Voll im Bilde
dein kleiner Hund findet den Weg zum Studio? Er scheint recht intelligent zu sein.«
»Knurr, knurr«, kommentierte Gaspode. Er setzte sich und machte Männchen, eine Geste, deren Sarkasmus Victor nicht entging.
»Man könnte glauben, er versteht jedes Wort«, meinte Soll.
Gaspode bellte, und nach einigen Sekunden bekam er eine gebellte Antwort.
»Oh, das ist Laddie«, stellte Ruins Neffe fest. »Was für ein gescheiter Hund!«
Gaspode wirkte mit sich selbst zufrieden.
»Tja, Laddie steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt«, fuhr Soll fort, als sie in die Richtung gingen, aus der das aufgeregte Bellen kam. »Er könnte deinem Hund bestimmt den einen oder anderen Trick beibringen.«
Victor wagte es nicht, nach unten zu sehen.
Mehrmals schritten sie durch falsche Gassen, aber schließlich fanden sie das Tor des Flughund-Jahrhunderts. Dort begegneten sie weiteren Personen: Offenbar waren die Studios das Ziel vieler Wanderer, die nicht wußten, wohin sie sich sonst wenden sollten.
Vor Schnappers Büro stand eine Kutsche. Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin stand daneben und stampfte mit den Füßen.
»Beeilt euch«, sagte er. »Gaffer ist schon mit dem Streifen unterwegs. Na los, steigt ein.«
»Wäre es nicht besser zu warten, bis wir die Umgebung etwas deutlicher erkennen können?« fragte Victor.
»Warum denn?« erwiderte Schnapper. »Es gibt ja nur die eine Straße nach Ankh-Morpork. Außerdem wird die dicke Suppe sicher dünner, wenn wir uns von der Küste entfernen. Ich verstehe gar nicht, warum ihr alle so unruhig seid. Nebel ist Nebel.«
»Genau meine Meinung«, sagte Victor, als er in der Kutsche Platz nahm.
»Zum Glück haben wir die Dreharbeiten an Vom Winde weggeweht gestern beendet«, fügte Schnapper hinzu. »Wahrscheinlich steckt irgend etwas Jahreszeitliches dahinter. Kein Grund, besorgt zu sein.«
»Das hast du schon einmal gesagt«, erinnerte ihn Soll. »An diesem Morgen hab ich’s mindestens fünfmal von dir gehört.«
Ginger hockte steif auf ihrem Sitz, und Laddie lag darunter. Victor schob sich etwas näher an sie heran.
»Hast du geschlafen?« flüsterte er.
»Nur ein oder zwei Stunden, glaube ich«, antwortete die junge Frau. »Und es ist nichts passiert. Ich hatte keinen Traum oder so.«
Tugelbend entspannte sich.
»Dann haben wir es wirklich überstanden. Ich war mir nicht so sicher.«
»Und der Nebel?« erkundigte sich Ginger.
»Bitte?« entgegnete Victor schuldbewußt.
»Was verursacht den Nebel?«
»Nun…«, begann Victor. »Wenn kühle Luft über warmen Boden streicht, dann kondensiert die in ihr enthaltene Feuchtigkeit und…«
»Du weißt, was ich meine! Es ist kein normaler Nebel! Er… er wogt hin und her. Und… und man kann fast Stimmen hören.«
»Man kann nicht fast Stimmen hören«, sagte Victor im Tonfall der Vernunft und hoffte, daß es ihm gelang, sich selbst zu überzeugen. »Entweder hört man sie, oder man hört sie nicht. Wir sind beide müde. Das ist alles. Wir haben hart gearbeitet und, äh, kaum geschlafen. Kein Wunder, daß wir glauben, fast Dinge zu hören und zu sehen.«
»Oh, du siehst also fast Dinge, wie?« erwiderte Ginger triumphierend. »Und sprich nicht dauernd so ruhig und vernünftig mit mir. Ich hasse Leute, die ruhig und vernünftig mit mir sprechen.«
»Haben die beiden Turteltauben einen Krach?«
Victor und Ginger erstarrten. Schnapper kletterte herein und warf ihnen einen aufmunternden Blick zu. Soll folgte ihm, und der Kutscher schloß die Tür.
»Auf halbem Wege nach Ankh-Morpork halten wir an, um etwas zu essen«, sagte Ruin, als sich das Gefährt mit einem Ruck in Bewegung setzte. Er zögerte und schnüffelte argwöhnisch.
»Was riecht hier so?«
»Ich glaube, mein Hund liegt unter deinem Sitz«, sagte Victor.
»Leidet er an einer Krankheit?« fragte Schnapper.
»Nein, ich fürchte, es ist ganz normal für ihn.«
»Was hältst du von der Idee, ihn mal zu baden?«
Niemand vernahm Gaspodes leises Brummen: »Was hältst du von der Idee, daß ich dir die Füße abbeiße, hm?«
Unterdessen verdichtete sich der Nebel über Holy Wood…
Die Plakate für Vom Winde weggeweht hingen schon seit einigen Tagen an den Mauern von Ankh-Morpork, und das allgemeine Interesse an dem Streifen erreichte seinen Höhepunkt.
Diesmal blieb nicht einmal die Unsichtbare Universität davon verschont. Der Bibliothekar hatte ein Bild an die Wand seines stinkenden, mit vielen Büchern ausgestatteten Nestes geklebt, das er als sein Heim 23
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