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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beweglichen Schattenspiel- und Marionettentheater-Bilder gesehen?« fragte der Erzkanzler.
    »Die Diener sind begeistert davon«, erwiderte der Quästor. Ridcully interpretierte diese Antwort als ein »nein«.
    »Ich glaube, wir sollten uns eingehender damit befassen«, sagte er.
    »Wie du meinst, Erzkanzler.« Der Quästor seufzte still.
     
    Für Gebäude, in denen bewegliche Bilder gezeigt werden, gilt überall im Multiversum eine heilige, unverletzliche Regel: Die Schauderhaftigkeit der rückwärtigen Architektur ist umgekehrt proportional zur Pracht an der vorderen Seite. Vorn: Säulen, Bögen, Blattgold, helles Licht. Hinten: sonderbare Röhren, geheimnisvolle Rohrleitungen, schmutzige Wände und dunkle Gassen voller Müll.
    Und das Fenster der Toilette.
    »So etwas ist unser durch und durch unwürdig«, stöhnte der Dekan, als die Zauberer in der Dunkelheit schnauften.
    »Sei still und schieb«, brummte der Dozent für neue Runen. Seine Stimme kam von der anderen Seite des Fensters.
    »Wir hätten etwas in Geld verwandeln können«, sagte der Dekan. »Mit ein bißchen Magie. Was wäre so schlimm daran gewesen?«
    »Damit wird die Währung verwässert«, erklärte der Dozent für neue Runen. »Es fördert die Inflation. Für so etwas wird man in die Skorpiongrube geworfen. Was berührt mein Fuß? Ich möchte wissen, was mein Fuß berührt.«
    »Es ist alles in Ordnung«, behauptete ein Zauberer. »Du hast es praktisch hinter dir.«
    »Oh, oh«, ächzte der Dekan, als man ihn durchs schmale Fenster in die Dunkelheit zog. »Ich bin sicher, dies nimmt ein böses Ende.«
    »Paß nur auf, wo du hintrittst. Ach, sieh nur! Ich habe dir doch gesagt, du sollst aufpassen, wo du hintrittst. Ach, was soll’s, komm jetzt.«
    Die Zauberer schlichen – beziehungsweise platschten, was den Dekan betraf – durch einen finsteren Flur und erreichten kurz darauf den Saal, wo Windle Poons einige Plätze für sie freihielt, indem er mit seinem Stock nach allen Leuten schlug, die sich ihm zu nähern wagten. Sie stolperten über ihre eigenen Beine, als sie an dem Rollstuhl vorbeikletterten und sich schließlich setzten.
    Eine Zeitlang starrten sie zu dem grauen Rechteck am anderen Ende des Saals.
    »Weiß gar nicht, was die Leute so toll daran finden«, murmelte der Professor nach einer Weile.
    »Hat schon jemand versucht, ›mißgestaltetes Kaninchen‹ zu zeigen?« erkundigte sich der Dozent für neue Runen.
    »Die Vorstellung hat wohl noch nicht begonnen«, flüsterte der Dekan.
    »Ich habe Hunger«, jammerte Poons. »Ich bin ein alter Mann, ähm, und ich habe Hunger.«
    »Wißt ihr, was er angestellt hat?« ließ sich der Professor vernehmen. »Wißt ihr, was der alte Narr angestellt hat? Eine junge Frau führte uns mit einer Fackel hierher, und er… er kniff sie in den Hin… in den Allerwertesten!«
    Poons kicherte. »Hubba-bubba!« gackerte er. »Weiß deine Mutter, daß du dich hier herumtreibst?«
    »Es ist einfach zuviel für ihn«, meinte der Professor. »Wir hätten ihn nicht mitnehmen dürfen.«
    »Ist euch eigentlich klar, daß wir eine Mahlzeit versäumen?« sagte der Dekan.
    Die Zauberer schwiegen nachdenklich. Eine füllige Frau zwängte sich an Poons Rollstuhl vorbei, zuckte plötzlich zusammen und blickte sich mißtrauisch um. Doch sie sah nur einen netten alten Mann, der fest zu schlafen schien.
    »Und dienstags gibt’s Gänsebraten«, erinnerte sich der Dekan.
    Poons öffnete ein Auge und betätigte die Hupe.
    »Tröt-tröt, trallala!« triumphierte er leise. »Wann geht deine Oma Seife kaufen?«
    »Genau das meine ich«, sagte der Professor. »Er weiß nicht einmal, in welchem Jahrhundert wir sind.«
    Poons bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick.
    »Ich bin alt, ähm, und vielleicht auch verkalkt«, erwiderte er. »Aber ich beabsichtige nicht, auch weiterhin Hunger zu haben.« Er kramte in den unergründlichen Tiefen seines Rollstuhls und holte einen schmierigen schwarzen Beutel hervor. Darin klirrte es. »Im Foyer habe ich eine Frau gesehen, die spezielle Kino-Speisen verkauft«, teilte er den übrigen Zauberern mit.
    »Soll das heißen, du hattest die ganze Zeit über Geld dabei?« fragte der Dekan. »Ohne es uns darauf mitzuteilen?«
    »Ihr habt mich ja nicht danach gefragt«, verteidigte sich Poons.
    Die Magier starrten hungrig auf den Beutel.
    »Das hiesige Angebot besteht aus Knallkörpern mit Butter, heißen Würstchen und Schokoladendingern mit Dingern drauf«, sagte Poons. Er warf seinen

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