Volle Deckung Mr. Bush
dieser Anhörung des Senats hielt Mr. Ashcroft etwas hoch, was seiner Aussage nach ein Trainingshandbuch von Al Kaida
54 Cheryl W. Thompson, »Senators challenge Ashcroft on Gun Issue«, in: The Washington Post, 27. Juli 2001.
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war.
»In diesem Handbuch«, warnte er, »wird Al Kaida-Terroristen
erläutert, wie man die Freiheit in Amerika als Waffe gegen uns einsetzt.«
In diesem Punkt hatte er ausnahmsweise recht. Ein Grundrecht der Bürger der USA, von dem die Anhänger der Al Kaida ganz
bestimmt begeistert sind, ist der zweite Verfassungszusatz.
Ein weiteres Pamphlet, das in einem Unterschlupf der
Terroristen in Afghanistan gefunden wurde, lobt ebenfalls die USA. Offensichtlich ist Ashcroft diese feine Ironie entgangen.
In diesem Handbuch der Al Kaida steht:
• In einigen Ländern der Welt, vor allem in den USA, ist das Training mit Schußwaffen allgemein erlaubt. Man sollte sich
möglichst einem Schützenklub anschließen und regelmäßig auf
dem Schießstand trainieren. Es gibt zahlreiche frei zugängliche Schießlehrgänge in den USA, deren Dauer von einem Tag bis zu zwei Wochen oder mehr reicht.
• Nützlich sind Kurse für Scharfschützen, über den
allgemeinen Schußwaffengebrauch und den Umgang mit
Langwaffen (Gewehren). Kurse für Faustfeuerwaffen sind
ebenfalls sinnvoll, aber erst, wenn man mit einem Gewehr
umgehen kann.
• In anderen Ländern, zum Beispiel in einigen Bundesstaaten
der USA und in Südafrika, ist es jedem Bürger erlaubt, halb-
und vollautomatische Waffen zu besitzen. Wenn Sie in so einem Land leben, sollten Sie ganz legal ein Sturmgewehr erwerben, vorzugsweise eine AK-47 oder ähnliches. Lernen Sie den
richtigen Umgang damit, und üben Sie auf den dafür
ausgewiesenen Schießplätzen.
• Achten Sie die Gesetze des Landes, in dem Sie sich aufhalten, und vermeiden Sie den Umgang mit illegalen Schußwaffen. Den
Gebrauch vieler Schußwaffen kann man ganz legal lernen, man
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muß also nicht Jahre im Gefängnis verbringen, weil man mit
illegalen Schußwaffen erwischt wurde. Lernt soviel wie möglich und wartet mit dem Rest bis zum eigentlichen Dschihad.
So so, Mr. Bush, Al Kaida hat sich also verschworen, eines
unserer »Grundrechte« (das Recht, Waffen zu tragen) gegen uns zu nutzen.
Es gefällt mir wirklich, daß du Hunderte von Personen
verhaften ließest. Sie wurden einfach auf der Straße aufgegriffen und ins Gefängnis geworfen. Sie durften weder einen Anwalt
konsultieren noch ihre Familien benachrichtigen, und die
meisten wurden einfach mit der Begründung ausgewiesen, sie
hätten keine gültige Aufenthaltserlaubnis. Du kannst also den in der Verfassung im vierten Zusatzartikel garantierten Schutz vor willkürlicher Durchsuchung und Verhaftung mißachten, ebenso
das Recht auf eine öffentliche Verhandlung vor einem
Geschworenengericht, das Recht auf einen Verteidiger und das Recht auf freie Meinungsäußerung, auf Versammlungsfreiheit
und freie Ausübung der Religion aus dem ersten Zusatzartikel.
Du glaubst offensichtlich, du hättest das Recht, all diese
Grundrechte zu mißachten, aber wenn es um das im zweiten
Zusatzartikel garantierte Recht geht, eine AK-47 zu besitzen, dann hört der Spaß auf! DAS Recht läßt du ihnen - und
verteidigst es, selbst wenn sie ein Flugzeug in ein Gebäude
geflogen und Menschen getötet haben.
Als die Sache bekannt wurde, hast du dir natürlich Sorgen
gemacht, daß die Bürger die Geschichte in den falschen Hals
bekommen könnten (von denen die Mehr heit strengere
Waffengesetze will), daher schicktest du eine Sprecherin des Justizministeriums vor, die uns erklären sollte, daß die
Entscheidung von »leitenden Justizbeamten« nach einer
ausführlichen Untersuchung »des Gesetzes« getroffen worden
sei. Zu diesen Medienmanipulierern gehörte auch Mr. Viet
Dinh, der Chef des Office of Legal Policy im Justizministerium.
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Wie rechtfertigte Dinh die verhinderte Überprüfung der
Verdächtigen? Nach Angaben der New York Times »ordnete Mr.
Dinh an, die Überprüfung sei nicht zulässig, weil sie die Privatsphäre dieser Ausländer verletze« (Hervorhebung des Autors).
Ja, wenn es um Waffen geht, dann müssen sogar die Rechte
von Ausländern geschützt werden.
Aber im Juli 2002 kam die Wahrheit heraus. Die
Finanzaufsichtsbehörde General Accounting Office (GAO)
veröffentlichte die tatsächliche Meinung des Justizministeriums zu der Angelegenheit. Sie steht in einem Bericht vom l.
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