Voll gebissen
Abteilung mit Reizwäsche. Ob es sich nun um richtige Reizwäsche handelte, oder einfach nur um nuttige Unterwäsche, oder ob es überhaupt einen Unterschied dazwischen gab, konnte ich nicht genau sagen. Jedenfalls sah ich die Teile durch, die wahrscheinlich sogar den Moulin Rouge-Mitarbeiterinnen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten und legte mir das ein oder andere über den Arm, um damit in der Umkleidekabine verschwinden zu können.
„B in mal kurz anprobieren“, rief ich meiner Mutter zu, die ebenfalls nach einem BH Ausschau hielt, und verkrümelte mich in eine Umkleide.
Ich zog BH und Oberteil aus und ver suchte, die rote Sünde aus Samt an meinem Körper anzubringen. Leider scheiterte es schon mal daran, dass ich überhaupt nicht wusste, wie das gute Stück zu öffnen war. Unschlüssig stand ich halb nackt in der Umkleidekabine und suchte nach dem Verschluss.
„Schatz? Hast du einen an?“
Doch bevor ich etwas erwidern konnte, hatte meine Mutter den gesamten Vorhang zur Seite gerissen und ich stand pudelnackig im Geschäft. In einer Hand den BH und mit der Anderen verschämt meine Brüste bedeckend, während ich einen undefinierbaren Laut des Entsetzens von mir gab.
Kyle ! – Ja! Auch das noch! – stand ein paar Ständer weiter und schenkte mir eines seiner fiesesten Speckbackengrinsen . Die Röte schoss mir ins Gesicht.
„Yo Emma! Heißer Fe tzen! Da kann Liam sich ja auf was freuen!“, grölte er und ließ seinen Blick genüsslich über meine zaghaft bedeckten Brüste gleiten, bis er auf dem BH innehielt.
Vor Schreck ließ ich den BH fallen und zog vol ler Zorn den Vorhang wieder zu.
„Mutter!“, stieß ich entsetzt hervor.
„Jetzt regʼ dich mal nicht auf, Kindchen. Du hast nichts, was andere nicht auch haben … Außerdem ist dein Freund schon weitergegangen.“
Das war ja wieder klar. Die Sache bei mir einfach so a btun, als wäre es völlig normal, von einem fremden Jungen in Unterwäsche (wenn es das noch gewesen wäre! Ich war ja halb nackt!) beglotzt zu werden und bei sich selbst den Aufstand proben. Dabei war meine Situation hundertmal, ach was sag ich, tausendmal schlimmer! Meine Mutter war halbnackt schließlich nur von einer Verkäuferin gesehen worden, die Betonung liegt hier eindeutig auf VerkäuferIN. Aber bei mir??? Ich wurde von einem Klassenkameraden entdeckt. Und dann auch noch nicht mal von irgendeinem Klassenkameraden. Nö! Es musste ausgerechnet auch noch Kyle sein! Gyle-Kyle!!! Verdammt! Wie peinlich war das denn bitte? Wenigstens bestätigte sich mal wieder, warum ich auf Gyle gekommen war. G – wie glotzen oder glubschen oder auch geifern.
Ich ließ das ver ruchte Rote auf dem Boden liegen, mit der Begründung, dass es mir schon genug Scherereien gemacht hatte und widmete mich stattdessen einer schwarzen, seidigen Ausführung, die sowieso viel eher meinem Geschmack entsprach. Beim Anprobieren achtete ich diesmal sorgfältig darauf, dass meine Mutter keine zweite Chance bekam, noch einmal ungefragt den Vorhang beiseite zu ziehen. Ich musterte mich im Spiegel.
„Schatz? Hast du…“
„NEIN!“, blökte ich aus der Umkleide.
Ich konnte selbst entscheiden, ob mir die Unterwäsche gefiel oder nicht. Ich drehte und wendete mich und musste feststellen, dass dieser BH gar nicht so übel aussah. Im G egenteil, ich fand mich sogar schon ein bisschen geil damit. Grinsend betrachtete ich das schwarze Spitzenhöschen, welches ich passend zu dem BH rausgesucht hatte. Heiß, aber nicht nuttig. Ganz wichtig! Das war ein äußerst schmaler Grat, auf dem man erst mal lernen musste, zu balancieren. Schließlich wollte ich für Liam sexy aussehen, aber nicht demnächst als Bordsteinschwalbe Karriere machen.
Zufrieden zog ich die Sachen wieder aus und schlüpfte in meine alte Montur. Den roten BH kickte ich unauffällig in die Kabine nebenan, die glücklicherweise nicht besetzt war. Meine Mom musste ja nicht unbedingt sehen, mit was ich ebenfalls geliebäugelt hatte. Ich bezahlte die Wäsche und wir verließen das Geschäft.
Ein paar Läden weiter hingen unheimlich coole Klamotten im Schaufenster. Marke à la Amilia. Na ja, vielleicht nicht ganz so extrem, aber dennoch todschick.
Zuerst wollte ich daran vorbeigehen. Diese Teile würde ich mir sowieso nie leisten können, aber ein schwarzes, kurzes Kleid, welches ganz rechts im Schaufenster hing, zog mich magisch an. Ich drückte mir die Nase an der Scheibe platt , um ein Preisschildchen oder sowas erkennen zu
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