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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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verstummt.
    »Liam, du wirst die Jungs sehr mögen, das verspreche ich dir.« Sie streicht mir über die Wange. »Es ist ja nur für kurze Zeit«, sagt sie leise. »Dein Vater wird es sich bald anders überlegen. Wirklich, Li, er meint es nicht so ...«
    Mom stockt und senkt den Blick. Ich bin der Einzige, den sie nicht anlügen kann. Die Jungs treten verlegen von einem Fuß auf den anderen, während die Stille sich hinzieht. Schließlich umarmt Mom mich zum Abschied – es ist ein kurzes, schuldbewusstes Drücken meiner Schultern –, dann steigt sie wieder in ihr kleines rotes Cabrio und fährt davon.

8
    Sobald ich Moms Auto aus den Augen verliere, denke ich über den Footballspieler nach. Den Vollidioten. Everybody’s Darling . Dann denke ich daran, wie Delia weinte, als sie ihre Kleidungsstücke zusammensuchte, und das Blut steigt mir in die Wangen. Ich taste nach dem Handy in meiner Hosentasche und weiß, ich sollte sie anrufen, um mich bei ihr zu entschuldigen, aber in diesem Moment brechen Orlando, Dino und Eddie auf.
    »Es war nett, dich kennenzulernen«, sagt Dino, und ich versuche zu lächeln oder zu nicken, aber stattdessen umklammere ich das Handy in der Tasche noch fester.
    Tante Pete sagt Sachen wie: »Ihr müsst schon zum Bahnhof?« und »Ich dachte, nicht vor Donnerstag«. Schließlich beugt sich Orlando zu ihm und flüstert laut genug, dass ich es hören kann: »Entspann dich. Das schaffst du schon. Ihr beide braucht nur etwas Zeit, um euch kennenzulernen.«
    Ich spüre, dass Pete und ich genau dasselbe denken.
    Nein. Tun wir nicht.
    Doch sobald sie weg sind, bleiben wir draußen allein zurück. Nur ich und mein unbekannter, durchgeknallter Onkel. Mein gesamtes Kofferset steht in seiner Einfahrt, mein Surfbrett lehnt an der Haustür, und Pete sieht so aus, wie ich mich fühle – als wünschte er sich, erschossen zu werden.
    »Also«, sagt er schließlich, »willst du deine Sachen reinbringen?«
    Nicht wirklich. Gleich nach der Ankunft hatte er uns alles gezeigt, und es war dunkel, eng und roch nach verschimmelten Nachos.
    »Okay.«
    Jeder von uns nimmt einen Koffer, und ich nehme das Surfbrett in die andere Hand, und dann öffnet Tante Pete die Tür des Mobilheims, die in einem verrosteten Drahtrahmen hängt und in der Mitte des Fliegenschutzes ein Loch hat. Wir gehen mehrmals von der Einfahrt durch das Wohnzimmer und die enge Küche, in der sich Bierdosen und elektrisches Zubehör stapeln, zum winzigen Gästezimmer.
    Mir macht es nichts aus, denn während wir die Koffer reintragen, brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Aber schließlich ist mein ganzes Gepäck verstaut und es gibt nichts mehr zu tun. Meine Koffer nehmen fast den ganzen Raum ein. Es gibt eine Matratze, die auf dem Boden liegt, eine riesige blaue Kommode und eine kaputte Macramé-Lampe. Der Teppich sieht aus, als wäre er seit 1990 nicht mehr gesaugt worden. Vielleicht noch nicht einmal das. Ich sehe mich suchend nach einem Schrank um, doch es ist keiner da.
    »Wo kann ich meine Sachen aufhängen?«, frage ich, aber Pete sieht mich nur verständnislos an.
    »Du hast doch irgendwo einen Schrank, oder? Ich habe ein paar Designerstücke aus Moms Boutique, die aufgehängt werden müssen.«
    Tante Pete streicht sich übers Kinn. »Hmm. Nein. Kein Schrank.«
    Mir wird flau.
    »Dann wenigstens ein Bügeleisen?«
    Er schüttelt den Kopf.
    Das soll wohl ein Witz sein! Wie kann man ohne Bügeleisen leben?
    »Wollen wir uns unterhalten?«, erkundigt sich Pete. »Im Wohnzimmer?«
    Will ich nicht. Ich will mich nur noch ins Bett legen und nie wieder aufstehen, aber ich kann nicht Nein sagen, während mein Onkel aussieht, als würden seine Bemühungen ihm körperliche Schmerzen bereiten.
    »Okay«, sage ich noch mal, mein Lächeln fühlt sich verkrampft an.
    Wir gehen ins Wohnzimmer, wo er einen Stapel Schallplatten von der Couch räumt. Die Couch hat Zebrastreifen, und die halbe Füllung quillt heraus. Tante Pete schnippt mit den Fingern Krümel von der Sofalehne. Ein langes Schweigen entsteht, während wir auf unsere Schuhe starren. Meine – kantige Halbschuhe von Gucci. Seine – keine Ahnung woher.
    »Was machst du denn gern?«, fragt er.
    Ich versuche krampfhaft, etwas zu finden, was ich gerne mache, aber wenn man schlecht drauf ist, fällt einem manchmal gar nichts mehr ein, was einen glücklich macht. Ich zucke die Achseln.
    »Irgendwas Besonderes, was du gerne isst?«
    »Ich bin Vegetarier«, sage ich und merke, dass Tante Pete

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