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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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aufgeräumt. »Tschüs, Frau Freitag, schönes Wochenende.«
    »Schönes Wochenende, Frau Freitag.«
    »Ja, euch auch, Tschüssi.«
    Plötzlich sind sie alle weg. Der Raum ist sauber und leer. Da war doch noch irgendwas. Irgendwas habe ich doch vergessen. Aber es fällt mir nicht mehr ein.
    Voll ohne Sinn, liebe Schulbehörde
    »Aber die müssen sich bald anmelden«, sagt Frau Dienstag. »Auch an den OSZs gibt es nicht unendlich viele freie Plätze.« Frau Dienstag klärt mich auf, wie das mit meiner Klasse nach dem Schulabgang und ihren verkackten Abschlüssen weitergehen soll.
    Jetzt muss ich mich also auch noch darüber informieren und dann neue Mantren streuen: »Ihr müsst euch dort bewerben. Da gibt es einen Bewerbungsschluss. Warst du schon da? Hast du dich da angemeldet?« Das hört ja wohl nie auf.
    Morgen haben wir Zensurenkonferenz. Zur Realschulprüfung zugelassen werden fast alle, die es wollten – außer Mariella und Emre, aber die sind ja nun wirklich selbst dran schuld. Die Realschulprognose haben aber nur sehr wenige. Prognose heißt, dass ausgerechnet wird, welchen Schulabschluss sie bekämen, sollten ihre Noten so bleiben wie auf dem Halbjahreszeugnis. Irgendwie total paradox. Da darf man sich anmelden, wenn man nicht mehr als vier Fünfen und Sechsen hat, aber am Ende braucht man in fast allen Fächern eine Drei.
    Als würde man 100-Kilo-Frauen beim Casting für Germany’s next Topmodel auswählen, sie ins Modelhaus einziehen lassen und ihnen dann am Ende sagen: »Sorry, hier kannst du nur gewinnen, wenn du 48 Kilo wiegst.«
    Die Logik der Schulbehörde erschließt sich mir nicht. Haben die Angst, dass wir nicht genug zu tun haben? Schließlich muss ja jeder Angemeldete betreut und jede geschriebene Arbeit korrigiert, bewertet und in irgendwelche Computer eingegeben werden. Weniger Anmeldungen bedeutet eben auch weniger Arbeit für uns. Das darf wohl nicht sein. Außerdem müssten die Schüler sich ja, wenn sie sich nicht anmelden dürften, mit ihrer nahen Zukunft auseinandersetzen. So aber können sie diese unangenehmen Gedanken mit der Ausrede »Ich mache ja die Realschulprüfung« vor sich her ins Nirwana schieben.
    Rechnerisch ist bei manchen Schülern gar kein Realschulzeugnis mehr möglich – wer zum Beispiel nur einen Punkt in Mathe hat und im Sommer mindestens sieben braucht, der müsste ja dreizehn Punkte im zweiten Halbjahr bekommen. Die Note vom ersten Halbjahr plus die Note vom zweiten Halbjahr geteilt durch zwei ergibt die Endjahresnote. Es gibt an Gesamtschulen aber nur zwölf Punkte zu holen in Mathe. Und selbst, wenn rechnerisch alles möglich wäre, dann ist da ja noch die kleine Hürde, dass man sich für eine gute Note vielleicht ein wenig anstrengen muss.
    Ach, ich sehe schwarz. Aber Frau Dienstag hat mich beruhigt: »Bilde dir doch nicht ein, dass wir die letzten Menschen sind, die Einfluss auf die Schüler haben.« Stolz erzählt sie mir immer wieder, dass zwei ihrer ehemaligen Schüler jetzt bei der Deutschen Bahn arbeiten.
    Ich war nicht Arzt – ich bin Arzt
    Unglaublich, ich habe mich von einer akuten Magenschleimhautentzündung selbst geheilt. Vielleicht sollte ich Arzt werden. Ich wache auf und schleiche gekrümmt ins Bad. Wegen großer Lücken im biologischen Wissensbereich kann ich die Schmerzen keinem inneren Organ zuordnen. Der Freund weiß auch keinen Rat. »Hier, in der Mitte. Was ist denn da?«
    »Wahrscheinlich Magen.« Oder Lunge? Ist die Lunge nicht an der Seite?
    Ich kann nur noch gekrümmt laufen, schaffe es gerade, mir einen Kaffee zu machen. Auf die Idee, dass der, in Kombination mit Zigaretten, vielleicht gar nicht so sehr zur Genesung beiträgt, komme ich leider nicht. Aua! Alles in der oberen Mitte schmerzt, wenn ich mich gerade hinstelle. Wie soll ich denn in die Schule kommen? Anrufen, dass ich nicht komme, geht auch nicht, denn es ist schon nach halb acht. Ich gehe also mit einem um 90 Grad nach vorne gebogenen Oberkörper zum Bus. Sitzen geht. Stehen tut wieder weh.
    In der Schule krepele ich gleich ins Sekretariat. Die Sekretärin hat eine Erste-Hilfe-Ausbildung, denkt aber irgendwie, dass sie Medizin studiert hat. »Gabi, aua, guck mal, hier tut’s weh, was ist das für ein Organ? Das geht von hier bis hier.« Ich markiere mit dem Finger, wo der Schmerz liegt.
    »Magen.« Ich denke sofort: Krebs.
    Sie: »Wahrscheinlich eine Magenschleimhautentzündung.«
    »Du, Gabi, ich kann gar nicht richtig stehen, das tut so weh. Ich habe jetzt gleich die

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