Voll gebissen
einschlief.
Als ich wieder aufwachte, sah ich eine Tasse Tee neben meinem Bett stehen. Da sie noch warm war, konnte es nicht lange her gewesen sein, dass meine Mutter im Zimmer war. Ich war heilfroh, dass ich zu dieser Zeit noch geschlafen hatte.
Meine Mom hatte einen sechsten Sinn dafür, wenn bei mir irgendetwas nicht so lief, wie es sollte und sie merkte immer sofort, wenn ich sie anlog. Ich nahm die Teetasse und nippte vorsichtig daran. Gott sei Dank! Kein Kamillentee. Was aber wiederum auch hieß, dass meine Mutter mir die Sache mit den Bauchschmerzen nicht abgekauft hatte. Wenn ich nämlich tatsächlich Magenprobleme hatte, zwang sie mich immer, diese ekelhafte Plörre zu trinken. Igitt!
Ich schaltete den Fernseher ein und wartete darauf, dass meine Mom zum Essen rief . In Gedanken überlegte ich bereits fieberhaft, wie ich mich davor drücken konnte. Doch da mir nichts Passendes einfiel, tapste ich herunter, als sie rief. Man sah mir zum Glück nicht mehr an, dass ich geheult hatte, doch Appetit hatte ich trotzdem keinen.
Mom servierte mir Gemüseauflauf. Eigentlich mein Lie blingsessen, doch ich stocherte nur lustlos darin herum und schob das Essen auf dem Teller von einer Seite auf die andere.
„Geht’s dir immer noch nicht besser?“ , fragte meine Mutter besorgt und schaute mir in die Augen. Ich wusste, sie versuchte, darin den wahren Grund für meine Appetitlosigkeit zu finden, doch ich starrte zurück und versuchte, so unergründlich auszusehen, wie Liam das manchmal tat. Ach Liam. Ich seufzte.
„Doch, geht wieder.“
„Wenn du über deine Bauchschmerzen reden willst, sag einfach Bescheid“, sie zwinkerte mir zu und widmete sich weiter dem Essen, doch ich schüttelte nur zaghaft den Kopf.
Ich wusste nicht, ob ich das Angebot komplett ausschlagen würde, doch im Moment hatte ich keine Lust dazu. Nachdem das Abendessen beendet war, ging ich wieder in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Die Nacht schlief ich immer noch nicht gut, aber besser als die Letzte.
Als ich morgens aufstand, ging ich wie gewohnt unter die Dusche und, um ehrlich zu sein, fühlte ich mich danach gut. Wenn man das ganze Liam-Problem mal wegließ, könnte es sogar ein schöner Tag werden. Ich nahm mir ein paar Müsliriegel und machte mich auf den Schulweg. Hungrig biss ich in einen hinein und freute mich, dass er schmeckte, doch als ich in Sichtweite der Laterne war, sah ich Liam dort stehen und mir verging schlagartig der Appetit.
Ich warf den Riegel auf die Straße, steckte meine Hände in die Tasche und stapfte auf der gegenüberliegenden Str aßenseite an Liam vorbei, doch dieser holte mich mühelos mit ein paar Sätzen ein.
„Guten Morgen , Emma“, nuschelte er mir entgegen.
Ich sagte nichts.
„Weißt du, ich würde wirklich gerne mit dir darüber reden.“
Ich sagte wieder nichts. Zufällig fanden meine Finger in der Tasche meinen Ipod. Ich holte i hn heraus und steckte mir die Stöpsel in die Ohren.
Liam hielt mich am Arm fest. „Emma, bitte!“
Ich schaute ihn nicht an, sondern machte die Musik so laut, dass ich nichts außer ihr mehr wahrnahm. So gingen wir schweigend nebeneinander her.
Auf dem Schulhof angekommen, kam Amilia uns entg egen und flirtete Liam ein „Guten Morgen, Süßer“ entgegen.
Ätzend, wie sich diese hohe Stimme selbst durch meine Kopfhörer bohrte. Sie grinste mich an, doch ich ließ sie einfach stehen.
„Emma!“ Liam schubste Amilia beiseite und rannte hinter mir her.
„Du solltest lieber nett zu mir sein !“, fauchte sie hinter ihm her.
I ch nahm all meine Kraft zusammen und drehte mich zu ihm um. „Geh ruhig zu ihr“, sagte ich, „stör dich nicht an mir“.
Ich wandte mich wieder ab und ging in das Schulgebäude. Liam ging nicht zurück zu Amilia, sondern folgte mir mit ein paar Metern Abstand. Auch wenn ich ihn nicht sehen wollte, beruhigte es mich irgendwie zu wissen, dass er wenigstens nicht zu ihr gegangen war.
In der Klasse angekommen, stand ein kleines Schokoladentörtchen auf meinem Platz und es lag ein kleiner Zettel daneben. Verblüfft schaute ich mich in der Klasse um. Wer das wohl dorthin gestellt hatte?
Da sah ich Kyle, der bereits auf seinem Platz saß, den Kopf auf eine Hand gestützt und mit ebenfalls so einem Törtchen vor sich.
Oje , Kyle sah echt beschissen aus. Völlig übermüdet stocherte er mit dem Finger auf dem Kuchen herum. Ich nahm Platz und öffnete den Zettel.
Kalorien sind die beste Medizin und Schokolade soll glücklich
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