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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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    Von dieser heidnischen Jungfrau ist auch fast noch mehr denkwürdig anzuzeigen, daß ihr Bildniß auf dem grünen Saale im Schlosse zu Glatz zu etlichen Malen gar sauber und schön gemahlt gestanden hat. Dann, daß in dem heidnischen Kirchlein auf dem Schloß den fremden Leuten, welche dahin gekommen, solche zu besichtigen, der heidnischen Jungfrauen schönes gelbes Haar, an einem eisernen Nagel in der Wand hangend, gezeigt wird. Es hängt aber so hoch, daß es ein großer Mann, auf der Erde stehend, mit der Hand erreichen kann. Zuletzt erzählt man, daß sie in ihrer Gestalt und Kleidung, wie sie pflegt abgemahlt zu werden, noch öfters im Schlosse zu erscheinen pflegt. Solches Gespenst thut aber niemand etwas, es sei denn, daß jemand spöttisch und höhnisch von ihr redet. Wie man denn sagt, daß dies Gespenst einstmals zu einem Soldaten, der Schildwacht gestanden, gekommen sei und ihm einen Backenstreich mit einer kalten Hand gegeben habe, da er höhnisch von ihr geredet. Auch hat im Jahre 1621 ein Soldat das Haar der heidnischen Jungfrau aus der Kirche weggenommen, worauf das Gespenst in der Nacht zu ihm gekommen ist, in seiner gewöhnlichen Gestalt und hat ihn bis nahe an den Tod geschlagen, gekneipt und gekratzt, bis daß sein Rottgeselle das Haar, auf sein Begehren und Anhalten, wieder an den rechten Ort getragen hat.
     
3. Die große Linde bei Eisersdorf in der Grafschaft Glatz, nicht weit von der Stadt Glatz.
     
    Von dieser Linde werden viele Fabeln erzählt, nehmlich, daß sie so alt sei, als der heidnische Thurm bei Glatz, und obgleich sie ein und das andere Mal verdorrt, wäre sie doch immer wieder ausgeschlagen. Auch Sibylla soll einst darauf gesessen und von der Stadt Glatz viel zukünftige Dinge geweissagt haben, wobei sie unter andern gesagt: die Türken würden bis gegen Glatz kommen und allda, durch die steinerne Brücke, hinein auf den großen Ring ihren Einzug halten, dort würden sie aber eine große Niederlage erleiden, da ihnen die Christen aus dem Schlosse herunter entgegen ziehen und sie auf dem Marktplatz daselbst erlegen würden. Solches würde aber nicht eher geschehen, es sei denn vorher eine große Menge Kraniche durch die Brodbänke geflogen.
     
4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge.
     
    Einst wohnten in sehr frühen Zeiten, als noch eine Burg auf dem Zobtenberge stand, eine Fürstin dort, die einen zahm gemachten Bären zu ihrem Zeitvertreib unterhielt und ganz frei umher gehen ließ. Dieser Bär ward einst krank und man rieth der Fürstin, ihm einen Hecht zu essen zu geben, dann würde er wieder gesunden. Die Fürstin, welche mit ihrem armen Kranken ein großes Mitleiden hatte, schickte bald eine von ihren Mägden nach Zobten, um den Hecht zu hohlen. Während dem lief der Bär fort und trift das Mädchen mit dem Hechte am Wege, vom Städtchen Zobten heraus, fällt sie an und beißt ihr den Kopf ab. Die herzueilenden Leute tödten ihn darauf.
     
5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten.
     
    Ein Mönch aus dem Kloster des Berges wollte im tiefsten Winter in Berufssachen nach dem Dorfe Groß-Mohnan gehen, ward aber in der damals noch ganz mit Wald bedeckten Gegend, am Fuße des Berges, von einem hungrigen Wolfe angegriffen. Nichts hatte er zu seiner Vertheidigung bei sich, als ein Federmesser, und mit diesem begann der Kampf zwischen Hunger und Verzweiflung. Das wüthende Thier erlag, obgleich im Verfolgen begriffen, der ungleichen Waffe an der Stelle, die sein Bild bezeichnet, das ist etwa eine halbe Meile vom Fuß des Berges. Der unglücklich zerfleischte Mönch schleppte sich noch etwa eine halbe Meile weiter, bis an den Fuß des Hügels, auf dem der Busch von Kiefendorf steht, und gab erst hier seinen Geist auf. Das Andenken seines Heldenmuthes ward in dem Stein verewigt und pflanzt sich noch jetzt in dem Munde der Bewohner der Gegend fort.
     
6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien, erbaut worden und seinen Namen erhielt.
     
    Herzog Heinrich der erste, auch mit dem Barte genannt, der Gemahl der frommen Hedwige, die in die Zahl der Heiligen versetzt und die Schutzpatronin Schlesiens ward, das sie einst milde beherrschte, ritt in den waldigen Höhen, dort wo jetzt im Thale Trebnitz liegt, um zu jagen. Entfernt von seinem Gefolge, kam er in das Thal hinab und stürzte unvermuthet mit seinem Pferde in einen Sumpf; keine Möglichkeit sich zu retten vor sich sehend, wandte er sich, im inbrünstigen Gebet,

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