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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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wissen, die brauche ich auch für meine große Ansprache, und dann fehlen da noch Noten. Grrr!
    Ja, meine Rede. Was will ich überhaupt sagen?
    »Liebe Klasse, vielleicht habt ihr ja gemerkt, dass ich in letzter Zeit immer – oder oft – sehr schlecht gelaunt war. Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte?«
    »Weil Sie Ihre Tage haben?«
    »Weil Ihr Freund doof ist?«
    »Weil Ihre Haare so komisch aussehen?«
    »Weil Winter ist?«
    »Weil Sie dicker geworden sind und die Hosen nicht mehr passen?«
    »Nein, nein, nein, alles falsch. Es hat mit euch zu tun.«
    »Mit uns? Vallah , wieso? Wir machen doch gar nichts.«
    »Genau das ist es ja gerade! Ihr macht nichts. Gar nichts. Ihr kümmert euch nicht um eure Schulleistungen, eure Noten sind miserabel.«
    »Haben Sie die Noten? Können wir die sehen?«
    »Jaaaa, vallah , bitte, sagen Sie.«
    »Nein.«
    »Aber warum nein? Sagen Sie doch einfach.«
    »Nein, ich wollte euch was anderes sagen. Jetzt habt ihr mich ganz rausgebracht. Also, wo war ich, ja, genau, eure Noten sind schlecht … Elif, was ist denn?«
    »Frau Freitag, ich wollte nur mal fragen, also, wenn wir Klassenfahrt gehen, könnten wir dann nicht zwei Wochen machen?«
    »Ja, bitte zwei Wochen, dann können wir doch auch nach Italien!«
    »Nein ja, Italien ist schwul, lass mal Türkei fahrn.«
    »Türkei, neeein. Spanien mit Meer und so, voll schön.«
    Vielleicht sollte ich ihnen doch lieber einen Brief schreiben.
    Was denkt sie, wer sie ist, Hässlichkeit
    Tag der Rede! Frau Freitags Neujahrsansprache! Ich komme mir vor wie Frau Merkel am ersten Januar. Kurz vorm Klingeln trudeln ein paar Schüler ein. »Frau Freitag, Elif und Abdul verspäten sich. Vallah , ich schwöre, Bus hat Ersatzverkehr.«
    Vor meiner Nase sitzt Fatma. »Fatma.« Ich beuge mich zu ihr, um die Wichtigkeit meiner Worte zu unterstreichen: »Fatma, ich habe gerade Frau Schwalle im Lehrerzimmer gesprochen, und die sagt, dass du sie provozierst.« Das ist noch untertrieben, denn eigentlich hat Kollegin Schwalle getobt.
    »WAS? ICH SIE provozieren? Die kommt immer an zu mir. Hat die keine Freunde? Dauernd labert sie mich voll. Was denkt sie, wer sie ist, Hässlichkeit. Die soll mal abhauen. Was will die Frau?«
    »Na, ich bezweifle, dass sie mit dir befreundet sein möchte. Aber du solltest aufhören, ihr zu drohen, dass irgendetwas passiert …«
    »Wenn ICH wegen DER von der Schule fliege, dann, dann, dann passiert auch was.«
    »Fatma, hör auf zu drohen.«
    »Was drohen? Wenn ich von der Schule fliege, dann gehe ich zur Schulbehörde.«
    »Ja und dann?«
    »Ja, das werden Sie dann ja sehen. Dann erzähle ich denen mal was über die Schule. Was das hier für eine Schule ist. Hm, können Sie dann ja sehen. Und ich werde mir den Anwalt von meinem Onkel nehmen, und dann gehe ich an die Presse.«
    »Was willst du denen denn erzählen?«
    »Werden Sie dann ja sehen.«
    »Fatma, du fliegst doch gar nicht von der Schule. Das steht doch gar nicht zur Debatte. Aber wenn du hier die Lehrer bedrohst, dann könnte es dazu kommen, denn dann müssen wir uns ja schützen.«
    Fatma kneift drohend die Augen zu zwei kleinen Schlitzen zusammen und zischt: »Sie werden sehen, wenn ich von der Schule fliege, dann geht die Schule mit dem Arsch auf Grundeis.«
    Mit dem Arsch auf Grundeis? Ich versuche mir das vorzustellen. Asmaa, die neben Fatma sitzt, grinst und sagt: »Fatma, schrei doch nicht so rum. Guck mal, es ist acht Uhr. Noch so früh, reg dich doch nicht so auf.«
    »ICH SOLL MICH NICHT AUFREGEN? DIESE SCHEISS SCHWALLE REGT MICH AUF!«
    Jetzt meldet sich Funda von hinten: »Fatma, was ist denn los? Warum bist du denn so sauer?« Fatma erzählt. Funda relativiert. Macht sie super. Ich ziehe mich aus dem Gespräch zurück, und Funda und Asmaa managen die aufgebrachte Fatma.
    Die anderen Schüler erscheinen nach und nach (» Vallah , fünf Busse sind vorbeigefahren. Alle voll.«), nehmen sich ihre Kunstarbeiten und fangen an zu malen. Wir aquarellieren wieder. Die Bilder sehen super aus. Sie setzen meine Tipps 1a um.
    Kurz vorm Klingeln bitte ich sie aufzuräumen. Niemand bewegt sich. »Leute, wascht mal die Pinsel aus, gleich ist Pause.« Das Wort »Pause« führt sonst zu Pawlow’schen Reflexen. Heute nicht. Alle pinseln weiter vor sich hin.
    »Frau Freitag, können wir nicht weitermachen? Macht gerade so Spaß.«
    »Aber die Pause. Ihr habt doch gleich Mathe.«
    »Aber machen wir das nächste Woche weiter?«
    »Ja, auf jeden Fall.«
    Dann wird

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