Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
Erklärungsversuche werden abgeblockt.
»Wissen Sie, was Eldas Mutter mit ihr gemacht hat? Das glauben Sie gar nicht. Warum haben Sie angerufen?«
»Funda, ich …«
»Sie hätten ihre Mutter mal sehen müssen!«
»Lass doch Frau Freitag mal ausreden«, mischt Elif sich ein.
»Danke, Elif, aber ich glaube, das bringt jetzt gar nichts. Wir reden später darüber.«
Was war passiert? Inspektorin Freitag war wieder aktiv: Ich finde eine Notiz in meinem Fach, dass Funda und Elda am Dienstag in der ersten Stunde gefehlt haben. In Geschichte wurde ein angekündigter Test geschrieben. Die Geschichtslehrerin will von mir wissen, wer unentschuldigt und wer entschuldigt gefehlt hat – wegen des Nachschreibens, denn bei unentschuldigtem Fernbleiben während einer Arbeit kassiert man natürlich gleich 0 Punkte.
Funda und Elda kleben aneinander wie Pech und Schwefel. Wie Hundekot an Profilschuhsohle, wie siamesische Zwillinge. Sie haben jeden Tag die gleichen Klamotten an – meistens Durchsichtiges im Animalprintlook. Zurzeit viel Schwarz und Beige, Sandfarbe oder Kamel.
Seit einigen Wochen fällt mir auf, dass die beiden oft in den ersten Stunden fehlen, und zwar immer gemeinsam. Von Elda bekomme ich ganz abstruse Zettel: Elda hatte in der ersten Stunde Bauch-, Zahn-, Kopfschmerzen. Ich habe mich jetzt schon des Öfteren gefragt, weshalb diese Schmerzen in der zweiten Stunde verschwinden. Ich wache selten mit Bauchschmerzen auf, und mein Kopf tut auch erst nach der Arbeit weh. Ich vermute seit langem, dass Elda die Entschuldigungen selbst unterschreibt. Die Unterschrift der Mutter wirkt recht kindlich.
Jedenfalls bekomme ich also in meiner Freistunde einen investigativen Anflug, schnappe mir die Türkischlehrerin unserer Schule und bitte sie, bei Eldas Mutter anzurufen und zu fragen, ob ihre Tochter das Haus am Dienstag pünktlich verlassen hat. Ich stehe gespannt neben dem Telefon und lausche dem Türkischtürkischtürkischtürkisch … Entschuldigungszettel … Türkischtürkischtürkischtürkisch.
Eldas Mutter fragt, ob Funda auch gefehlt habe, bedankt sich und bittet uns darum, immer gleich anzurufen, wenn so etwas noch mal vorkommt. Dann telefoniere ich noch mit Fundas Mutter. Auch sie hat ihre Tochter pünktlich aus dem Haus geschickt.
In der Pause laufen mir Elda und Funda ahnungslos über den Weg. »Sagt mal, ihr zwei Hübschen, wo wart ihr denn am Dienstag in Geschichte?« Ich antizipiere schuldbewusstes Grinsen. Aber nichts da.
Selbstgerecht gucken sie mich an und legen gleich los. Funda sagt, dass sie beim Frauenarzt war. Elda, dass sie mit Bauchschmerzen zu Hause saß. Erwartungsvoll beobachten sie, ob ich das schlucke. Ich warte – und dann kommt noch das i-Tüpfelchen auf ihrem Lügengebilde: »Sie waren doch nicht da. Hat Ihnen Herr Werner nicht die Entschuldigungen gegeben?«
»Nein, hat er nicht.«
Gemeinsam blöken sie nun los: »Oh Mann, was können wir dafür, dass er das nicht macht?«
Mir platzt der Kragen: »Okay, Schluss jetzt. Ich habe eben mit euren Müttern telefoniert. Es reicht. Lügt mich nicht weiter an.«
Jetzt gucken sie blöd aus der Wäsche, aber nur ein paar Sekunden lang. »Frau Freitag, wir sagen jetzt, wie es wirklich war: Wir sind pünktlich los, und der Bus hatte Verspätung, und dann sind wir zu spät gekommen, und dann dachten wir, dass wir lieber eine Entschuldigung bringen, weil wir ja sonst eine Fehlstunde haben.«
»Ja, und die habt ihr jetzt auch«, sage ich, drehe mich um und gehe.
Beim Rauchen erzählt mir ein Kollege, wie sie sich in seiner Stunde lautstark über die »Scheiß Frau Freitag« aufgeregt haben. Ich denke zufrieden: Na, da habe ich ja wohl alles richtig gemacht.
Schantalle nervt wieder
Noch im Bus nach Hause ärgere ich mich über Schantalle. Heute kam sie mir schon wieder blöd. Oh Mann, die stresst mich echt. Alles, was ich sage, wird von ihr mit ablehnenden Stöhngeräuschen kommentiert. Immer in einer Lautstärke, dass ich es eigentlich nicht hören, aber irgendwie doch mitbekommen soll. Und wenn ich dann frage »Schantalle, was ist denn?«, kommt von ihr ein scheinheiliges: »Waaas denn?«
Was mich am meisten nervt: Sie macht die Kunststunden demonstrativ zum Kaffeekränzchen und unterhält sich lautstark an ihrem Tisch über ihr blödes Privatleben. Alle anderen Schüler in dieser Gruppe arbeiten still und konzentriert vor sich hin, und sie schnattert nonstop.
Heute stehe ich hinten im Raum und höre von ihr: »Und dann sagt er
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