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Voll gebissen

Voll gebissen

Titel: Voll gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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Häufchen Elend, dass ich nach unserer Trennung gewesen war, hatte sich verabschiedet.
    Auch wenn das alles für mich mit viel Schmerz verbunden war, hatte es dennoch etwas Positives. Ich hatte viel Zeit gehabt, um über Beziehungen nachzudenken. Nach dem Gespräch mit Liam in der Holzhütte, als er mit tränenerfüllten Augen da saß, so traurig und gebrochen, da war mir zum ersten Mal richtig bewusst geworden, dass ich ihn liebte. Und er mich auch. Das hatte mir ein Gefühl von Stärke und Selbstbewusstsein gegeben, das ich nicht beschreiben konnte.
    Vorher hatte ich immer den Eindruck, dass ich ihn mehr liebte , als er mich, und dadurch dachte ich, ihm besonders gefallen zu müssen. Aber jetzt wusste ich, dass es gar nicht so war. Beziehungen lebten von gegenseitigem Respekt und nicht davon, dass einer den anderen blind vergötterte.
    „Ich möchte, dass du mich ernst nimmst“, forderte ich und klang dabei zum ersten Mal nicht wie eine beleidigte Leberwurst, sondern wie eine Erwachsene, die sich ganz sachlich unterhalten wollte. Dennoch hielt ich etwas Abstand von Liam, damit ich am Ende nicht doch noch in die Versuchung kam, mich wieder an ihn zu schmiegen.
    Liam lächelte mich an. Aber es war kein überhebliches Auslach-Lächeln, sondern ein nettes Anerkennungs-Ernstnehm-Lächeln.
    „Du hast recht, Emma, tut mir leid. Wie Mrs Davis sich verhalten hat, war mit Sicherheit alles andere als normal, aber …“ Er schaute zu Boden.
    „Was aber?“
    „… normal.“ Er machte eine kurze Pause. „Emma, ich weiß, wie du zu Mrs Davis stehst und dass du sie sehr gerne magst, aber sie war noch nie normal . Sie lebt schon seit Jahren alleine, mit gefühlten hundert Katzen, und im ganzen Dorf ist bekannt, dass sie im Oberstübchen nicht ganz knusprig ist. Von daher: Dass sie irgendwann auch mal was Komisches zu dir sagt, war ja nur eine Frage der Zeit.“
    Verärgert kniff ich die Augenbrauen zusammen . „Nur weil du keine Katzen leiden kannst, muss sie noch lange nicht verrückt sein.“
    „Emma, sei vernünftig. Das hat doch damit gar nichts zu tun. Du wirst doch nicht abstreiten können, dass sie nicht schon die eine oder andere komische Sache gemacht hat. Ich erinnere dich an die Geschichte mit Officer Dewey, als sie vor gar nicht allzu langer Zeit die Polizei gerufen hat, weil eines ihrer Kätzchen nicht mehr vom Baum kam.“
    Ich nickte, davon hatte ich gehört.
    „Und als Dewey die Katze dann retten wollte, ist sie mit einem Stock auf ihn losgegangen und hat ihn als Mörder beschimpft. Das ist nur eine von vielen Storys über sie, die ich in der kurzen Zeit mitbekommen habe, seit ich hier wohne.“
    Nun ja, was sollte ich dazu sagen? Da hatte Liam nicht ganz unrecht. An die Sache mit Officer Dewey konnte ich mich auch noch gut erinnern.
    Officer Stanley wollte sie dafür sogar eine Nacht in der Zelle schlafen lassen, damit sie sich dort mal Gedanken über ihr Verhalten machen k onnte und wieder Respekt vor der Polizeiarbeit bekam.
    Vielleicht hatte er recht und ich nahm das Ganze viel zu ernst. Es war ja in der Tat so, dass Mrs Davis ab und an mal etwas seltsam war. Aber für gewöhnlich eben nicht zu mir. Das war es vermutlich, was mich so verunsichert hatte bzw. warum ich den Zwischenfall nicht so objektiv sehen konnte. Na ja, ich würde versuchen, nicht weiter darüber nachzudenken und das einfach so hinzunehmen.
     

15.
     
    Die Wochen vergingen und wir trafen uns wieder täglich an unserer Laterne, um gemeinsam zur Schule zu gehen. Es war schön, endlich wieder etwas Normalität zu haben. Selbst als wir an diesem Tag in die Klasse kamen und ich Amilia auf meinem Tisch sitzen sah, weil sie sich mit anderen Klassenkameraden unterhalten hatte, machte mir das nichts aus.
    „Mach dich vom Acker“, warf ich ihr an den Kopf und die völlig perplexe Amilia folgte meiner Aufforderung sofort. Liam musterte mich von der Seite. Vermutlich dachte er gerade: „Wer bist du und was zur Hölle hast du mit meiner Emma gemacht?“, aber ich hatte mich schließlich schon viel zu lange von ihr herumschubsen lassen. Irgendwann war einfach mal Schluss damit.
    Außerdem brauchte ich keine Angst mehr vor ihr zu h aben. Sie war vielleicht das hübscheste Mädchen aus der Klasse, aber offensichtlich nicht hübsch genug. Sonst hätte Liam sie sich ja zur Freundin nehmen können, anstatt wegzuziehen.
    Die ersten beiden Stunden verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Na ja, fast. Wie in der letzten Zeit öfter hatte ich mich mal

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