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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kollegen einen zahnlosen und listigen Blick zu. »Ich gebe euch was ab«, versprach er großzügig.
     
    Der Dekan zählte die Anschaffungen. »Wir haben hier sechs Patrizier-Portionen Knallkörner mit extra viel Butter, acht heiße Würstchen, einen Jumbo-Becher mit Prickelwasser und eine Tüte mit schokoladenüberzogenen Rosinen.« Er reichte der Verkäuferin das Geld.
    »Stimmt«, sagte der Professor und sammelte alles ein. »Äh. Glaubst du, wir sollten nicht auch etwas für die anderen besorgen?«
     
    Bezam fluchte im Vorführraum, als er die große Spule mit Vom Winde weggeweht in den Projektor für die beweglichen Bilder einlegte.
    Einige Meter entfernt, in einem mit Seilen abgetrennten Bereich des Balkons, saß Lord Vetinari, Patrizier von Ankh-Morpork. Er empfand vages Unbehagen.
    Eigentlich bildeten die beiden jungen Leute ein hübsches Paar. Lord Vetinari wußte nur nicht, warum er neben ihnen saß und weshalb sie so wichtig sein sollten.
    Der Patrizier war an den Umgang mit wichtigen Leuten – oder solchen Personen, die sich dafür hielten – gewöhnt. Zauberer wurden wichtig, wenn sie bemerkenswerte magische Leistungen vollbrachten. Diebe wurden aufgrund wagemutiger Diebstähle wichtig, und in gewisser Weise galt das auch für Kaufleute. Krieger wurden wichtig, wenn sie eine Schlacht gewannen und überlebten. Assassinen wurden durch geschickte Inhumierungen wichtig. Viele Straßen führten zur Prominenz, und man konnte sie alle ganz deutlich sehen. Sie ergaben einen Sinn.
    Doch diese beiden Personen hatten sich nur vor einem der neumodischen Bilderkästen bewegt. Im Vergleich mit ihnen war der schlechteste Theaterschauspieler von Ankh-Morpork ein überaus begabter Thespisjünger, aber es käme der Bevölkerung sicher nicht in den Sinn, an den Straßen auf ihn zu warten und seinen Namen zu rufen.
    Lord Vetinari saß nun zum erstenmal in einem Kino. Soweit er wußte, bestand Victor Maraschinos Spezialität darin, mit glühender Leidenschaft in den Augen dreinzuschauen, wodurch Damen in mittleren Jahren, die es eigentlich besser wissen sollten, in Ohnmacht fielen. Delores de Syns Stärke war es, lässig zu wirken, Ohrfeigen zu verteilen und phantastisch auszusehen, wenn sie zwischen seidenen Kissen lag.
    Wohingegen er, der Patrizier von Ankh-Morpork, die Stadt regierte, die Stadt verwaltete, die Stadt liebte, die Stadt haßte und sein ganzes Leben in den Diensten der Stadt verbracht hatte…
    Als die Repräsentanten des gemeinen Volks ihre Plätze im Parkett einnahmen, lauschte Lord Vetinari einem Gespräch, das zwei von ihnen führten:
    »Wer ist das da oben?«
    »Victor Maraschino und Delores De Syn. Hast du denn überhaupt keine Ahnung?«
    »Ich meine den großen Burschen in der schwarzen Kleidung.«
    »Oh, weiß nicht, wie er heißt. Vermutlich irgendein hohes Tier.«
    Ja, es war faszinierend. Man konnte berühmt werden, indem man einfach… berühmt war. Der Patrizier hielt dieses Phänomen für außerordentlich gefährlich, und er dachte daran, daß er deswegen vielleicht jemanden umbringen mußte, irgendwann einmal, natürlich nur widerstrebend. 25 Doch bis dahin… Es gab eine Art Ruhm aus zweiter Hand, den man in der Gesellschaft wahrer Berühmtheiten genießen konnte, und zu seinem großen Erstaunen fand Lord Vetinari Gefallen daran.
    Darüber hinaus saß er neben Delores De Syn, und der Neid des Publikums, der eine fast greifbare Qualität zu gewinnen schien, schmeckte köstlich. Im Gegensatz zu den seltsamen weißen Dingen, die man ihm in einer Tüte als Imbiß gegeben hatte.
    Auf der anderen Seite des Patriziers plapperte ein gewisser Schnapper und erklärte die technischen Hintergründe der beweglichen Bilder, in dem irrigen Glauben, daß ihm Lord Vetinari aufmerksam zuhörte.
    Plötzlich toste Applaus.
    Der Patrizier neigte den Kopf zur Seite.
    »Warum wird jetzt das Licht gelöscht?« fragte er Schnapper.
    »Damit man die Bilder besser sehen kann, Herr«, erwiderte Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin.
    »Ach«, erwiderte Lord Vetinari. »Man sollte eigentlich meinen, daß man Licht braucht, um sie zu erkennen.«
    »Bei den beweglichen Bildern ist das anders, Herr«, sagte Schnapper.
    »Sehr interessant.«
    Der Patrizier drehte nun den Kopf, sah zu Ginger und Victor. Es überraschte ihn ein wenig, daß sie angespannt wirkten. Das war ihm bereits aufgefallen, als sie das Odium betreten hatten. Der junge Mann starrte so zu den lächerlichen Verzierungen, als fühlte er sich von ihnen bedroht, und

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