mitternacht war, und daß er sich unter der Kirche und dem Begräbnißplatz seines Dorfs befand. Er war mehr todt als lebend und wagte es kaum zu athmen.
    Siehe, da kommt ein Mönch und trägt ihn eine lange, lange Treppe hinan, schließt eine Thür auf, drückt ihm schweigend etwas Geld in die Hand und legt ihn am Fuße des Berges nieder. Es war eine kalte, eisigte Nacht. Allmälig erholt sich der Schenkwirth und kriecht, ohne Tonne und Wein, seinem Hause zu. Es schlug eins, als er es erreichte. Er mußte sich sogleich in's Bette legen und nach drei Tagen war er todt. Das Geld, das ihm der verzauberte Mönch gegeben hatte, reichte gerade zu seiner Beerdigung hin.
     
2. Die goldenen Flachsknoten.
     
    Vor vielen, vielen Jahren ging einst ein ganzer Schwarm Knaben aus Kelbra auf den Kyffhäuser, um da Nüsse zu pflücken. Sie gehen in die alte Burg, kommen an eine Windeltreppe, steigen hinauf und finden ein kleines Gemach mit schönen achteckigten, rothen und blauen Fenstern. In der einen Ecke liegt eine Spindel mit Flachs, in der andern ein Haufen Flachsknoten. Von diesen Knoten nimmt jeder der Knaben einen Hutkopf voll, und so laufen sie lustig hinunter und streuen auf dem Wege die Flachsknoten aus. Als die Knaben nach Kelbra kommen, war es schon Abendbrodszeit.
    Der ärmste unter den Knaben findet seine Eltern gerade beim Tischgebet. Er nimmt seinen Hut ab und klingend fällt etwas glänzendes auf die Erde und bald noch ein Stück und noch ein Stück und noch sieben andere. Die Mutter läuft hinzu und – siehe! es waren goldene Flachsknoten, womit ein verzaubertes Hoffräulein, oder gar die Kaiserin selbst, dem armen Mann ein Geschenk gemacht hatte, der seinen Knaben nun ein Handwerk lernen lassen konnte.
    Die Nachbarinnen liefen herzu, die wunderbaren Flachsknoten zu sehen. Den folgenden Tag ging ganz Kelbra auf den Kyffhäuser, alle suchten, aber keiner fand die rothen und blauen Fensterscheiben, keiner die aufgehäuften goldnen Flachsknoten.
     
3. Die Wunderblume.
     
    Ein Schäfer aus Sittendorf trieb einst am Fuß des Kyffhäuser. Er war ein hübscher Mensch, und mit einem guten, aber armen Mädchen verlobt. Doch, weder er noch sie hatten ein Hüttchen, oder Geld, ihre Wirthschaft einzurichten. Traurig stieg er den Berg heran, aber, je höher er kam, es war ein schöner Tag, je mehr verlor sich die Traurigkeit. Bald hatte er die Höhe des Berges erreicht, da fand er eine wunderschöne Blume, dergleichen er noch nie gesehen hatte. Die pflückte er und steckte sie an seinen Hut, um sie seiner Braut mitzunehmen.
    Oben auf der Burg findet er ein offnes Gewölbe, dessen Eingang nur etwas verschüttet war. Er geht hinein und findet viele kleine, glänzende Steine auf der Erde liegen und steckt so viele ein, als seine kleinen Taschen fassen können. Nun wollte er wieder in's Freie, da rief ihm eine dumpfe Stimme zu: »vergiß das Beste nicht!« Er wußte nicht, wie ihm geschah und wie er herauskam aus dem Gewölbe. Kaum sah er wieder die Sonne und seine Heerde, so schlug die

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