voll im Einsatz
sich etwas besorgt um und murmelte schnell: »Na, ich muss dann mal wieder!« So als wäre überhaupt nichts gewesen und als hätte er den Jungen nie bedroht. Und weg war er.
Der kleine Junge schenkte mir einen so dankbaren Blick, als wäre ich ein Engel, der vom Himmel gefallen ist. »Danke«, murmelte er und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. »Das Geld, das der wollte, gehört nicht mal mir, das gehört meiner Mama.«
»War mir klar«, sagte ich nur lässig. (Oh, James Bond wäre stolz auf mich gewesen!)
»Ich heiße aber gar nicht Tommy«, meinte der Junge dann.
»War mir auch klar«, sagte ich noch lässiger.
Da mussten wir beide lachen.
Danach begleitete ich den kleinen Kerl noch sicher nach Hause.
Guter Einsatz, Malea Bond! Aber: Wie viele Mieslinge es doch auf der Welt gibt! Das muss ich unbedingt Livi bei nächster Gelegenheit erzählen. Na ja, im Moment hat sie natürlich ganz andere Sorgen. Da wird sie dieser Daniel nicht besonders interessieren.
Ich bin schon fast wieder unten am Marktplatz, nur noch am großen Spielplatz vorbei. Hey, Moment mal, da ist ja …
»Kenny!«
Ich muss grinsen, weil ich Kenny mit Aurora im Puppenwagen hinter einem Busch hocken sehe. In Spionierhaltung, hihi! Fast wie ich. Ob sie später auch mal Geheimagentin werden will?
Sie hört mich noch nicht mal. Offensichtlich muss da auf dem Spielplatz irgendwas sehr Spannendes passieren. Vielleicht sollte ich auch ein bisschen mitmachen?
»Hey, Kenny!«, sage ich etwas lauter, als ich direkt neben ihr in die Hocke gehe.
Kenny schreckt zusammen, als hätte sie Löwengebrüll hinter sich gehört. Was ist mit der denn los?
»Oh!«, haucht Kenny. »Malea!«
Ihre Stimme ist so voller Verzweiflung, voll purer Verzweiflung, dass sich mir direkt der Bauch zusammenzieht. Kenny, meine Kenny! Was um alles in der Welt ist los?
Kennys Lippen fangen an zu zittern. Aber ihr kleines Gesicht zeigt keine Tränen. Ich fasse automatisch nach ihrer Hand und schaue dann auf den Spielplatz, um herauszufinden, was dort so Schreckliches passiert.
Im ersten Moment kann ich nichts Ungewöhnliches sehen. Kennys beste Freundin Bonbon-Bentje sitzt dort auf der komischen Klettereisenbahn für Kleinkinder. Und daneben hocken Sinan, Kennys süßer Freund, und ein anderes Mädchen, das ich nicht kenne. Aber warum ist Kenny hier hinter der Hecke und nicht auch dort bei Bonbon-Bentje und Sinan?
Ich beobachte still weiter. Von Kenny neben mir höre ich keinen Ton, nicht mal einen Atemzug. Ich checke kurz. Ja, doch, atmen tut sie noch.
Bonbon-Bentje, Sinan und das andere Mädchen albern rum. Sie ziehen Karten und machen dann irgendwelche Sachen.
Ach ja, das Spiel kenne ich. Jeder kriegt fünf Spieltaler und dann müssen alle der Reihe nach eine Karte ziehen, auf der witzige Anweisungen stehen, die man befolgen muss. Solche Sachen wie: Gehe barfuss durch eine Pfütze! (Fischeierleicht!) Oder: Reibe deine Nase an der Nase von dem, der rechts von dir sitzt! Oder: Wackele mit den Ohren! (Darin ist Cornelius ungeschlagener Meister!). Und wenn man irgendwas nicht tun will, muss man einen Taler abgeben. Gewonnen hat natürlich der, der als Letztes noch einen Taler übrig hat. Ganz lustig eigentlich!
Bonbon-Bentje und das andere Mädchen scheinen sich auch köstlich zu amüsieren. Sie giggeln und kichern. Nur Sinan in der Mitte scheint sich nicht ganz so wohl zu fühlen.
»Die spielen«, flüstere ich zu Kenny rüber. Ich flüstere lieber auch mal. Anscheinend möchte Kenny nicht gesehen oder gehört werden. »Warum spielst du nicht mit?«
»Die wollen mich nicht dabei haben«, wispert Kenny.
»Wieso nicht?«, frage ich total verblüfft.
»Das weiß ich nicht«, haucht Kenny schneeweiß im Gesicht und guckt mich so traurig an, dass sich mir wieder alles zusammenzieht.
»Geh doch einfach hin und sag Hallo!«, schlage ich leise vor.
Kenny schüttelt den Kopf. »Er hat sie geküsst !«
»Sinan hat Bonbon-Bentje geküsst?«
Ich kann es nicht glauben! Bonbon-Bentje hat garantiert nichts mit Küssen im Sinn. Die findet Jungs total dämlich. Die ist ja schon seit Monaten genervt, dass Kenny dauernd mit Sinan abhängt.
Kenny hat die traurigsten Augen der Welt. »Nein, er hat Gina geküsst!«
»OH!«, mache ich und schaue mir das andere Mädchen noch mal an. »Ist das auch eine Freundin von dir?«
Kenny zuckt die Schultern. »Weiß nicht.« Und dann kullern doch ein paar Tränen aus ihren Augen.
»Kennylein!« Ich nehme sie in den Arm und ziehe sie
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