Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
darüber, daß es weit und breit keinen Fluß mit Forellen gab. (Im Ankh konnte man nicht angeln; wer dort zu angeln versuchte, mußte Gewichte an den Haken hängen, damit er nach unten sank.)
    Und er bestellte Bier zum Frühstück.
    Und er erzählte Witze.
    Andererseits…, dachte der Quästor. Wenigstens mischte er sich nicht in die Verwaltung der Unsichtbaren Universität ein. Ridcully der Braune zeigte kein Interesse daran, irgend etwas zu verwalten. Viel lieber lauschte er dem Bellen von Jagdhunden. Er sah kaum einen Sinn in Dingen, die man nicht mit Pfeilen beziehungsweise Armbrustbolzen erlegen oder mit Ködern und Fallen fangen konnte.
    Bier zum Frühstück! Der Quästor schauderte. Normalerweise krochen Zauberer erst gegen Mittag aus dem Bett, und das Frühstück im Großen Saal war eine recht stille Angelegenheit, bei der man nur leises Husten, das Schlurfen der Diener und ein gelegentliches Stöhnen hörte. Leute, die laut Nieren, Blutwurst und Bier verlangten, stellten ein völlig neues Phänomen dar.
    Nur der greise Windle Poons reagierte nicht mit Entsetzen auf den gräßlichen neuen Erzkanzler. Windle war hundertdreißig Jahre alt und taub. Er galt als Experte für uralte magische Schriften, doch den aktuellen Ereignissen hinkte er immer etwas hinterher, wenn man ihm nicht alles genau erklärte. Er hatte sich inzwischen an die Vorstellung gewöhnt, daß Ridcully der Braune aus der Provinz kam, aber wahrscheinlich brauchte er noch ein oder zwei Wochen, bis er die allgemeinen Veränderungen zu verstehen begann. Unterdessen versuchte er, höfliche und taktvolle Gespräche mit dem Erzkanzler zu führen, rief sich dabei ins Gedächtnis zurück, was er über die Natur wußte.
    Er wählte Bemerkungen wie:
    »Ich nehme an, ähm, es ist ganz neu für dich, nicht mehr unter, ähm, freiem Himmel zu schlafen, sondern in einem richtigen, ähm, Bett.« Und: »Diese Dinge hier, ähm, nennt man Messer und Gabel.« Und: »Das, ähm, grüne Zeug auf dem Rührei – handelt es sich vielleicht um, ähm, Petersilie?«
    Nun, Ridcully der Braune achtete kaum auf jemanden, wenn er frühstückte, und der taube Poons merkte nie, daß er keine Antworten erhielt. Deshalb kamen sie gut miteinander zurecht.
    Der Quästor hatte ganz andere Probleme.
    Zum Beispiel die Alchimisten. Man konnte ihnen nicht trauen. Sie nahmen alles viel zu ernst.
    Bumm.
    Die letzte Explosion. Während der nächsten Tage krachte es nicht mehr. Ruhe kehrte in die Stadt zurück, aber sie sollte sich als trügerisch erweisen.
    Der Quästor hielt das Ausbleiben von weiteren Explosionen für einen Hinweis darauf, daß die Alchimisten ihre Experimente aufgegeben hatten. Er irrte sich. Die Stille bedeutete nur, daß sie es jetzt richtig anstellten.
     
    Mitternacht. Die Brandung donnerte an den Strand und glühte phosphoreszierend in die Nacht. Doch am Hügel klang das Rauschen so leise wie durch einen mehrlagigen Samtvorhang.
    Das Loch im Sand war jetzt recht groß.
    Wer dort horchte, hätte vielleicht so etwas wie Applaus gehört.
     
    Noch immer Mitternacht. Der Vollmond kroch über der Dunstglocke von Ankh-Morpork am Himmel entlang, dankbar dafür, daß ihn einige tausend Meilen von der Stadt trennten.
    Die Gildenhalle der Alchimisten wirkte neu, und dieser Eindruck täuschte nicht. Sie wurde nie alt. Während der vergangenen zwei Jahre war sie viermal mit Hilfe von Explosionen abgerissen und anschließend wiederaufgebaut worden. Bei der letzten Totalrenovierung verzichtete man darauf, ihr ein Vortrags- und Experimentierzimmer hinzuzufügen, in der Hoffnung, damit eine kluge Entscheidung getroffen zu haben.
    An diesem Abend trafen einige vermummte Gestalten ein und betraten verstohlen das Gebäude. Ein oder zwei Minuten später ging hinter einem Fenster im obersten Stock das Licht an und wieder aus.
    Nun, nicht ganz.
    Etwas geschah dort oben. Es flackerte kurz, gefolgt von jubelnden Stimmen.
    Und es erklang ein Geräusch. Nein, kein Krachen, sondern ein seltsames mechanisches Schnurren, wie von einer glücklichen Katze in einer Blechtrommel.
    Klickaklickaklickaklicka… Klick.
    Es klickte auch weiterhin, und das Jubeln wiederholte sich mehrmals. Dann sagte jemand:
    »Das wär’s, Jungs.«
     
    »Das wäre was?« fragte der Patrizier von Ankh-Morpork am nächsten Morgen.
    Der Mann vor ihm zitterte voller Furcht.
    »Keine Ahnung, Euer Exzellenz«, erwiderte er. »Sie ließen mich nicht ins Zimmer. Ich mußte vor der Tür warten, Euer Exzellenz.«
    Seine

Weitere Kostenlose Bücher