voll im Einsatz
ob er … ja, als ob er von hinten kam. Von hinten aus dem Garten.
Ich stürze aus meinem Zimmer und gegenüber rein in Maleas Zimmer und weiter zu ihrem Fenster, reiße den Vorhang beiseite und recke meinen Hals nach draußen. Auf die beiden kleinen Schreie von Malea und Kenny, die mich unter der Bettdecke erschrocken anstarren, kann ich gerade keine Rücksicht nehmen.
Nichts. Ich sehe nur unseren Rasen, die paar Obstbäume, den Zaun zum Garten von Gregory und seiner Mutter links und die Hecke zum Garten von Walter Walbohm rechts. Sonst nichts. Absolut nichts. Nicht mal Aurora. Obwohl die natürlich sowieso in ihrem Nest bei Walter Walbohm im Haus liegen sollte.
»Livi? Bist du das?«, wispert Malea und knipst das Licht an. Als sie mich erkennt, wird ihre Stimme fester. »Sag mal, haben sie dir Fische ins Hirn gesetzt? Was machst du hier?«
»SCHTTT!«, fauche ich sie an. »Und mach das Licht sofort wieder aus! Schnell!«
»Hä?«, macht Malea und rührt keinen Finger.
»Das Licht aus!«, fauche ich. »AUS!« (Komisch, dass man immer sofort das Bedürfnis hat, selbst nicht gesehen zu werden, sobald man die Lage nicht wirklich einschätzen kann.)
»Spinnst du?«, fragt Malea. »Wir haben geschlafen!«
Kenny hat nach ihrem kleinen Schrei nur »Oh, ach so, du bist es, Livi!« gesagt und die Augen gleich wieder zugemacht. Bloß Malea glotzt mich an, als hätte ich nicht mehr alle Hühnerfedern beisammen.
»Ich mach das Licht aus, wenn du wieder draußen bist«, grunzt sie. »Hau ab! Ich will schlafen!«
»Da …« Ich flüstere automatisch. »… da draußen hat jemand geschrien. Als ob er abgeschlachtet wird.«
Ich werfe einen schnellen Blick auf Kenny. Wir versuchen, solche Sachen wie abschlachten und so nicht zu sagen, wenn Kenny dabei ist. Iris will das nicht. Weil sie glaubt, dass Kenny sich das alles immer sofort vorstellt und gar nicht versteht, dass wir nicht wirklich abschlachten gemeint haben.
Oder habe ich das doch?
Es klang ziemlich gruselig.
Zum Glück ratzt Kenny bereits wieder tief und selig.
»Also da hat jemand tierisch laut geschrien«, füge ich etwas abmildernd hinzu. Ich flüstere immer noch. »Um Hilfe. Der hat um Hilfe geschrien.«
»Ehrlich?« Malea sieht augenblicklich interessierter aus.
Sie rappelt sich aus dem Bett raus, stapft zu mir rüber und drängelt sich neben mich ans offene Fenster. »Lass mal sehen!«
Doch auch Malea kann nichts erkennen. »Klang es wie Cornelius’ Stimme? Kenny hat erzählt, der hat vorhin mit seiner neuen Basstrommel gekämpft. Vielleicht tut er das ja immer noch.«
Cornelius? Ich überlege, dann schüttele ich den Kopf. »Nee, die Stimme klang ganz anders. Auf jeden Fall nicht wie einer von uns.«
»Nicht?« Malea sieht noch interessierter aus. Sie wird von Sekunde zu Sekunde wacher.
Wir lauschen noch mal in die Dunkelheit und versuchen beide, irgendwas in den Gärten zu erkennen, was kein Busch, Baum, Zaun oder Schuppen von Walter Walbohm ist. Irgendetwas muss doch da sein! Vielleicht ein verwundetes Tier?
Nee, das würde ja nicht »HILFE!« schreien.
Hm.
Genau da hören wir plötzlich ein Stöhnen. Ein unangenehm dunkles Stöhnen. Fast wie ein Röcheln. Ganz grässlich unheimlich klingt das. Über meinen Rücken laufen so viele Schauer, dass ich automatisch anfange zu zittern.
Doch Maleas Augen fangen an zu leuchten. »Hast du das gehört, Livi?«
Sie flüstert jetzt auch. Nein, sie haucht. Aber ihre Stimme klingt nicht zittrig. Kein Stück zittrig.
Das Röcheln draußen wird lauter. Bricht ab, setzt wieder an. Daneben hören wir irgendwas, das so klingt, als würde man was auf dem Rasen hin und her schieben.
Mir wird ein bisschen schlecht. »Ich glaube, wir sollten Cornelius Bescheid sagen.«
Malea guckt mich sofort finster und strafend an. »Spinnst du? Wir wissen doch noch gar nicht, was da unten los ist!«
»Eben«, versuche ich meinen Standpunkt klarzumachen. Wäre es nicht besser, hier einen Erwachsenen an unserer Seite zu haben?
»Aber wir sind nur zwei!«, bemerkt Malea ganz richtig, als wäre das die perfekte Erklärung. »Und wir wissen doch nicht, wie viele da unten sind!«
Ich begreife wirklich nicht, worauf sie hinaus will.
Malea sieht mich an, als wäre ich zu blöd, um von eins bis sieben zu zählen.
Sie schüttelt missbilligend den Kopf. »Echt, Livi! Wenn einer von uns auch noch auf Cornelius aufpassen muss, dann …«
Ich seufze. Wo sie recht hat, hat sie recht.
Cornelius ist ohne Zweifel so mutig wie ein
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