Voll gebissen
bleiben und vielleicht solltest du die Zeit nutzen, um mal über meine Worte nac hzudenken.“
„ Aber bis der Mond aufgeht, dauert es doch noch ewig!“, protestierte ich.
„Die Zeit wirst du auch brauchen.“ Daraufhin wandte sich Liam um und ging.
So eine Unverschämtheit! Ließ er mich hier eiskalt stehen, obwohl ich versucht hatte, wieder nett zu ihm zu sein. Beleidigt und sauer ging ich ebenfalls nach Hause.
16.
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich damit, mich weiter über Liam zu ärgern, bis meine Mom mich zum Essen rief. Das wurde auch Zeit. Ich hatte einen Bärenhunger.
„Was gibt’s?“, flötete ich nun etwas besser gelaunt in die Küche.
„ Dein Dad und ich wollen heute Abend auf einen Geburtstag, du musst leider allein essen.“
„Kein Ding“, winkte ich ab und setzte mich an den Tisch, während ich mich gleichzeitig schon mal mit Messer und Gabel bewaffnete.
„Dafür hab ich dir extra dein Lieblingsessen gekocht.“ Meine Mutter schob eine große Schale Gemüselasagne auf den Tisch.
„Hmmm ... Danke“, sagte ich artig und schaufelte mir meinen Teller voll.
„Wir werden auch erst gegen Morgen Mittag wieder zu Hause sein. Deine Tante hat uns eingeladen über Nacht zu bleiben und wir wollen am Morgen noch gemeinsam brunchen . Ich nehme mal an, du willst nicht mit?“
Dankend lehnte ich ab. Verwandtengeburtstage. Igitt!
„ Macht euch ruhig einen schönen Abend. Haben wir eigentlich noch irgendetwas Wurstiges?“
„Bitte was?“ Meine Mom schien etwas verwirrt zu sein.
„Hab ich grad mal Lust drauf“, setzte ich nach.
„Erst ein Schinkenbrot und jetzt etwas „ Wurstiges“?“, fragte Mom amüsiert. „Eigentlich sind es doch nur die Herren, die ein Problem mit ihrem Eiweißhaushalt kriegen können.“
Zuerst grinste ich, doch nachdem meine Mom weiter dumme Kommentare darüber abließ, dass ich ausnahmswe ise mal ein Stück Wurst essen wollte, platzte mir der Kragen. „Meine Güte, Mutter! Ist das so ein Ereignis, dass du deswegen so ein Fass aufmachen musst?“
Völlig perplex über meine übertriebene Reaktion schaute sie mich an. „Ich meinte ja nur ...“, versuchte sie sich zu verteidigen, doch ich war zu genervt. Die Sache mit Liam tat wahrscheinlich auch noch ihr übrigens dazu.
„Ach, lass stecken!“, maulte ich und brachte sie damit zum Schweigen.
Während meine Mom immer noch ungläubig in der Küche rumstand, ergriff ich die Initiative und begab mich selbst zum Kühlschrank. Leider schlug mir daraus nur gähnende Leere entgegen, also ging ich wieder zu meinem Platz zurück und verspeiste mein Abendessen dann eben ohne Wurst.
„Okay, Schatz, äh ... Dann mal Tschüss. Wir fahren jetzt. Bis Morgen“, verabschiedete sich meine Mom vorsichtig und verschwand mit diesen Worten aus der Küche.
„Ja ja, bis später.“ Missgelaunt räumte ich den Tisch ab, ging hinauf in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Meine Gedanken kreisten immer noch um Liam und die Worte, die er mir an den Kopf geknallt hatte. So war er doch sonst nicht! Was war nur los mit ihm? Doch je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr ärgerte ich mich über sein Verhalten.
In der Hoffnung, im TV etwas Ablenkung zu finden, knipste ich die Flimmerkiste an und zappte mich durch die Programme. Na super! Noch nicht mal darauf war Verlass. Eine Castingshow nach der anderen. Ich staunte immer wieder, wie viele Leute es doch gab, die dem Irrglauben erlagen, ein besonderes Talent für irgendetwas zu haben und sich dann damit vor aller Welt zum Vollhorst machten.
Genervt machte ich den Fernseher aus und nahm ein Buch aus meinem Nachtischschränkchen. Ein en Liebesroman . Oh Mann! Mir blieb heute auch nichts erspart. Eigentlich las ich solche Bücher ja total gerne, doch gerade im Moment wäre mir irgendein Menschen-Abschlacht-Gemetzel-Horrorbuch lieber gewesen. Zumindest hätte es besser zu meiner Stimmung gepasst.
Ich legte das Buch wieder zurück, wickelte mich in meine Bettdecke ein und machte einfach die Augen zu. Wie sagte meine Mom immer? Morgen sieht alles schon v iel besser aus.
Ich wurde wach, weil mir viel zu warm war. Mit den Beinen strampelte ich die Bettdecke bis ans Fußende, doch das brachte nur mäßig Erleichterung, also stand ich auf und holte mir was zu trinken. Ich stürzte das Glas mit einem Ruck hinunter. Wie gut das tat! Ich füllte es erneut mit Wasser und schaute aus dem Fenster.
Huch? Hatten wir noch so früh? Der Mond ging gerade auf und ich dachte an Liam.
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