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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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meinte er es immer gut.
    »Glaubst du nicht, daß du langsam genug hast?« erkundigte er sich.
    ICH WEISS GANZ GENAU, WANN ICH GENUG HABE.
    »Das sagen alle.«
    ICH WEISS, WANN JEDER GENUG HAT.
    Die Stimme klang irgendwie seltsam. Der Wirt wußte nicht genau, ob er sie mit den Ohren hörte. »Oh. Nun. Äh. Dasselbe noch einmal?«
    NEIN. MORGEN HABE ICH VIEL ZU TUN. BEHALT DEN REST.
    Einige Münzen erschienen auf dem Tresen. Sie waren eiskalt, und die meisten von ihnen trugen eine dicke, grüne Patina.
    »Oh, äh…« begann der Wirt.
    Die Tür öffnete und schloß sich. Trotz des warmen Morgens wehte kühle Luft herein.
    Der Wirt nahm einen Lappen, wischte damit geistesabwesend über die Theke und mied die Münzen.
    »Man begegnet seltsamen Burschen, wenn man in einer Bar arbeitet«, murmelte er.
    Direkt neben ihm sagte jemand: DAS HABE ICH GANZ VERGESSEN. EINE TÜTE MIT ERDNÜSSEN, BITTE.
     
    Schnee glitzerte an den randwärtigen Ausläufern der Spitzhornberge. Jenes große Gebirge reicht über die ganze Scheibenwelt, beschreibt am Runden Meer einen weiten Bogen und bildet dort eine natürliche Barriere, die Klatsch von den weiten Sto-Ebenen trennt.
    Das riesige Massiv war die Heimat von vagabundierenden Gletschern, umherstreifenden Lawinen und stillen, schneebedeckten Hängen.
    Und von Yetis. Die Yetis sind Trolle, die in besonders hohen Bergen leben, und sie haben keine Ahnung, daß es nicht mehr in Mode ist, Leute zu essen. Sie stehen auf folgendem Standpunkt: Wenn es sich bewegt, so fülle man sich den Magen damit; und wenn es sich nicht bewegt, so wartet man, bis es sich von der Stelle rührt – um es dann zu verschlingen.
    Schon seit Stunden lauschten sie den Geräuschen. Echos hallten zwischen den eisverkrusteten Gipfeln hin und her, bis sie zu einem beständigen dumpfen Donnern wurden.
    »Mein Vetter erwähnen große graue Tiere«, sagte einer der Yetis und bohrte mit der Klaue in einem hohlen Zahn. »Elefanten.«
    »Größer als wir?« fragte ein anderer Yeti.
    »Fast größer als wir«, lautete die Antwort. »Jede Menge Elefanten, mein Vetter meinen. Mehr als er zählen können.«
    Der zweite Yeti schnüffelte und überlegte.
    »Nun«, brummte er mürrisch, »dein Vetter können nur bis eins zählen.«
    »Er sprach von vielen eins, mein Vetter. Große graue Elefanten. Alle zusammengebunden. Alle klettern nach oben. Groß und langsam. Mit Oograah beladen.«
    »Hm.«
    Der erste Yeti deutete über den weiten weißen Hang.
    »Guter Schnee heute. Sehr tief. Darin kann nichts laufen schnell, oder? Wir uns legen in Schnee. Die Elefanten uns sehen erst, wenn sie direkt vor uns sind, und wir springen auf und rufen ›Aargh!‹. Und dann beginnen die Mahlzeit.« Er winkte mit einer großen Pranke. »Sehr schwer, die Elefanten, mein Vetter sagen. Sein bestimmt nicht schnell, verlaß dich drauf.«
    Der andere Yeti zuckte mit den Schultern.
    »In Ordnung«, knurrte er, während in der Ferne furchterfülltes Trompeten erklang.
    Sie legten sich in den Schnee, und durch ihr weißes Fell wirkten sie wie zwei harmlose Haufen. Diese Jagdmethode hatte immer wieder funktioniert. Über Tausende von Jahren hinweg war das Wissen um sie von Yeti zu Yeti weitergereicht worden – eine Tradition, die sich nun ihrem Ende entgegenneigte.
    Sie warteten.
    Das Brüllen wurde lauter, als sich die Herde näherte.
    Der erste Yeti dachte lange über etwas nach, und schließlich fragte er langsam: »Was bekommen man… ja, was bekommen man, wenn… wenn man einen Berg mit einem Elefanten kreuzen?«
    Er erhielt nie eine Antwort.
    Die Yetis hatten recht.
    Fünfhundert Schlitten, auf ihnen jeweils zwei in Panik trompetende Elefanten festgebunden, rasten mit etwa hundert Stundenkilometern auf die Anhöhe zu, hinter der die Yetis lagen. Man sah die Yetis tatsächlich erst, wenn man darüber hinweg war. Und dann war man schön über ihnen.
     
    Victor schlief nur zwei Stunden, aber trotzdem fühlte er sich ausgeruht und bemerkenswert zuversichtlich.
    Es war vorbei. Von jetzt an konnte alles nur besser werden. In der vergangenen Nacht – beziehungsweise am frühen Morgen – hatte Ginger recht freundlich mit ihm gesprochen, und was auch immer im Hügel lauerte: Es mußte dort auch weiterhin lauern, ohne eine Möglichkeit, nach draußen zu gelangen.
    So was passiert manchmal, dachte Tugelbend, als er Wasser in ein rissiges Becken goß und sich wusch. Ein böser König oder Zauberer wird begraben, und der Geist des Toten schleicht umher und

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