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Voll gebissen

Voll gebissen

Titel: Voll gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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setzte sich zu Amilia auf den einzigen Platz, der außer dem neben mir noch frei war. Ich sah es zwar nicht, doch ich wusste, dass Amilia triumphierend in meine Richtung schaute.
     
    Mr Graham begann mit dem Unterricht, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich kritzelte die Notizen ab und ließ meinen Blick durch die Klasse schweifen. Er blieb auf Kyle hängen, der ebenfalls zu Amilia und Liam herüberstarrte.
    Kyle! An den hatte ich ja gar nicht mehr gedacht. W arum saß er eigentlich nicht neben Amilia? Durfte er nicht oder wollte er nicht? Auch wenn Kyle immer den Eindruck erweckte, als wäre er über alles erhaben und nichts könne ihm etwas anhaben: Er sah verdammt … schockiert aus, als könne er nicht fassen, was er da sah. Er merkte, dass ich ihn anschaute und sah mir in die Augen. Ich rang mir ein mitleidiges Lächeln ab, auf das er mit Kopfschütteln reagierte und betreten zu Boden blickte. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, doch Kyle tat mir gerade furchtbar Leid. Ich wusste nicht, inwieweit er bereits kombiniert hatte, dass zwischen den beiden etwas lief.
    Er hatte bestimmt auch nichts von Amilias und Liams Techtelmechtel gewusst, doch so wie Amilia Liam anhimmelte, war es nicht zu übersehen, dass sie reges Interesse an ihm hegte. Und sie schien sich auch nicht daran zu stören, dass Kyle ein paar Tische weiter saß und ihre Flirtversuche mitansehen musste – auch wenn Liam nicht darauf einging. Aber das tat er bestimmt nur nicht, weil er mich nicht noch weiter verletzen wollte.
    Ich beobachtete Kyle weiter. Wenn er sich jetzt nur halb so fühlte wie ich, hatte er mein vollstes Mitgefühl. Ich war schon gespannt auf die Pause. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Kyle das alles so hinnehmen würde. Es dauerte ewig, bis endlich das erlösende Schlagen der Schulglocke zur Pause erklang.
    Liam stand auf und ging auf mich zu, doch ich steckte mir die Kopfhörer meines Ipods wieder in die Ohren und ging hinaus auf den Schulhof. Ich hatte mitbekom men, wie Kyle sich ebenfalls erhoben hatte und Liam mit einem alles vernichtenden Blick hinterhersah.
    Auch, wenn ich zu neugierig war, was gleich zwischen den beiden ablaufen würde, wollte ich auf keinen Fall zwischen die Fronten geraten. Kyle war ein dermaßen aufgepumptes Muskelpaket, dass selbst der durchtrainierte Liam neben ihm schmal wirkte. Von Liam aber wusste ich, dass er unheimlich einschüchternd sein konnte. Ich persönlich würde mich weder mit dem einen, noch mit dem anderen anlegen wollen. Wenn einem sein Leben lieb war, war das garantiert der beste Weg.
    Ich setz te mich auf die Palisaden, auf denen ich in der Pause immer saß. Weit weg von Amilia und ihrer Gang. Ich zog die Beine an meinen Oberkörper und umschlang sie mit den Armen, während ich meinen Kopf auf die Knie stützte und mit den Tränen kämpfte. Vielleicht hätte ich besser, bevor ich mir den Ipod schnappte und Musik hören wollte, alle rührseligen Lieder herunterschmeißen sollen.
    Plötzlich fasste mir eine Hand auf die Schulter. Die kribbelnde Wärme, die ich verspürte , konnte nur von einer Person kommen, doch ich wollte ihn nicht sehen, also starrte ich stur auf den Boden.
    Liam setz te sich neben mich und strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht, doch ich zuckte zurück. Erneut durchfuhr mich ein angenehmer Schauer.
    Ich wollte nicht von ihm berührt werden !
    Ich wollte noch nicht mal in seiner Nähe sein!
    Zu schmerzha ft war die Erkenntnis, dass unsere Beziehung beendet war, und es machte mich stinkwütend zu merken, dass mein verräterischer Körper trotz allem so auf ihn reagierte.
    „Emma … lass uns doch bitte reden“, flehte er.
    Und wenn wir schon dabei waren, alles aufzuzählen, was ich nicht wollte: Schon gar nicht wollte ich mit ihm sprechen!
    Ich drehte mich weg , kämpfte mit den Tränen. Die Traurigkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören, doch er war ja wohl selbst Schuld. Er hätte einfach sagen sollen, dass er lieber mit Amilia zusammen war. Ich wäre zwar enttäuscht gewesen und bestimmt auch ein bisschen sauer (na gut, vielleicht auch ein bisschen mehr), aber das wäre nichts gegen den Zorn gewesen, den ich jetzt verspürte, nachdem er mich so offensichtlich hintergangen hatte.
    Denn … seien wir ehrlich: Amilia war nun mal das beliebteste Mädchen der Schule und ich kannte keinen Jungen, der nicht scharf auf sie war. Außerdem war ich mir sicher, dass – auch wenn es wehgetan hätte – ich mich mit seiner Wahl

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