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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Anzahl von Assen im Ärmel, und daraufhin wurden Messer rausgeholt, und jemand erstach jemand anders, und Pfeile flogen, und jemand schwang sich am Kronleuchter hin und her, und eine achtlos geschleuderte Axt traf jemanden auf der Straße, und dann verständigte man die Wache, und jemand entzündete ein Feuer in der aus sehr trockenem Holz bestehenden Schenke, und jemand schlug ziemlich viele Leute mit einem Tisch, und dann verloren alle die Geduld und begannen zu kämpfen.
    Wie dem auch sei: Es kam zu einem Bürgerkrieg, wie ihn jede hochentwickelte Zivilisation in ihrer Geschichte benötigt… 20
    »So wie ich das sehe…«, sagte Schnapper. »Wir haben da eine junge, adlige Frau, die ganz allein in einem großen Haus wohnt, ja, und ihr junger Mann bricht auf, um für die Rebellen zu kämpfen, weißt du, und dann sie lernt sie jemand anders kennen, tja, und dann passiert’s…«
    »Ein Unfall, oder wie?« vermutete Victor.
    »Er meint, sie verlieben sich«, erklärte Ginger kühl.
    »Ja, genau.« Schnapper nickte. »So was in der Art. Sie stehen in einem mit Menschen überfüllten Zimmer, und ihre Blicke begegnen sich, und die junge Dame ist ganz allein auf der weiten Welt, abgesehen von ihren Dienern, und, mal sehen, sie hat einen Hund…«
    »Laddie?« fragte Ginger.
    »Ja. Und natürlich versucht sie alles, um das Bergwerk der Familie vor dem Ruin zu bewahren, damit meine ich nicht mich, und deshalb spricht sie mit ihnen beiden, mit den Männern, nicht mit dem Hund, und dann kommt einer von ihnen im Krieg ums Leben, und der andere läßt sie sitzen, aber das macht ihr kaum was aus, weil sie nicht so leicht verzagt.« Schnapper lehnte sich zurück. »Na, was haltet ihr davon?«
    Die übrigen Anwesenden wechselten von Unbehagen geprägte Blicke.
    Nervöse Stille herrschte.
    »Klingt großartig, Onkel«, sagte Soll, der sich an diesem Tag keine zusätzlichen Schwierigkeiten einhandeln wollte.
    »In technischer Hinsicht eine Herausforderung«, kommentierte Gaffer.
    Die anderen pflichteten ihm erleichtert bei.
    »Ich weiß nicht…«, murmelte Victor.
    Mehrere Blicke klebten an ihm fest – in etwa so wie die von Zuschauern an einer Löwengrube, wo gerade der erste verurteilte Verbrecher durchs eiserne Tor gestoßen wird. »Ist das etwa alles?« fuhr Tugelbend fort. »Es klingt nicht sehr kompliziert für einen so langen Film. Leute, die sich verlieben, während ein Bürgerkrieg stattfindet… Das reicht höchstens für ein paar Minuten, wenn wir die Szenen nicht zu knapp drehen.«
    Wieder folgte Stille. Mehrere Personen hielten den Atem an. Zwei neben Victor sitzende Männer rutschten diskret zur Seite. Schnapper starrte ihn an.
    Unter Victors Stuhl flüsterte eine fast unhörbare Stimme.
    »Oh, natürlich, für Laddie gibt es immer eine Rolle. Möchte wissen, was so toll und einzigartig an ihm ist. Ich habe alles, was er hat, vielleicht sogar noch mehr…«
    Schnapper starrte Victor weiter an.
    »Du hast recht«, sagte er schließlich. »Er hat recht. Victor hat recht. Warum ist das sonst niemandem aufgefallen?«
    »Ich wollte diesen Punkt gerade ansprechen, Onkel«, stieß Soll hastig hervor. »Wir müssen noch einige Dinge hinzufügen.«
    Schnapper winkte mit der Zigarre. »Bei den Dreharbeiten fällt uns sicher was ein, kein Problem. Zum Beispiel… zum Beispiel… Wie wär’s mit einem Streitwagenrennen? Das Publikum mag Streitwagenrennen. So was ist spannend. Fällt er heraus? Lösen sich gleich die Räder? Ja. Ein Streitwagenrennen.«
    »Ich, äh, habe über den Bürgerkrieg gelesen«, sagte Soll vorsichtig. »Nirgends wurde erwähnt…«
    »Daß keine Streitwagenrennen stattfanden, oder?« Schnappers Tonfall ließ sich mit Rasierschaum vergleichen, in dem sich die scharfe Klinge verbarg. Soll ließ die Schultern hängen.
    »Wenn du es so ausdrückst, Onkel…«, erwiderte er. »Ja, da hast du recht.«
    »Und…« Schnapper überlegte. »Vielleicht sollten wir außerdem einen… großen Hai zeigen?« Dieser Vorschlag schien auch ihn selbst zu überraschen.
    Soll sah hoffnungsvoll zu Victor.
    »Ich bin fast sicher, daß während des Bürgerkriegs keine Haie gekämpft haben«, meinte Tugelbend.
    »Glaubst du?«
    »Das wäre bestimmt jemandem aufgefallen«, fügte Victor hinzu.
    »Außerdem hätten sie damit rechnen müssen, von den Elefanten zertrampelt zu werden«, murmelte Soll.
    »Ja.« Schnapper seufzte traurig. »War nur so eine Idee. Weiß gar nicht, wie ich darauf gekommen bin.«
    Eine Zeitlang starrte

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