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Voll gebissen

Voll gebissen

Titel: Voll gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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nicht so, wie du denkst. Wir haben nur…“
    „Was?“, unterbrach ich ihn ärgerlich. „Ihr hab nur was? Nur gepicknickt? Sie hat dich nur gefüttert? Kann man das vielleicht auch noch beliebig erweitern?“, schnappte ich bissig. „Wie wärʼs mit: Wir haben uns nur geküsst? Wir haben nur miteinander rumgemacht? Oder sogar, wir haben nur miteinander geschlafen?“
    „Ich … Emma, redʼ doch bitte keinen Unsinn.“
    Kurz dachte ich, in seinem Blick sowas wie Empörung und Verletztheit zu erkennen, doch dann wurde ich erneut durch Amilia abgelenkt, die mich überheblich angrinste.
    „ Hat die kleine Emma etwa Angst, dass ihr Tugendwahn ihr nun ein Schnippchen schlägt?“
    „Amilia, halt dich bitte da raus. Das geht nur Emma und mich was an.“
    Ami lia verzog schmollend den Mund.
    „Also?“, hakte ich noch einmal nach und versuchte, Amilias Worte zu ignorieren.
    „Ich kann, nein, ich darf dir das nicht alles erzählen , Emma. Aber du musst mir vertrauen, es ist wirklich nicht so, wie es aussieht. Ich tu das alles nur für uns. Ehrlich.“
    Aufgrund seiner treublickenden Augen hätte man ihm das tatsächlich noch abkaufen können, doch ich hatte ihn schon oft genug lügen hören, um zu wissen, dass seine ehrliche Miene kein Garant für die Wahrheit war.
    Außerdem: „Für uns“. Ich treff mich mit der hübschen Amilia, doch ich tu das alles nur „für uns“? Hatte er sich mal selbst zugehört? Was laberte er da für eine Scheiße? Ich merkte, wie sich meine Kehle zuschnürte.
    „Vergiss es , Liam. Ich wünsch dir noch einen schönen Nachmittag mit ihr.“
    Dann dr ehte ich mich auf dem Absatz um und ging zurück in den Wald hinein. Ich war selbst darüber erstaunt, wie gefestigt meine Stimme klang und wie gut mir – trotz dieser Situation – mein Abgang gelungen war.
    „Emma“ , rief Liam mir nach, doch ich beachtete ihn nicht. Ich war wie in Trance.
    „Lass sie doch. Ich hab dir doch gesagt , dass sie nicht zu uns passt“, hörte ich Amilia mit ihrer schmeichlerischen Stimme sagen, sodass mir beinahe übel wurde.
    Wo sollte ich nicht hinpassen? Zu Liam? Oder in ihre reiche Schnösel-Gang?
    Meine Augen füllten sich mit Tränen, doch ich konnte mich zusammenreißen, nicht laut loszuheulen. Zumindest nicht direkt.
    Stumm und leise stahl sich eine Träne nach der anderen aus meinen Augenwinkeln, bis es immer mehr wurden und sie ohne Unterlass über meine Wangen liefen. Ich verkniff mir jedoch, mich noch einmal umzudrehen, bis ich im Dickicht verschwunden war. Ich dachte, wenn ich im Schutz der Bäume stünde, würde wenigstens Amilia mein verheultes Gesicht nicht sehen. Liam würde es auf jeden Fall. Ich wusste, selbst in seiner Menschengestalt waren seine Sinne um ein vielfaches geschärfter, als die eines normalen Menschen. Schließlich hatte er mir das oft genug eingebläut. Aber er konnte ruhig sehen, was er angerichtet hatte. Wie sehr er mich verletzt hatte. Es war mir egal.
    Als ich mich endlich umdrehte, sah ich Liam immer noch schemenhaft auf der Lichtung stehen. Ich vermutete, genauso, wie ich ihn zurückgelassen hatte. Es sah zumindest so aus, als hätte er sich keinen Zentimeter bewegt.
    Dafür aber Amilia. Sie stand nun neben ihm und es schien, als hätte sie ihn in den Arm genommen. Sie waren zu weit entfernt, um es mit Sicherheit sagen zu können, aber allein, dass sie so nah neben ihm stand, war schon genug für mich.
    Ich blinzelte. Ein kläglicher Versuch, meinen Blick zu schärfen. Vielleicht war es ja doch nicht so, wie ich dachte? Ich schaute noch einmal genauer hin. Ja, Amilia hatte Liam nun definitiv in den Arm genommen.
    Wem machte ich hier eigentlich etwas vor? Wem wollte ich weismachen, dass das, was ich gesehen hatte, nicht der Realität entsprach oder ganz anders war, als es den Anschein hatte? Sprach das alles nicht für sich selbst? Amilia und Liam mit lauter Köstlichkeiten auf einer Decke mitten im Wald, wo er doch eigentlich bei mir sein sollte? Dann brach ich schluchzend auf dem Waldboden zusammen und ließ meiner Trauer freien Lauf.
    Ich w einte darüber, was ich soeben gesehen hatte. Weinte darüber, warum er so etwas tat. Weinte darüber, warum er ausgerechnet Amilia nahm. Weinte um die Zeit, dir wir miteinander hatten und weinte um die Zeit, die wir nun nie mehr miteinander haben würden. Weinte, weil ich einfach weinen wollte.
    Eine Person zu verlieren, die man liebt, ist nicht leicht. Doch wenn man auch noch herausfindet, dass genau diese Person, die alles

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