Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
Vom Netzwerk:
einen Blick. Wir haben denselben Gedanken: Rocky interessiert sich einen Scheiß dafür, was der Clan sagt. In Wirklichkeit muss er neuerdings seine schwangere Frau um Erlaubnis fragen, bevor er ein Risiko eingehen darf, denn sonst macht sie ihm das Leben tagelang mit ihrem Gezeter zur Hölle. Oder sie hat keine Lust auf Sex. Oder beides.
    Rocky will das Boot erklimmen, hält jedoch inne. »Ist da gerade Saft drauf, Rufus?«, fragt er und zeigt auf die Reling.
    Rufus schüttelt den Kopf. »Ich arbeite momentan an einem neuen System.«
    »Das Boot ist nicht … safe?«, frage ich verwundert.
    »Keine Sorge. Ist nur ein Knopfdruck«, erwidert Rufus und lässt unser Gefährt gemächlich in die stinkende Brühe tuckern.
    Als wir wenig später eine jener Röhren passieren, die wir vorhin nicht kontrolliert haben, hört man plötzlich ein leises Klicken aus der Ferne. Es folgt ein Sausen, das von einem Klackern abgelöst wird. Klingt ein bisschen wie das Hämmern des Buntspechts aus dem Tiergarten, der manchmal bei uns im Zoo vorbeischaut, weil er einen Kumpel im Vogelhaus hat.
    »Was war das?« Rocky greift nach seinem Elektroschocker.
    Ich will den Suchscheinwerfer in Position bringen, da klatschen plötzlich zwei Ratten mit lautem Fiepen aufs Achterdeck, berappeln sich sofort und greifen den Erstbesten an, der sich in ihrer Nähe befindet. Das ist Rocky.
    Wieder hört man das leise Klicken, wieder Sausen und Klackern.
    Ich bin immer noch mit dem Suchscheinwerfer beschäftigt. Weil meine Beine zittern, habe ich es noch nicht geschafft, den Lichtstrahl in den Seitenkanal zu lenken.
    Auf dem Achterdeck lässt Rocky den Elektroschocker knistern. Eine Ratte wird durch den elektrischen Schlag in jene Richtung befördert, aus der sie gekommen ist. Die andere fliegt an mir vorbei und landet mit aufgequollenen Augen und rauchendem Fell im Wasser.
    »Rufus, gib Gas!«, brüllt Rocky. »Und schalte die verdammte Reling ein!«
    Fast im gleichen Moment klatschen drei weitere Ratten aufs Achterdeck und stürzen sich wütend auf den Erstgeborenen. »Rufus! Hörst du mich?«
    Rocky kann Rufus’ Gesicht nicht sehen. Aber ich kann es. Unser genialer Bruder steht in Schockstarre am Steuerrad und blickt gedankenverloren in die Ferne. Für jemanden, der eigentlich zu ängstlich ist, um auch nur das Gehege zu verlassen, ist das hier offenbar eine Nummer zu krass.
    Gerade will ich rüber zum Steuerstand, um Rufus zu helfen, da fällt mir eine besonders räudige Ratte vor die Füße, während drei weitere auf das Achterdeck regnen, wo Rocky nun trotz Elektroschocker langsam in Bedrängnis gerät.
    Geistesgegenwärtig kicke ich meinen Angreifer über das aalglatte Vorderdeck. Dummerweise fällt die Ratte nicht ins Wasser, sondern kann sich mit einer Pfote an der Reling festhalten. Während sie sich wieder aufs Boot hochzuarbeiten versucht, drehe ich mich zu Rufus, dem nun das Licht des Scheinwerfers frontal ins Gesicht knallt. In der Hektik habe ich das Ding gerade versehentlich verrissen. Zum Glück, denn der helle Strahl hat Rufus aus seiner Schockstarre erwachen lassen. Er braucht noch eine Sekunde, um sich zu orientieren, dann ruft er: »Weg von der Reling!«, schiebt im gleichen Moment den Geschwindigkeitsregler mit einem Ruck nach vorn und drückt danach einen Knopf unterhalb des Steuerrades.
    Sofort werden die an der Reling hängenden Angreifer unter lautem Fiepen und Pfeifen abgesprengt. Rocky erledigt die restlichen Fälle mit dem Elektroschocker, und während sich die uns umgebende Kloake mit dampfenden Rattenleibern füllt, nimmt unser Speedboot Fahrt auf.
    Rufus zieht einen eleganten Bogen, um einerseits aus der Schusslinie zu kommen und andererseits in tieferes Wasser zu gelangen. Dabei schlackert der Suchscheinwerfer unkontrolliert hin und her. Schließlich fällt der Lichtstrahl genau in jene Röhre, aus der der Angriff kam.
    Der Anblick verschlägt uns dreien die Sprache. Die gesamte Röhre ist mit Ratten bevölkert. Sie umringen dicht an dicht zwei hölzerne Türme, die durch eine an einen riesigen Kochlöffel erinnernde Schaufel miteinander verbunden sind.
    »Was zur Hölle ist denn das?«, fragt Rocky.
    »Ich würde sagen: ein Katapult«, erwidert Rufus, nicht minder überrascht.
    Wie zur Bestätigung wird der Kochlöffel nun von mehreren Ratten nach hinten gezerrt, dann erklimmen andere das Schaufelende. Das Auslösen des Mechanismus ist von einem leisen Klicken begleitet. Sausend schwingt der Wurfarm nach vorn, bis er

Weitere Kostenlose Bücher