Volle Deckung Mr. Bush
Oktober 2001, den dein Justizminister anscheinend unterschlagen hatte.
Was stand darin? Die Rechtsexperten des Justizministeriums
hatten erklärt, daß - aufgepaßt - nichts dagegen sprach, die Kartei der Waffenkäufer zu benutzen und zu prüfen, ob ein verdächtiger Terrorist eine Waffe gekauft hatte. Hast du das gelesen, Mr. Bush? Ich unterstreiche es für dich und nehme eine größere Schrift, damit du es ganz leicht und langsam lesen
kannst:
Es spricht nichts dagegen, zu überprüfen, ob ein
verdächtiger Terrorist eine Waffe gekauft hat.
Es spricht nichts dagegen! Wie schockierend! Wer außer dir und John Ashcroft wü rde die Ansicht vertreten, es sei
gesetzeswidrig, wenn man überprüft, ob ein potentieller
Terrorist eine Schußwaffe gekauft hat? (Das GAO meldete auch, daß bei 97 Prozent der illegal gekauften Schußwaffen die
Genehmigungen ursprünglich erteilt worden waren und
zurückgenommen wurden, als man den Fehler bemerkte. Das
wäre nicht möglich gewesen, wenn die Daten nach 24 Stunden
anstelle von 90 Tagen gelöscht worden wären.)
Deine Regierung spricht vom »Phantom verlorener
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Bürgerrechte«? Erkläre das den Männern und Frauen, die ins
Gefängnis geworfen wurden, Mr. Bush, und zwar nicht, weil sie Terroristen, sondern weil sie Muslime sind. Und erkläre mir, warum du glaubst, du hättest ein Recht darauf zu erfahren,
welche Bücher ein mutmaßlicher Terrorist liest, aber nicht,
welche Waffen er besitzt.
Wer unterstützt denn nun die Terroristen, Mr. Bush?55
Frage 6
Wußtest du, daß die Taliban nach Texas reisten, als du dort Gouverneur warst, und sich dort mit deinen Freunden aus
dem Ölgeschäft trafen?
Mr. Bush, ich weiß nicht, was mich dazu trieb, eines Abends ein paar Suchbegriffe auf der Website der BBC einzugeben, aber da saß ich und tippte »Taliban« (die Briten schreiben »Taleban«) und »Texas« und siehe da, was erschien auf meinem
Bildschirm? Ein Bericht der BBC vom Dezember 1997:
»Taliban zu Pipeline-Gesprächen in Texas«
Wie du weißt, wurden die Taliban in der Zeit, als du Gouverneur warst, nach Texas eingeladen. Laut BBC trafen sich die Taliban dort mit Vertretern von Unocal, dem Öl- und Energiekonzern,
und sprachen über Pläne, eine Erdgaspipeline von Turkmenistan 55 Fox Butterfield, »Justice Dept. bars use of gun checks in terror inquiry«, in: The New York Times, 6. Dezember 2001; Neu A. Lewis, »Ashcroft defends antiterror plan; says criticism may aid US foes«, in: The New York Times, 1. Dezember 2001; Peter Slevin, »Ashcroft blocks FBI access to gun records«, in: The Washington Post, 7.Dezember 2001; Violence Policy Center (www.vpc.org), »Firearms training for Jihad in America«; Fox Butterfield, »Ashcroft's words clash with staff on checks«, in: The New York Times, 24. Juli 2002.
-51-
durch das von den Taliban kontrollierte Afghanistan nach
Pakistan zu bauen. 56
Mr. Bush, was ging da vor?
Laut dem Londoner Telegraph Online rollten deine Freunde vom Ölkonzern den roten Teppich für die berüchtigtsten,
mordlustigsten Schurken der Welt aus und machten ihnen den
Aufenthalt in Texas so angenehm wie möglich.
Zunächst verbrachten die Führer der Taliban einige Tage in
Sugarland in Texas und genossen westlichen Luxus. Die
Gastgeber brachten die brutalen Bastarde in einem Fünf-Sterne-Hotel unter, gingen mit ihnen in den Zoo und besuchten
natürlich auch das NASA Space Center.57
»Houston, wir haben ein Problem« erhält da plötzlich eine
ganz andere Bedeutung, aber das kam dir wohl nie in den Sinn, auch wenn die Taliban eines der repressivsten
fundamentalistischen Regimes der Welt errichtet haben. Wenn
es umgekehrt gewesen wäre und die Taliban dich in Kabul
empfangen hätten, wäre die Hinrichtung von Frauen, die sich
nicht von Kopf bis Fuß bedeckt hatten, sicher Teil des
Unterhaltungsprogramms für die Gäste gewesen. Na, das wäre
doch mal was anderes gewesen, stimmt's?
Nach dem Besuch in Texas schauten die Taliban-Führer in
Washington vorbei und trafen sich dort mit Karl Inderfurth, dem Staatssekretär für Südasien. Dann ging's weiter nach Omaha, wo die University of Nebraska später einen speziellen Lehrgang für Afghanen zum Bau von Pipelines durchführte - alles finanziert von deinen Freunden bei Unocal. Bei einem weiteren Besuch im Mai 1998 (dieses Mal finanziert von Clintons
Außenministerium) machten die Taliban-Abgesandten noch eine
56 »Taleban to Texas for pipeline talks«, BBC World
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