Voll gebissen
eine Tür zu öf fnen?“, moserte Liam ungeduldig von außen, während ich mich vorsichtig Stufe für Stufe der Haustür näherte.
„Hallo? Schon mal darüber nachgedacht, dass ich mich immer noch in Lebensgefahr befinden könnte?“
Ich hörte, wie Liam daraufhin stöhnte.
„Das wär dir wohl egal!“, setzte ich nach.
„Nein, Emma, das wär mir nicht egal. Aber meinst du nicht, dass ich das aufgrund spezieller Umstände mitbekommen würde?“
„Ach ja, stimmt ja. Der Super-Werwolf, dem nichts entgeht.“
„Pssst, nicht so laut …“, kam es mahnend von draußen.
„Gut, dass du nicht erst per Telefon von mir hierüber i nformiert werden musstest, Mr Alles-Wisser-Wolf.“
Ich hatte gerade die letzte Stufe genommen und wollte die Haustür öffnen, als mir ein spitzer Schrei entfuhr.
„Emma? Emma, was ist?“ Liam stand immer noch vor verschlossener Tür und polterte hektisch dagegen. „Emma? Antworte mir!“
Doch ich war zu schockiert, um auch nur einen Laut von mir zu geben.
Die Küchentür war aus den Angeln gehoben, der Kühlschrank war umgeschmissen, sämtliches Essen lag kreuz und quer verstreut herum und alle irgendwie in der Küche befindlichen Möbel waren entweder umgeschmissen oder sonst wie beschädigt worden.
Ein Blick Richtung Laden verhieß ebenfalls nichts Gutes. Die Scheibe der Glastür war eingeschlagen und dahinter sah man etliche Obstkisten wild durcheinandergewürfelt liegen.
„Wenn du nicht sofort die Tür aufmachst, trete ich sie ein!“
Langsam löste ich mich aus meiner Starre, fasste nach dem Türgriff und drückte ihn hinunter. Ein Klicken entsicherte die Haustür, doch bevor ich sie richtig aufmachen konnte, hatte Liam sie bereits aufgestoßen und mich in den Arm genommen.
„Geht’s dir gut? Was hast du?“
Anstatt zu antworten, machte ich mit der Hand eine ausladende Bewegung, dass er sich umsehen sollte.
Nun fiel auch Liam die Kinnlade runter. „Heilige Scheiße! Was zur Hölle ist denn hier passiert?“
Ungläubig schaute ich Liam an. „Du kannst fluchen?“
„Nur, weil ich das im Normalfall nicht tue, heißt das nicht, dass mir die Begrifflichkeiten dazu nicht geläufig sind.“
Ich rollte mit den Augen. War ja klar, dass so eine Antwort jetzt kommen musste.
Liam bewegte sich langsam Richtung Küche . Wie Sherlock Holmes in seinen Filmen musterte er akribisch jedes umgeworfene Möbelstück, jeden zerdepperten Teller, jede noch so kleine Veränderung, doch die ramponierte Küchentür schien es ihm angetan zu haben.
Minutenlang starrte er darauf und fuhr mit den Fingern gedankenverloren die tiefen Kratzer nach, die die Einbrecher in die Holztür geritzt hatten.
„Was ist los?“, fragte ich endlich, nachdem mir die ganze Situation zu unheimlich wurde.
Doch anstatt zu antworten, saß Liam weiterhin still und teilnahmslos vor der Tür.
„Hallo? Erde an Liam?“ Als er sich immer noch nicht rührte, beschloss ich, mir die Wohnung selbst noch ein bisschen genauer anzusehen. Jetzt wo Liam da war, würde sich bestimmt kein Einbrecher mehr trauen, mir etwas zu tun.
Vorsichtig quetsch te ich mich an ihm und seiner neuen Flamme (darf ich vorstellen? Miss Tür) vorbei, da rutschte ich plötzlich auf etwas aus. „Huch!“, entfuhr es mir und schnell versuchte ich, mit den Fingern irgendwo Halt zu finden, doch da in der Küche nichts mehr an Ort und Stelle war, ging mein Griff ins Leere und ich plumpste auf den Boden.
So etwas war mir ja schon lange nicht mehr passiert. Um genau zu sein, seit ich Liam kannte. Verdattert darüber, dass er mir nicht zur Hilfe geeilt war, schaute ich zu ihm herüber, wo er immer noch völlig gedankenversunken vor dieser dämlichen Küchentür saß.
„Hey, Super-Reaktions-Wolf! Ich bin hingefallen“, verkündete ich laut – nur für den Fall, dass ihm das entgangen sein sollte – doch immer noch zeigte er nicht die geringste Reaktion.
So! Jetzt war meine Geduld am Ende!
„Wenn du nicht augenblicklich mal was sagst oder dich wenigstens rührst, gehe ich davon aus, dass du versteinert bist und lasse d ich vom Bestatter abholen“, drohte ich und siehe da! Endlich schaute Liam in meine Richtung.
Doch was ich da zu sehen bekam, ließ es mir eiskalt den Rücken runterlaufen. Seine Augen waren weit aufgerissen. Das schöne dunkle Braun, was ich so mochte, war durchzogen mit grünen und gelben Rissen und sein Gesicht war kreidebleich. Ich hatte Liam noch nie so erschrocken gesehen.
Plötzlich stand er auf, imme r noch ohne
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