Voll gebissen
Nuss, obwohl sie lauter gute Noten schrieb. Na ja, hatte ja auch lang genug gedauert.
Nun war Amilia wieder in ihrem Element. Sie geiferte d irekt weiter: „Mein Oberteil hier zum Beispiel habe ich gestern in dem neuen Designerladen in der Stadt gekauft. Leider kannst du dir ja sowas nicht leisten. Aber tröste dich. Musst du auch gar nicht. Es würde dir nämlich sowieso nicht stehen.“
„Ach , und du meinst dir steht es?“, entgegnete ich völlig ruhig.
Amilia fing an zu lachen und Dämlich-Dana gackerte natürlich solidarisch mit. Was sollte sie auch sonst tun? Sie machte schließlich immer das, was ihr Frauchen ihr vormachte.
„ Natürlich, Emma, meine Liebe, das tut es, oder Liam? Was sagst du dazu?“
Okay, das reichte. Was sollte das denn jetzt schon wi eder mit Liam? Bevor er auch nur den Hauch einer Chance bekam, ihr zu antworten, übernahm ich das mit dem größten Vergnügen.
„Amilia, Teuerste “, begann ich, worauf sie erhaben den Kopf zurückwarf, „dein Oberteil sieht billig aus. Um nicht zu sagen, fast schon nuttig. Aber du hast vollkommen recht. Es passt zu dir.“
Ich stand mit einem selbstgefälligen Grinsen auf, zog Liam mit und ließ sie stehen.
Amilia, die nach Luft rang, als wäre sie ein Fisch, den man soeben auf das Trockene geworfen hatte, stand nur wie eine Ölgötze da und glotzte mir ungläubig hinterher.
Ich kicherte sieg esbewusst und wollte mir ein Küsschen von Liam abholen, doch dieser zog den Kopf weg. Verunsichert schaute ich ihn an.
„Was ist denn los?“
„Nichts ist los mit mir.“
Grrr! „Nichts“ als Antwort auf Fragen, die man nicht beantworten wollte, war mein Wort! Trotzdem bemühte ich mich, sachlich zu bleiben. „Und dürfte ich dann bitte erfahren, warum du mich nicht küssen möchtest?“
Liam blickte mir in die Augen. „Die Frage ist doch viel eher, was in letzter Zeit MIT DIR los ist.“
Hä?! Was sollte das denn jetzt? „Was soll denn mit mir los sein?“, meckerte ich direkt los.
„Du bist so ... gemein … so aggressiv ...“
„Ich und aggressiv?!?! Ich geb dir gleich mal aggressiv! Nur weil ich mich nicht mehr von jedem herumschubsen lasse und auch mal Contra gebe, wird bei mir direkt gesagt, dass ich aggressiv bin.“
Ich schnaubte entrüstet, während Liam mit hochg ezogenen Augenbrauen vor mir stand und die Stirn in Falten legte.
„Diesen Siehst-du-Blick kannst du dir direkt sparen!“
„Du scheinst das nicht zu merken“, stellte er fest, „ aber du hast dich verändert, Emma.“
„Klar hab ich das! Falls du auch nur ein Sterbenswör tchen von dem registriert hast, was ich dir gesagt habe, als wir in meinem Zimmer saßen und uns über Mrs Davis unterhalten haben, wüsstest du das jetzt.“
„ Ich habe dir sehr wohl zugehört“, verteidigte er sich, „aber in dem Gespräch ging es darum, dass du ernst genommen werden möchtest. Nicht darum, dass du zur Oberzicke mutieren willst.“
„Zur was?! Ich hab mich wohl verhört!“ Erst überlegte ich, was ich Liam noch um die Ohren hauen könnte, doch die Pausenklingel ertönte und ich stapfte stinksauer in den Unterricht zurück.
Liam und ich saßen die restlichen Stunden schweigend nebeneinander, wobei mir das eigentlich ganz recht war. Ich hatte keine Lust, mich weiter mit ihm zu streiten, sondern überlegte, was er wohl damit gemeint haben könnte. Hatte ich mich so verändert? Ja, ich hatte mich verändert. Aber war das negativ?
Ich war selbstbewusster geworden . Ich traute mich, meine Meinung zu sagen, anstatt sie wie immer nur zu denken und ich ließ mir nicht mehr alles gefallen. Und wenn ich so darüber nachdachte, hörte sich das in meinen Ohren überhaupt nicht negativ an. Vermutlich hatte er einfach nur ein Problem damit, dass er jetzt nicht mehr den großen Beschützer raushängen lassen konnte, sondern ich mich selbst zu wehren wusste.
Ein weiteres Klingeln beendete unseren Unterricht und ich machte mich auf den Heimweg. Liam lief wie gewohnt neben mir her, doch wir sprachen immer noch kein Wort. Als wir zu der Laterne kamen, wo sich unsere Wege morgens immer trafen, oder in dem jetzigen Fall, auseinander führten, atmete ich tief durch und suchte erneut das Gespräch.
„Un d? Kommst du noch mit zu mir?“ Ich konnte nicht verhindern, dass ich schnippisch klang, doch nachdem ich in Liams zusammengekniffene Augen schaute, tat es mir schlagartig nicht mehr leid.
„Ich glaube, es ist besser, wenn ich nach Hause gehe. Ich kann ja heute sowieso nicht lange
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