Voll gebissen
Wo er jetzt war? Was er wohl tat? Ob er sich schon verwandelt hatte?
Plötzlich durchfuhr mich ein stechender Schmerz . Reflex- artig suchten meine Hände Halt und krallten sich an dem Küchentisch fest. Mein Wasserglas fiel dabei zu Boden und zerschellte in tausend Splitter. Benommen sah ich an mir herunter. Was war das denn jetzt? Ich zögerte kurz, aus Angst, der Schmerz könnte noch einmal wiederkommen, doch nachdem nichts passierte, bückte ich mich, um die Scherben aufzusammeln. Danach griff ich mir ein neues Glas.
Ich hatte solchen Durst! Wieder stürzte ich den Inhalt mit wenigen Schlucken hinunter.
Erneut durchzuckte mich ein bestialischer Schmerz. Ich schaffte es gerade noch, dass Wasserglas auf dem Schrank abzustellen, bevor ich mich schwer atmend auf die Knie fallen ließ. Fuck! Was zur Hölle war nur los mit mir? Nachdem auch diese Attacke vorüber war, rappelte ich mich auf und schleppte mich in mein Zimmer.
Oben angekommen, über rollte mich ein Schmerz, der von der Intensität nicht mehr mit den ersten beiden zu vergleichen war. Ich fiel förmlich in mein Zimmer und krümmte mich, um die krampfartigen Zustände besser aushalten zu können, doch es half nur bedingt.
Mir w ar furchtbar heiß, Schweiß rann mir vom ganzen Körper und überall wurde ich von Stichen durchbohrt, als würde ich gerade mit einem Messer abgestochen.
Ich schrie auf, als ein lautes Knacken ertönte. Ich robbte zu meinem Bett und ver suchte mich daran hochzuziehen. Auf die Füße schaffte ich es, doch als ich versuchte, meinen Oberkörper aufzurichten, kam wieder ein Knacken – diesmal verbunden mit einem Stich in meine Lendenwirbelgegend. Schnaufend verharrte ich erst mal in meiner Position und blieb vornübergebeugt stehen. Es war mir nicht möglich , mich komplett aufzurichten.
Dann wieder ein Geräusch. Diesmal war es nicht nur ein Knacken. Es war viel dumpfer, so als wenn etwas Starkes zerbrechen würde.
Kurz darauf gaben meine Beine nach, gefolgt von einer e rneuten Schmerzattacke. Verzweifelt klammerte ich mich an meinem Bettkasten fest und schrie um Hilfe, doch niemand war da, der mich hören, geschweige denn mir helfen konnte.
Als der Schmerz in meinen Beinen nicht nachlassen wollte, schaute ich herunter und sah, wie meine Unterschenkel sich in die Länge schoben und die Knie um 180 Grad nach hinten verdrehten, so dass sie wie Sprunggelenke aussahen.
Oh mein Gott, was geschah hier nur?
Unfähig noch irgendeinen klaren Gedanken zu fas sen, wurde ich erneut von einer Schmerzenswelle überrollt. Ich starrte auf meine Finger, die sich wie bei einem Krampf zusammenzogen, wieder entspannten, wieder zusammenzogen, wieder entspannten.
Mit jedem E ntspannen wurden sie länger, oder vielmehr klauenartiger, und meine Fingernägel wichen großen, schwarzen, gekrümmten Krallen.
Mein Kopf wurde schwer , meine Zähne taten unglaublich weh und ich hatte das Gefühl, dass mein Schädel gleich explodieren würde. Trotzdem wurde meine Sicht mit einem Mal gestochen scharf und ich erkannte selbst im Halbdunkeln alle Details meines Zimmers.
Plötzlich brannte mein ganzer Körper wie Feuer und meine Haut begann unmenschlich zu jucken. Hastig fing ich an mich zu kratzen, doch da, wo vorher Haut war, schoben sich langsam borstige hellbraune Haare von meinem Inneren nach außen und ließen mein Fell immer dichter werden.
Fell?! Oh Gott! Ich war ein Hund! Nein! Kein Hund! Ich war ein Wolf! Und ich hatte Hunger ...
Es juckt ... Kratzen!
Durst ... Trinken!
Hunger ... Fressen!
Wittern … Fressen!
Fressen? Suchen!
Suchen? Gefunden!
17.
Am nächsten Morgen wachte ich splitterfasernackt im Badezimmer neben der Kloschüssel auf. Ich richtete mich vorsichtig auf. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er eine hochexplosive Bombe und würde bei der kleinsten Erschütterung in die Luft gehen.
Ich überlegte, warum ich im Badezimmer geschlafen hatte und dann erinnerte ich mich schlagartig an das, was gestern Abend geschehen war.
Ich war ein Wolf geworden! Ein Wolf – wie Liam!
Erschrocken sprang ich auf und schaute in den Spiegel. Ich drehte mich , doch alles schien wie immer zu sein. Dann betastete ich meine Beine und meine Haut, doch auch da war alles wieder normal.
Verwirrt starrte ich in den Spiegel. Ich fühlte mich, als wenn ich fünf Nächte lang durchgemacht hätte und ja, ich sah auch ganz danach aus, aber ansonsten war alles völlig im grünen Bereich.
Unsicher suchte ich meinen Körper ab. Wenn ich tatsäc
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