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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Versucht mal, nach neun Uhr auch nur ein Schinkenbrötchen zu bekommen.«
    »Praktisch alle sehen sich die beweglichen Bilder an«, meinte der Dozent. »Wir bilden die einzige Ausnahme.«
    Einer der Zauberer spähte zum unteren Bereich des Plakats.
    »Hier heißt es: ›Eine Sahga der Leidenschaft und breiten Träppen in Ankh-Morporks thurbolenter Geschichte!‹«
    »Ah, es handelt sich also um historische bewegliche Bilder?« fragte der Dozent.
    »Und es heißt: ›Eine ehpische Liebesgeschichte, die verblüffet Götter und Menschen!‹«
    »Ach? Es mangelt auch nicht an Religiösem.«
    »Und es heißt: ›Mit 1000 Elefanten!‹«
    »Oh. Tierwelt. Ist immer sehr lehrreich, die Tierwelt.« Der Professor wandte sich erwartungsvoll an den Dekan, und die anderen Magier folgten seinem Beispiel.
    Der Dozent räusperte sich. »Mir scheint, niemand kann Einwände erheben, wenn sich Zauberer wie wir ein kinematographisches Werk von historischem, religiösem und, äh, tierweltlichem Interesse ansehen.«
    »Ihr kennt die strengen Vorschriften der Universität«, sagte der Dekan ohne besonderen Nachdruck.
    »Natürlich kennen wir sie«, bestätigte der Dozent. »Sind sehr streng, die strengen Vorschriften. Und für die Studenten bestimmt. Ich verstehe durchaus, warum den Studenten nicht erlaubt sein sollte, sich so etwas anzusehen. Vermutlich würden sie pfeifen und Dinge an die Leinwand werfen. Aber ehrwürdige Zauberer wie wir müssen die Möglichkeit bekommen, populäre Phänomene zu untersuchen, oder?«
    Poons winkte erneut mit dem Spazierstock.
    »Ich will wissen, worüber ihr redet, ähm!« keifte er.
    »Wir sehen nicht ein, warum es für ehrwürdige Zauberer wie uns verboten sein sollte, sich bewegliche Bilder anzusehen!« rief der Professor.
    »Das finde ich auch«, erwiderte Poons. »Jeder findet Gefallen an hübschen jungen Frauen.«
    »Niemand hat hübsche junge Frauen erwähnt«, sagte der Professor. »Wir sind weitaus mehr an der Untersuchung von populären Phänomenen interessiert.«
    »So nennt man das heute?« Windle Poons gackerte.
    »Wenn die Leute sehen, wie Zauberer durchs Tor schlendern, um ein ganz gewöhnliches Kino zu besuchen, so verlieren sie jeden Respekt vor uns«, mahnte der Dekan. »Das ist nicht einmal richtige, ordentliche Magie. Besteht nur aus Tricks und so.«
    »Wißt ihr…«, sagte einer der anderen Zauberer. »Ich habe mich immer gefragt, was es mit den beweglichen Bildern auf sich hat. Eine Art Marionettentheater? Leute auf der Bühne? Schattenspiel?«
    »Na bitte«, brummte der Professor. »Wir sollen weise sein, aber wie ist das möglich, wenn wir nicht Bescheid wissen?«
    Alle Blicke wanderten zum Dekan, der nach den richtigen Worten suchte.
    »Wer interessiert sich schon für junge Frauen, die in Strumpfhosen umherhüpfen?« fragte er verzweifelt.
     
    Ponder Stibbons, ehemals besorgter thaumaturgischer Student und nun glücklichster Zauberer in der Universitätsgeschichte, bummelte zu der Mauerstelle, wo lockere Ziegelsteine selbst dem ungeübten Kletterer Gelegenheit geben, auf die andere Seite zu gelangen. In seinem Kopf war nur Platz für sehr angenehme Gedanken. Sie betrafen Bier, einen Kinobesuch, anschließend vielleicht ein leckeres Curry-Gericht in einem klatschianischen Restaurant, um den Abend abzurunden, und dann…
    Plötzlich sah er sich mit der zweitschlimmsten Überraschung seines Lebens konfrontiert.
    Sie waren alle da. Alle alten Zauberer. Sogar der Dekan. Und der greise Poons in seinem Rollstuhl. Sie standen im Schatten und beobachteten ihn streng. Paranoia explodierte wie ein dunkles Feuerwerk in der Mülltonne von Ponders Geist. Sie haben auf mich gewartet!
    Er verharrte abrupt.
    Der Dekan sprach.
    »Oh, oh, oh, äh, ah, ähm, ähm«, begann er. Nach einigen Sekunden brachte er seine Zunge unter Kontrolle. »Oh. Wer ist da? Wer ist da? Zeig dich, und zwar sofort!«
    Ponder zögerte. Er traf eine Entscheidung. Er wirbelte um die eigene Achse und rannte.
    Nach einer Weile sagte der Dozent für neue Runen: »Das war der junge Stibbons, nicht wahr? Ist er weg?«
    »Ich glaube schon.«
    »Vielleicht redet er mit jemandem. Über uns.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte der Dekan.
    »Glaubst du, er hat gesehen, wo die Ziegelsteine in der Mauer fehlen?«
    »Nein. Ich habe vor den Löchern gestanden.«
    »Also los. Worauf warten wir noch?«
    »Hört mal…«, murmelte der Dekan. »Laßt uns vernünftig sein und…«
    »Sei still, alter Knabe. Und halt diesen Stein.«
    »Na

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