Volle Deckung Mr. Bush
die Verwandten von bin Laden
einsammelte und sie dann außer Landes flog, bevor das FBI sie verhören konnte?
Mr. Bush, das ist jetzt nicht persönlich gemeint, aber ich saß am Morgen des 11. September in Los Angeles fest. Ich balgte mich mit anderen um einen Mietwagen und fuhr dann 4 800
Kilometer nach Hause - nur weil nach dem Anschlag alle Flüge
gestrichen waren.
Aber die Verwandten von bin Laden durften im Privatjet kreuz und quer über Amerika herumdüsen und dann das Land
verlassen. - Kannst du mir das erklären?
Privatflugzeuge durften (unter Aufsicht der saudischen
Regierung und mit deiner Genehmigung) durch den
amerikanischen Luftraum fliegen und 24 Mitglieder der Familie bin Laden einsammeln und sie zu einem »geheimen
Sammelpunkt in Texas« bringen. Von dort flogen sie nach
Washington D.C. und dann weiter nach Boston. Am 18.
September wurden sie schließlich nach Paris geflogen, außer
Reichweite aller US-Behörden. Sie wurden nie verhört, nur das FBI stellte ihnen ein paar Fragen und kontrollierte vor der
Abreise ihre Pässe.50 Ich sprach mit einem FBI-Beamten, und
der erzählte mir, beim FBI habe man »getobt«, weil man die bin Ladens nicht im Land festhalten und richtig ermitteln durfte -
wie die Polizei eben ermittelt, wenn sie versucht, einen Mörder aufzuspüren. Normalerweise will die Polizei mit den
Familienangehörigen des Verdächtigen reden,
um
herauszufinden, was diese wissen, wen sie kennen und wie sie 50 Jane Mayer, »The House of bin Laden«, in: The New Yorker, 12.
November 2001; Patrick E. Tyler, »Fearing harm, bin Laden kin fled from US«, in: The New York Times, 30. September 2001; Kevin Cullen, »Bin Laden kin flown back tu Saudi Arabia«, in: The Boston Globe, 20. September 2001; Katty Kay, »How FBI helped bin Laden family flee US«, in: The London Times, l. Oktober 2001.
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bei der Fahndung nach dem Flüchtigen helfen könnten.
Nichts davon wurde getan.
Das ist verrückt. Da haben wir zwei Dutzend bin Ladens auf
amerikanischem Boden, Mr. Bush, und du kommst mit der
fadenscheinigen Ausrede daher, du würdest dich um die
»Sicherheit« dieser Leute sorgen. Wäre es nicht möglich, daß mindestens einer der 24 bin Ladens etwas gewußt hätte? Oder daß man zumindest einen von ihnen hätte »überreden« können,
bei der Fahndung nach Osama zu helfen?
Nö, nichts davon. Tausende saßen fest und durften nicht
fliegen, aber wenn man nachweisen konnte, daß man mit dem
größten Massenmörder in der amerikanischen Geschichte
verwandt war, dann bekam man einen Gratisflug ins schöne
Paris!
Klar, die bin Ladens waren Geschäftspartner von dir. Warum
solltest du alten Freunden der Familie nicht einen Gefallen tun?
Aber um noch einmal auf den Vergleich mit Clinton
zurückzukommen, stelle dir mal vor, daß Bill Clinton kurz nach dem Bombenanschlag in Oklahoma sich auf einmal Sorgen um
die »Sicherheit« der Familie McVeigh in Buffalo gemacht und
sie kostenlos außer Landes gebracht hätte. Was hättest du, was hätten die Republikaner dazu gesagt? Da wäre doch ein gewisser Fleck auf einem dunkelblauen Anzug plötzlich gar nicht mehr so wichtig für die Hexenjagd gewesen, stimmt's?
Wie hast du in dem Chaos nach dem 11. September nur die
Zeit gefunden, auch noch an den Schutz der bin Ladens zu
denken? Deine Fähigkeiten zum Multi-Tasking erstaunen mich.
Doch als ob die bin Ladens über Amerika (»Air Laden«?)
noch nicht genügten, die Tampa Tribune berichtete, die Behörden hätten auch noch Zeit gefunden, weiteren Saudis zu
helfen. Offenbar durfte ein zweiter Jet der Saudis, dieses Mal ein privater Learjet (von einem privaten Flugplatz aus, der dem Rüstungsunternehmen Raytheon gehört, das ganz zufällig eifrig
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für die Republikaner spendet), am 13. September (als der
gesamte Flugverkehr noch eingestellt war) von Tampa nach
Lexington in Kentucky fliegen. Dort wurden ein paar Mitglieder der saudischen Herrscherfamilie abgesetzt, um anderen saudischen Scheichs Gesellschaft zu leisten, die sich in
Kentucky Pferde angesehen hatten. Zwei Leibwächter der
Footballmannschaft Tampa Bay Buccaneers wurden als
Begleitung für den Flug angeheuert und erzählten dann der
Tribune ihre Geschichte. Auf dem Rückflug nach Tampa teilte ihnen der Pilot mit, er müsse noch ein paar Leute in Louisiana abholen… 51
Warum, Mr. Bush, wurde das erlaubt?
Die verängstigte amerikanische Bevölkerung müht sich, die
Tage nach dem 11. September zu
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